7. April 2015
Magazin

Zum zweiten Mal getauft


SCHIFFE UND MEERE

Zum zweiten Mal getauft

Zum zweiten Mal getauft

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Nachdem das Vorschiff der Barkasse „Tokyo“, im Mai vergangenen Jahres völlig ausgebrannt, inzwischen repariert und umgebaut wurde, taufte sie Peter Tamm im Februar zum zweiten Mal.
Für den Geschäftsführer der Maritimen Circle Line war es Brandstiftung, dass die „Tokyo“ im vergangenen Mai komplett ausbrannte. Die Reparatur kostete 370.000 Euro, ein Teil übernahm die Versicherung, der Rest musste aus eigener Tasche gezahlt werden. An die ausgebrannte Barkasse erinnert nur noch der Namen. Denn nach der Reparatur kann die „Tokyo“ nun 130 statt zuvor 73 Passagiere an Bord nehmen. Die Barkasse wurde verbreitert und auf gut 16 Meter verlängert. „Technisch ist sie auf dem neuesten Stand“, so Geschäftsführer Mogi. Es entstand zwar ein neues Schiff auf altem Kiel, von ihrem Charme hat die „Tokyo“ dabei nichts verloren. So wurden für die Bänke 40 bis 50 Jahre altes Holz verwendet.

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Schiffseigner Gregor Mogi mit Peter
Tamm, der die „Tokyo“ taufte

Für die 2007 gegründete Maritime Circle Line sind fünf Barkassen unterwegs, sie bietet Hafenrundfahrten mit Zwischenstopps an acht verschiedenen Stationen an. Darunter sind Museen, Aussichtspunkte und andere Sehenswürdigkeiten. 
Zu den Stationen gehört auch das am Magdeburger Hafen gelegene Internationale Maritime Museum Hamburg. Sein Stifter und Vorstand Professor Peter Tamm taufte die „Tokyo“ am vor zweieinhalb Jahren eröffneten Anleger. Es war die zweite Taufe für die „Tokyo“ und seinen Besitzer. 
Taufpate Tamm erinnerte in seiner kurzen Rede an die Zeit, in der Barkassen täglich auf der Elbe unterwegs waren, um die vielen Arbeiter zu befördern. Heute sei „Hafen ohne Hafenrundfahrt undenkbar“.


Autor: helmut.schwalbach(at)kloenschnack.de

www.maritime-circle-line.de

MARITIMER BUCHTIPP
Onno Vietz geht an Bord

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Dem Thema Kreuzfahrt lässt sich auf sehr verschiedene Weisen nähern. Neben der Katalog- Prosa, bebildert mit Palmen und Inseln, üppig gedeckten Tischen und lachenden Gesichtern, hält die Literatur eine ganze Reihe spaßiger wie erhellender Werke bereit. Während Christoph-Maria Herbst in seinem Roman „Ein Traum von einem Schiff“ mit grober Satire arbeitet, beschreibt David Foster Wallace in „Schrecklich amüsant und in Zukunft ohne mich“ mal mit sanfter Ironie, mal mit schneidender Kritik seine Erlebnisse während einer siebentägigen Karibik-Kreuzfahrt.

Und nun geht Onno Vietz an Bord des Schiffes „der baumelnden Seelen“. Der Hamburger Autor Frank Schulz wurde gerade mit dem „Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor“ ausgezeichnet. Die Laudatio hielt übrigens Sven Regener, ebenso Schulz-Fan wie Harry Rowohlt. Onno begleitet einen entfernten Bekannten auf einer Kreuzfahrt als Personen – schützer. Absurd komisch, mit artistischem Sprachgefühl beschreibt Schulz Passagiere, Mannschaft und Atmosphäre an Bord des Kreuzfahrtschiffes. Überraschend, dass die Groteske in der Tragödie endet. Anders als noch bei „Onno und der Verrückte vom Kiez“ bleibt Onno, und mit ihm der Leser, tieftraurig zurück.

Galiani, ISBN 978-3-86971-106-5, 19,99 Euro
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