Beim Kampf gegen die Verschlickung der Häfen entlang der Niederelbe und des Mühlenberger Lochs werden die Aktionen der beiden Interessenvertretungen der Seglerinnen und Segler aus Hamburg und Schleswig-Holstein künftig noch enger miteinander koordiniert. Ziel ist es, für die ansässigen Vereine genug Geld für das Ausbaggern der infolge der Elbvertiefung stark verschlickten Häfen durch Fördermaßnahmen zu generieren und eine dauerhafte, langfristige Nutzung der Häfen sicherzustellen.
Kampf, Fördergelder und Ausgleichszahlungen
Im Rahmen einer Podiumsdiskussion beim Hamburger Yachtfestival in Wedel am 07.09.2024 wurde den interessierten, überwiegend selbst vom drohenden Verlust ihres Segelreviers betroffenen Zuhörern ausführlich erklärt, worin das Dilemma der Sportboothäfen beim Kampf um Fördergelder und Ausgleichszahlungen liegt. „Durch die Stadt Hamburg werden Ausgleichzahlungen geleistet, die aber teilweise durch die Landesgrenzen nicht eingesetzt werden können“, erklärt Oliver Kosanke, Vorsitzender des Hamburger Segel-Verbandes. „Seit vier Jahren werden die Häfen an der Tideelbe jährlich durch die Stiftung Elbefonds gefördert. Die neue Richtlinie fördert schleswig-holsteinische Sportboothäfen einmal in drei Jahren mit einer eventuell zehn Prozent höheren Fördersumme. Eine Doppelförderung ist aber ausgeschlossen. Dadurch kommt die zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein vereinbarte Förderung nicht bei den betroffenen Vereinen an.“
Protestaktion gegen Nationalpark Ostsee zum Vorbild nehmen
Zusammen mit seinem Kollegen Jan-Dirk Tenge, Vorsitzender des Segel-Verbandes Schleswig-Holstein, wird der nun beim Ausschuss für Zusammenarbeit der Länder Schleswig-Holstein und Hamburg die prekäre Lage der Wassersportler vortragen. „Neben unserer Lobbyarbeit für alle Wassersportlerinnen und Sportler ist es immens wichtig, dass auch die Betroffenen mit kreativen, medienwirksamen Aktionen auf die Bedrohung ihres Segelreviers aufmerksam machen“, betont Jan-Dirk Tenge. „Wir haben bei den Protestaktionen gegen den Nationalpark Ostsee gesehen, was gut gemachte Protestaktionen bewirken können.“ Das nördliche Bundesland ist bei Seglerinnen und Segler aus Hamburg sehr beliebt, über ein Drittel der Liegeplätze in den Häfen und Marinas werden von Seglerinnen und Seglern aus Hamburg genutzt.
„Breitensport muss vor der eigenen Haustür stattfinden“
Unterstützung bekommen die beiden Landesverbände bei ihrem Kampf gegen den Schlick vom Landessportverband Schleswig-Holstein (LSV) und dem Hamburger Sportbund (HSB). „Breitensport muss vor der eigenen Haustür stattfinden, nur wer in der Breite ausbilden kann, kann eine leistungsstarke Spitze hervorbringen“, betonte Barbara Ostmeier, Vorsitzende des Ausschuss Breitensport des LSV. „Auf der Elbe ist es ‚fünf vor zwölf‘, wenn jetzt nicht gehandelt wird, verlieren wir das Segelrevier Niederelbe.“
Anders als in Hamburg ist Segelsport neben Rudern und Beachvolleyball in Schleswig-Holstein eine Schwerpunktsportart und wird entsprechend vom Land gefördert. Seglerische Großereignisse wie Kieler und Travemünder Woche –organisiert mit maßgeblicher Unterstützung Hamburger Vereine – bieten jedes Jahr nicht nur Spitzensport unter Segeln, sondern generieren auch hohe Umsatzsteuererlöse für den Landeshaushalt. In der maritimen Hansestadt an der Elbe ist Segelsport dagegen nur eine von vielen Sportarten und erhält keine gesonderte Förderung aus dem Stadthaushalt. Der geringe Stellenwert, den Segelsport in Hamburg einnimmt, findet auch in der ausbleibenden Unterstützung für die Seglerinnen und Segler beim Kampf gegen die Verschlickung auf dem Ausbildungs- und Trainingsrevier Mühlenberger Loch Widerklang.
Erfolgsgeschichte Bergmann/ Wille nicht wiederholbar. „Marla Bergmann und Hanna Wille, die im Mühlenberger Segel-Club auf der Elbe segeln gelernt und es zusammen im 49erFX bis zu den Olympischen Spielen geschafft haben, sind Inspiration für die nachfolgende Generation von Seglerinnen und Seglern“, sagt Maarten Malczak, Referatsleiter Kommunikation und Marketing beim HSB „Wenn das Mühlenberger Loch weiter versandet, wird diese Erfolgsgeschichte nicht wiederholbar sein und der leistungsstarke Hamburger Segelnachwuchs zum Training nach Kiel abwandern.“
Erste Hamburger Vereine planen bereits konkrete Trainingsmaßnahmen und den Aufbau eigener Stützpunkte in Kiel-Schilksee. „Nachhaltig ist es nicht, mit einem Verbrennerauto über die A7 zu fahren, um unseren Natursport auf dem Wasser auszuüben“, unterstreicht Oliver Kosanke und appelliert an die Hamburger Vereine: „Wir müssen alle zusammen aktiv und lautstark gegen die Bedrohung unserer Sportstätten kämpfen. In den kommenden Monaten werden wir dazu ein Spitzentreffen mit den Hamburger Politikerinnen und Politikern ansetzen und für unsere Interessen den Wahlkampf und das Buhlen um die Gunst der Wähler ausnutzen.“
Hamburger Yachthafen bekommt keine Unterstützung
Von der Verschlickung besonders betroffen neben dem Mühlenberger Loch, auf dem vor allem der Blankeneser und Mühlenberger Segel-Club trainieren, ist der Hamburger Yachthafen, größte Marina in Schleswig-Holstein, betrieben von der Hamburger Yachthafengemeinschaft mit Vereinssitz in Hamburg. „Wir müssen jährlich das Hafenbecken ausbaggern, bekommen aber weder vom sogenannten Schlickfond, noch künftig von der Landesregierung in Kiel Geld“, klagt Jörg-Michael Satz, Vorsitzender der Hamburger Yachthafengemeinschaft. „Wir brauchen dringend eine Lösung und müssen den verantwortlichen Politikern verdeutlichen, wieviel maritime Industrie und Infrastruktur rund um den Yachthafen angesiedelt ist und wie hoch der Wirtschaftsfaktor für die Region ist.“
Breites Aktionsbündnis der Verbände
Die nun vereinbarte Kooperation und enge Zusammenarbeit der Landesverbände ist der Anfang eines breit angelegten Aktionsbündnisses für den Erhalt der Segelreviere entlang der Niederelbe. In den kommenden Wochen und Monaten wird der HgSV ausführlich über aktuelle Maßnahmen und den Fortschritt der Verhandlungen mit den Landesregierungen berichten.