HAUSBESUCH
„Wer Meer hat, braucht weniger“
Undine Schaper, Verlegerin

Auf den Fensterbänken des Treppenhauses reihen sich Schäkel und Blöcke ordentlich aneinander. In jedem der Elbe zugewandten Raum liegen mehrere Ferngläser griffbereit. An einer Wand hängt ein maritimes UKW-Gerät. Der Blick aus dem Fenster des dritten Stockes zeigt im Vordergrund den Eisbrecher „Stettin“ und die ehemalige Elbfähre „Bergedorf“, die seit Jahren als Gastroschiff dient. Am gegenüberliegenden Elbufer wird gerade das Hapag-Lloyd-Schiff „Valencia Express“ entladen. „Aus meinem Elternhaus in Övelgönne war der Blick noch besser“, kommentiert die Hausherrin die Aussicht.
Wann kommt die Fähre? Wohin fährt gerade die Wasserschutzpolizei? Wann setzt die Tide elbabwärts? Antworten gibt neben den Ferngläsern das iPad mit Apps wie „Marine Traffic“.
Elbe, Boote und Schiffe kennt Undine Schaper von klein auf. „Als ich zwei Jahre alt war, segelten meine Eltern mit mir nach Helgoland.“ Vater Jürgen, heute 83 und einer von vier Hamburger Commodoren sowie langjähriger Vorsitzender in der Segelvereinigung Altona-Övelgönne, segelt heute noch. So wie Tochter Undine. Ihr Folkeboot lag lange an der Schlei. Manchmal überlegt sie, ob ihre maritime Zukunft auf einem ausrangierten Festmacherboot liegt.
Ferngläser liegen auf jeder Etage parat
Ein Leben ohne Wasser? Undenkbar. „Wer Meer hat, braucht weniger“, so die Erfahrung und zugleich das Credo.
Wie stark die Familie allem Maritimen verbunden ist, zeigte sich bereits bei dem Namen Undine. Ein „Elementarwesen“, das zur mythologischen Gattung Nymphe gehört und das Element Wasser verkörpert. Einem untreuen Gatten soll Undine laut Sage den Tod bringen.
Kein Wunder also, dass die Tochter eines begeisterten Seglers auch in ihrem Berufsleben Booten, Schiffen und dem Meer verbunden ist. Nach dem Abitur am Gymnasium Altona, verschiedenen Studiengängen und einer Lehre in einem maritimen Buchverlag machte sich Undine Schaper mit dem immer im Frühjahr erscheinenden Magazin „Land und Meer“ selbständig. In diesem Sommer kam das Magazin „Seaside“ hinzu. Das wende sich an eher jüngere Leser. Wenn die Hausherrin nicht am Schreibtisch sitzt oder den Verkehr auf der Elbe beobachtet, sitzt sie gern im „Seeteufel“, der urigen Kneipe und Bar am Anfang der Elbchaussee. Da kann die Wirtin Evi noch so sehr gramuseln. Die Land-und-Meer-Erfinderin: „Es gibt keine maritimere Kneipe.“
Autor: helmut.schwalbach(at)kloenschnack.de
