DEMOGRAFIE
Zwischen Baby und Greis …
Jung und Alt im Westen
Gleichzeitig bemerken wir viele Mütter, viele Kinder, viele Schüler. Stadtteile wie Nienstedten stehen seit einigen Jahren in dem Ruf, junge Familien regelrecht anzuziehen.
Eine solide Basis gewinnen solche Beobachtungen erst mit Blick auf die Statistik. Das Statistikamt Nord erhebt jedes Jahr ein umfangreiches Zahlenwerk, hier und da auch aufgeschlüsselt nach Stadtteilen (Alle folgenden Zahlen sind aus dem Statistischen Jahrbuch von 2015/2016; rückblickende Vergleiche wurden mit dem Jahrbuch von 2005 getroffen.). Für die Elbvororte ergibt sich dort das eingangs geschilderte Bild, mit zwei Überraschungen. Zunächst zur Zahl der Alten. Rissen ist hier tatsächlich einsamer Spitzenreiter in ganz Hamburg. 31 Prozent der Bevölkerung sind über 65 Jahre alt. Ähnliche Verhältnisse weist allenfalls noch Wellingsbüttel auf mit 29 Prozent (bei einem Durchschnittswert für Hamburg von 18,8 Prozent).
Prozentual mehr Jugendliche als in Nienstedten leben hamburgweit nur noch in eher sozial schwachen Stadtteilen wie Billbrook, Wilhelmsburg, Neuenfelde und auf der Veddel.
Insgesamt bestätigt sich also eine Beobachtung aus dem Alltag: Kinderreichtum ist bei zwei Gegenpolen besonders auffällig: bei den Spitzenverdienern und den sozial Schwächsten.
In den Elbvororten ist auch bei den Jungen ein Trend erkennbar. Seit 2006 ist die Zahl der unter 18-Jährigen in nahezu allen Stadtteilen gestiegen (die Ausnahme ist Sülldorf).
Zwischen Wedel und Othmarschen ist es nicht sonderlich schwer, einen Kita-Platz zu ergattern.
Nun zur zweiten Überraschung, die sich aus der Interpretation der bisherigen Zahlen ergibt: Wenn die Bevölkerung eines Stadtteils aus überdurchschnittlich vielen Alten und Jungen besteht, dann muss die demografische Mittelschicht umso kleiner ausfallen. Blankenese etwa ist demnach reich an Senioren und Kindern, aber arm an Menschen zwischen 19 und 64 Jahren. Das Alter von Müttern wird statistisch nicht erhoben, wir können aber annehmen, dass das beobachtete Phänomen eher älterer Eltern auch in den Elbvororten den Tatsachen entspricht.
Wie wirkt sich nun diese Alterssanduhr auf die Elbvororte aus? Neben dem erwähnten Straßenbild spiegelt es sich unter anderem in der Geschäftswelt wieder. Die Zahl der Apotheken ist legendär, ebenfalls die Dichte der niedergelassenen Ärzte. Das kommt Senioren entgegen, ist für Thirtysomethings hingegen relativ unwichtig.
Auch die Zahl der Spielplätze ist niedrig, was an den weitläufigen privaten Gärten liegen dürfte.
Eine demografische Betrachtung wäre unvollständig ohne Daten zur ausländischen Bevölkerung, denn die hat einen starken Einfluss auf die Altersstruktur. Gerade Einwandererfamilien der ersten und zweiten Generation aus dem afrikanischen oder arabischen Raum fallen durch eine hohe Geburtenrate auf (die sich dann rasant dem hiesigen Durchschnitt anpasst). Der Hamburger Spitzenwert der unter 18-Jährigen, der mit über 26 Prozent in Billbrook gemessen wurde, dürfte wesentlich mit dem dortigen Ausländeranteil zu tun haben. 65 Prozent der Billbrooker haben nichtdeutsche Wurzeln.
Die beobachteten Trends werden diese Entwicklung aller Voraussicht nach weiter verstärken und auch das Straßenbild weiterhin prägen.
Autor: tim.holzhaeuser(at)kloenschnack.de
Mitarbeit: Louisa Heyder
www.statistikamt-nord.de