29. September 2016
Magazin

Wer ist verstrahlt?

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LESERBRIEFE 

Klönschnack 09/2016
Klönschnack 09/2016

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Wer ist verstrahlt?

Betr.: „Siebeck vs. Schmidt“, Kommentare der Anwohner (KLÖNSCHNACK, 8.2016)

Bei der Lektüre von Tim Holzhäusers Kolumne habe ich mich denn doch gefragt: Bin ich verstrahlt oder er, wenn er beklagt, dass Helmut Schmidt nach seinem Tod Opfer grenzenloser Heldenverehrung geworden sei, auch in der „Zeit“, deren Herausgeber er war, während der ebenfalls verstorbene Gourmet und „Zeit“-Autor Wolfram Siebeck von seiner „undankbaren, ehrlosen Postille“ mit dem Abdruck von dreien seiner alten Rezepte abgespeist worden sei. Und das, obwohl Siebeck „das Leben der Deutschen elementar verbessert“ und Großes wie ein begehrtes Kochbuch aus 2003 hinterlassen habe. Aber das große Staatstheater, und dann bemüht Holzhäuser den dritten Toten, den „Zeit“-Feuilletonisten Raddatz, bleibe dem „Bescheidenheitsprotz“ vorbehalten. Das habe ihn genervt und zum Nachdenken über Bewertungen veranlasst. Ohne Frage hat jeder von beiden seine Verdienste. Aber Siebeck und dessen Schaffen mit dem von Schmidt zu vergleichen und posthum auf solch schiefe Weise angeblich versagte Nachruf-Ehre für ihn einzufordern, ist sicher keines. Sondern gespenstisch weltfremd und Beispiel dafür, was eitle Überheblichkeit einem anderen Menschen antun kann.

ELMAR SCHNITZER
BLANKENESE

An der Elbe, Mitte der 60er Jahre 

Betr.: „Zuhause ist auch sehr schön“, Urlaub (KLÖNSCHNACK, 9.2016)

Sie beanstanden u. a. das Fehlen von Strandkörben; ich auch. Nach Ende des II. Weltkrieges erinnere ich mich an die Strandkorbvermietung einer Frau Dummann unterhalb des Hirschparks gleich hinter dem ehemaligen Elbkurhaus. Der heutige Hans-Leip-Weg existierte damals noch nicht. Für etwa „genannte Badegäste“ hatte Frau Dummann sogar drei oder vier zweirädrige Badekarren, welche zum Umziehen dienten, aufstellen lassen. Durch Armeskraft mussten dieselben bei Hoch- oder Niedrigwasser dann an den Rand der Elbe gezogen werden.

Ihre Beobachtung, dass bis 1991 im Bistro Kajüte SB12, Strandkörbe zu mieten waren, kann ich nur bestätigen. Davor vermietete ein gewisser von Helms o. a. Objekte. Außerdem existierte noch eine Strandkorbvermietung einer Frau Hannken zwischen dem unteren Leuchtturm und dem Fähranleger Wittenbergen. Ausgerüstet mit Picknicktasche und erfrischenden Getränken konnte man hier einen traumhaften Samstag im Strandkorb an der Elbe mit reichlichem Hinterland-Baumbestand verleben.

 Um die Hafenliegegebühren einzusparen, verließen nach 15 Uhr zahlreiche Stückgut-Frachtschiffe elbabwärts den Hamburger Hafen Richtung Nordsee. An Sonntagen sollte man allerdings vermeiden, aus Erholungsgründen diesen Strandabschnitt aufzusuchen, dann „spuckten“ nämlich die grünen Ausflugsschiffe der HADAG Reeperbahnbesucher vom Vorabend und morgendlichen Sonntag-Fischmarkt-Bummel mit vorhergehendem reichlichem Alkoholkonsum aus. Die Erholung hatte jedenfalls „ihren Lohn dahin“, denn am Strand wurde weiter gegrölt und getrunken.

 All dies spielte sich nun Mitte der 60iger Jahre ab. Alternativ bot sich noch die Möglichkeit, vom Blankeneser Fähranleger Op’n Bulln mit einer der Cranz-Fähren Richard Wagner, Franz Schubert, Lortzing auf die Südseite der Elbe überzusetzen. Von Cranz aus ging man zu Fuß etwa 1,5 km lang den Diek bis Hinterbrack. Dort verließ man den Deich Richtung Hahnöfer Nebenelbe und gelangte an einen traumhaften Strand mit schattenspendenden Weiden im Rücken. Über Schweine-/Neßsand konnte man viele Hamburg verlassende Massen- und Stückgutfrachter beobachten. All dies ist heute durch Deichbefestigungen und Erhöhung nicht mehr möglich.

KLAUS OESTMANN
BLANKENESE

„Oh mein Gott!“ 

Betr.: Leserbrief von Carsten Brandt zu „Lasst doch mal ein Kuchenpaket vom Stapel“, ein Matrosengefreiter der „Bismarck“ (KLÖNSCHNACK, 6.2016)

Was will Herr Brandt eigentlich „beweisen“? Dass die fürchterlichen deutschen Luftangriffe auf Warschau und andere Städte kriegsrechtlich korrekt erfolgt sind?! Oh, mein Gott!
 
Auch er sollte endlich begreifen, dass am 1. September 1939 in alleiniger Verantwortung des Deutschen Reichs ein verbrecherischer Angriffskrieg losgetreten wurde, der in einer europäischen Katastrophe endete. Ohne diese Kriegspolitik ist letztlich auch der Holocaust nicht denkbar.

Vor den Toren Hamburgs, in der Peripherie der Stadt Ahrensburg steht noch heute ein denkwürdiges Denkmal mit der Aufschrift: „Den Beschützern der Heimat von 1939–1945 – aus Dankbarkeit“.

Dazu passt sicherlich auch die aberwitzige These über die Siegermächte, die uns ihre Lesart der Kriegsentwicklung auf – oktroyiert hätten. Wir haben in Deutschland den Historikerstreit erlebt und ebenso die wütenden Proteste gegen die Wehrmachtsausstellung überwunden.

Es ist aber schön, dass Menschen wie Herr Brandt uns erneut daran erinnern, dass unseriöse geschichtliche Denkmuster immer wieder aufkeimen.

Man stelle sich in einem kontrafaktischen Gedankenexperiment einmal vor, solche Wertorientierung wäre in Deutschland mehrheitsfähig. Dann hätten wir sicher eine rechtsnationale NPD-Regierung und wären vom Rest Europas und der Welt isoliert. Das halte ich auch ohne Infamie für „Brandt-gefährlich“.

JOACHIM KASTEN
NEUSTAD

… aus vollem Herzen

Betr.: „Radio“, Vorweg von Klaus Schümann (KLÖNSCHNACK, 8.2016)

Ihren Kommentar zu der einfallslosen Musik unserer Rundfunksender kann ich nur voll unterstreichen. Sie haben mir aus vollem Herzen gesprochen.
DR. MICHAEL OTTO
VORSITZENDER DES AUFSICHTSRATES OTTO GROUP
HAMBURG

Bescheidenes Radio?

Betr.: „Radio“, Vorweg von Klaus Schümann (KLÖNSCHNACK, 8.2016)

Leider hatte ich erst jetzt die Gelegenheit, die Klönschnack-Ausgabe August 2016 zu lesen. In Ihrem „Vorweg“ dieser Ausgabe gehen Sie auf die Radiosender ein, die mit ihren Jingles ständig sich selbst und ihre Musikauswahl loben. Wenn man auch festhalten muss, dass Bescheidenheit als Tugend in der heutigen Gesellschaft kaum noch existiert, sollte sich ein öffentlich-rechtliches Medium dem nicht so massiv anschließen. Die dauernden Wiederholungen „Einfach besser informiert“ (Nachrichten) und „Hamburg – meine Stadt, mein Lieblingsmix“ (Musik) empfinde ich als niveaulos und sollte den verantwortlichen Redakteuren eher peinlich als nützlich sein. Meine Kritik bezieht sich nicht nur auf Hamburg 90,3 (HH), sondern auch auf die Welle Nord (SH). Wie wohltuend dagegen die Eigenwerbung von NDR-Kultur „Hören und genießen“. Aber auch als Anhänger von klassischer Musik kann man NDR-Kultur nicht den ganzen Tag hören. Man braucht eben auch Musik, bei der man nicht nachdenken und sich konzentrieren muss.
EBERHARD NIEKE
RISSEN

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