2. November 2015
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Wenn der Hahn noch schläft…

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SCHULE

Wenn der Hahn noch schläft …

Schulbeginn

Schlafforscher sind sich einig: So geht’s nicht ...FOTOS: WECKER: © PICPROFI_FOTOLIA.COM, KIND: © PICTURE-FACTORY_FOTOLIA.COM
Schlafforscher sind sich einig: So geht’s nicht …
FOTOS: WECKER: © PICPROFI_FOTOLIA.COM, KIND: © PICTURE-FACTORY_FOTOLIA.COM
Im Winter wird der frühe Unterrichtsbeginn an Hamburger Schulen zum Ärgernis. Modellversuche erproben nun einen späteren Schulbeginn. Nicht jedoch im Hamburger Westen.

Bildungsforscher und Mediziner predigen seit Jahren: Der frühe Schulanfang um 8 Uhr morgens, ungeachtet der Jahreszeit, führt zu geringer Aufnahmebereitschaft und verminderten Leistungen. Wer sich im Winter um Punkt 8 Uhr morgens vor eine Klasse stellt und sich diesen blassen, gähnenden Haufen ansieht, der gewinnt rasch die Ahnung, dass die Wissenschaftler hier nicht ganz falsch liegen. Vor diesem Hintergrund erproben erste Hamburger Schulen in Modellversuchen einen späteren Schulstart, so z.B. das Gymnasium Marienthal. Die Erfahrungen sind überwiegend positiv und könnten, zumindest an weiterführenden Schulen, zu dauerhaften Veränderungen führen.

Während nun in der Stadt lebhaft über Pro und Kontra debattiert wird, spielt das Thema in den Elbvororten offenbar keine Rolle.

So schreibt Ingrid Herzberg, Direktorin des Gymnasiums Blankenese auf Nachfrage: „In einer Gesellschaft, in der die Anzahl von berufstätigen Alleinerziehenden und zwei berufstätigen Elternteilen ständig zunimmt, halte ich dies für ein Luxus-Problem, das mich eigentlich nicht bewegt, obwohl ich gern selbst ausschlafe und einen langsamen Start in den Tag schätzen kann.“ Stephan Pauli, Schulleiter der Elbkinder-Grundschule argumentiert mit dem Betreuungsproblem, das sich aus einem späteren Schulbeginn ergäbe. Ein Unterrichtsbeginn um 9 Uhr ist demnach nur denkbar mit einer vorgelagerte Frühbetreuung für Kinder mit früh berufstätigen Eltern.

Pauli: „Da die wenigsten Eltern erst nach 9 Uhr bei der Arbeit sein müssen, wäre so eine Frühbetreuung picke-packe-voll – und entsprechend lebhaft.“
 

Während viele Eltern dunkle Abende als Gefahr für Kinder empfinden, lassen sich dunkle Wintermorgen bei einem Schulstart um 8 Uhr kaum vermeiden FOTOS: © CHRISTIAN MÜLLER_FOTOLIA.COM 
Während viele Eltern dunkle Abende als Gefahr für Kinder empfinden, lassen sich dunkle Wintermorgen bei einem Schulstart um 8 Uhr kaum vermeiden
FOTOS: © CHRISTIAN MÜLLER_FOTOLIA.COM 
Dieser Argumentation schließt sich Peter Mein an, Leiter der Schule Lehmkuhlenweg: „Die Grundschulen müssen den Eltern eine verlässliche Unterrichtszeit von 8 bis 13 Uhr mit anschließendem Hort garantieren. Ein späterer Beginn wäre zwar theoretisch möglich, es müsste dann aber eine Betreuung in der Zeit davor sichergestellt werden, wofür die GBS-Grundschulen jedoch keine Ressourcen bekommen. Außerdem würde ein späterer Beginn mit dem anschließenden Hort kollidieren, weil dieser dann erst um 13.30 oder 14 Uhr starten könnte. Die Kinder bekämen zum Teil erst sehr spät ihr Mittagessen und alle folgenden Elemente wie Hausaufgabenzeit und Kursangebote würden den Nachmittag der Kinder in der Schule entsprechend verlängern.“

Eltern und Schüler sollten sich daher nicht allzu viel Hoffnung machen. Aller Voraussicht nach ändert sich im Hamburger Westen nichts. Warum der frühe Schulbeginn unverändert auch für die älteren und selbstständigeren Oberstufenschüler gelten soll, bleibt indessen unklar.

Autor: tim.holzhaeuser(at)kloenschnack.de

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