PARTNERSCHAFT
Wer schreibt, der bleibt …
Von der Kunst, einen Brief zu schreiben
Man muss sicherlich nicht zurück – gehen bis in jene Zeiten, als die Sumerer mit ihren Griffeln in den dafür vorgesehenen Ton sorgfältig Keile getrieben haben. Obwohl manche Schreibschrift daran erinnern mag, weil es längst ungewohnt ist, per Hand zu schreiben. Davon können jene, die nur noch am PC sitzen, ein Lied singen. Ihre sorgsam entwickelte Handschrift ist, trotz schulischer Übung im Fach „Schönschrift“, längst nicht mehr das, was sie einmal war.
Irgendwann fing es ja an mit der schriftlichen Konversation. Die Keilschrift diente vornehmlich der Übermittlung einfacher Botschaften, nachdem das Trommeln nicht mehr up-to-date war.
Emotionale Feinheiten und Empathie konnten dabei kaum Berücksichtigung finden. Die Hieroglyphen der Ägypter sollen sogar noch älter sein. Die Schriftgelehrten bedienten sich einer Sammlung aus Symbolen, Piktogrammen und Ideogrammen. Als der Mensch dann anfing, Schrift zur Verständigung einzusetzen, gab es kein Halten mehr.
2) Klassiker & Luxus: Das Meisterstück vom Montblanc. Beliebtes Geschenk zu einem Jubiläum oder dem bestandenen Abitur. Die Edition 2016 ziert eine Gravur der Elbphilharmonie, eine Prägung mit deren Umrissen. Wie ein Bekennntnis. Heureka!! Ein feines Sympol für etwa 900 Euro
3) Ganz „oben im Regal“: Montegrappa, Tintenroller „Tibaldi by Montegrappa“ Modell Pirates aus hochwertigem Edelharz. Applikationen aus massivem Sterling Silber mit dem legendären „Jolly Roger“ in 18 Karat und grinsendem Schädel. Der liegt allerdings bei etw 4.000 Euro
4) Heldenverehrung: Limitierte „Edition Sophia Loren“ von Montegrappa. 925er Sterling Silber. Eine Würdigung der Leinwandikone und ihrer Verdienste um den Film. Den Schaft ziert ein elegantes Blumenmotiv, die Kappe ein roter Halbedelstein. Die Freude ist für etwa 1.350 Euro zu haben
Denkt man an Briefwechsel zwischen Thomas und Katja Mann oder die des Paulus an die Korinther, könnte einem ganz schlecht werden ob der eingebremsten Schreibkünste im Täglichen. Den Einkaufszettel, den bekommen die mit gesenktem Kopf und Bildschirmwischen abgelenkten Menschen gerade noch hin. Ein Stoppschild?
Oder die berühmten Schriftwechsel zwischen Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller („Hätte ich mehr Zeit gehabt, hätte ich kürzer geschrieben“, Johann Wolfgang von Goethe). Beispielsweise. Ja, die hatten das drauf! Irgendwie fallen einem, denkt man an die Kunst, Briefe zu schreiben, nur Menschen ein, die nicht mehr unter uns weilen. Das ist ernüchternd und lässt wenig Raum für Optimismus. Neidisch kann man werden bei und nach der Lektüre der „Buddenbrooks“ von Thomas Mann. War die Lübecker Kaufmannsfamilie so viel sprachgewandter als wir? Oder hat der Dichter sich beim Schreiben ausgelebt? Die Lösung ist, sich in Resignation zu ergeben? Mitnichten! „Wer den Kopf in den Sand steckt, wird früher oder später mit den Zähnen knirschen!“, rufen kompetente Menschen zum Durchhalten auf. Was aber ist die Lösung? Wo doch die Tagespresse schon längst aufgegeben hat, zwischen dass und das zu unterscheiden …
Etwas Geschichte sei auch hier gestattet: Der ungarische Ingenieur Theodor Kovycs gilt gemeinhin als verantwortlich für die Erfindung des Kolbenfüllers. Das weiß aber, wenn überhaupt, ein hoffnungsvoller Kandidat bei Günther Jauch.
„Hätte ich mehr Zeit gehabt, hätte ich kürzer geschrieben“
Als auf dem Tennisplatz die ersten Metallschläger Einzug hielten, war von einem Ranglistenspieler auf die Frage, ob er denn auch bald ein solches Spielgerät haben werde, zu hören: „Nein, auf keinen Fall. Yehudi Menuhin hätte auch nicht auf einer Aluminium-Geige gespielt!“ Sicher ein Standpunkt, der nachdenken lässt.
Längst gilt es wieder als chic, mit einem großen Namen zu schreiben. Viele Juweliere sehen edle Schreibgeräte als Teil ihrer Kollektion. Chopard und Cartier seien stellvertretend genannt. Einige andere gesellen sich gern hinzu. Faber-Catell ist mit seinen feinen Stiften schon nahe am Ziel. Mit Exoten wie Ferrari zeigt man nicht nur Pferdestärken und imponiert auf der A-wo-auch-immer, man beweist Stil. Ferrari da Varese, eine Manufaktur nördlich von Mailand, kann ganze Schreibersätze und erinnert im Design an den Petersdom. Der limitierte, mit Brillanten besetzte Füllfederhalter aus Sterlingsilber ist nicht nur ein Schreibgerät. Er ist ein Kunstobjekt. Solch ein Exemplar zu schaffen, kostet Zeit, der Hersteller bringt höchstens alle zwei Jahre eine neue Limitierung auf den Markt. Entsprechend sind die Preise, in Einzelfällen im vier- und fünfstelligen Bereich.
Glücklicherweise gibt es versierte Quellen, die antreten, die Qualität des Schreibens zu heben. Nicht zwingend inhaltlich. Das bleibt den Autoren vorbehalten. Aber wer ein Dokument ob seiner Wichtigkeit mit einem Kolbenfüller zeichnet, spürt die Bedeutung gleich verstärkt. Und wen zwischen allen Tasten ab und zu das Gefühl beschleicht, selbst etwas zu Papier bringen zu wollen, sollte das auch tun, statt es aufzuschieben. Wäre doch zum Jammern, bliebe das den weniger Talentierten vorbehalten. Man glaubt gar nicht, wie viel Freude es bereitet, Selbstgeschriebenes zu lesen. Und wenn Urlaubskarten dokumentieren „Wir sind selbst geschrieben“, erhält man sie doch gleich noch wesentlich lieber!
Autor: uwe.petersen(at)kloenschnack.de
www.friedrich-schiller-archiv.de