Kinos im den Elbvororten: Die Popcorn-Tüte raschelt, das Licht geht aus, der Vorhang schiebt sich beiseite. Noch vor ein paar Jahren wurden Kinoabende regelrecht zelebriert. Wir hofften auf ein Happy End zwischen Julia Roberts und Richard Gere, jagten mit Harrison Ford nach dem verlorenen Schatz und flogen dank George Lucas durch weit entfernte Galaxien. Aber nicht nur der Film spielte eine Rolle – auch das Kino selbst war wichtig.
Zwischen 1900 und 2006 gab es circa 60 Kinos im Bezirk Hamburg-Altona. In Blankenese lockten das „Regina“ an der Elbchaussee und das „Luxor“ an der Propst-Paulsen-Straße Cineasten an. Die Iserbrooker bevorzugten die „Lichtburg“ und die Rissener das „Elektra“ – jeder Stadtteil hatte sein eigenes Lichtspielhaus, manchmal sogar noch mehr. In Flottbek entbrannte in den 50er-Jahren ein Kleinkrieg zwischen dem „Landhaus-Lichtspiel“ und dem „Liliencron-Theater“, beide trugen einige Zeit sogar den gleichen Namen und standen sich in direkter Nachbarschaft gegenüber. Überlebt hat leider keine der beiden Filmstätten.
Das Blankeneser Kino hält sich wacker
Einzig das Blankeneser Kino mit zwei Sälen und das Elbe Kino mit einer Leinwand konnten sich in den Elbvororten behaupten. Sie zeigen auch heute noch deutsche und europäische Filme mit Niveau, wie beispielsweise Volver, Die Thomaner oder Pippi Langstrumpf.
Für das ausgewählte Programm zeichnet Hans-Peter Jansen verantwortlich. Er ist der Inhaber vom Blankeneser und Elbe Kino und erklärt sich seinen Erfolg so: „Das klassische Stadtteilkino spricht ein anderes Publikum an als ein Multiplex. Im Schnitt sind unsere Besucher zwischen 30 und 90 Jahren.“ Zu Jansen kommen Gäste die den Abend stilvoll in Gesellschaft verbringen möchten. „Sie gehen nicht einfach nur in einen Film – sie gehen ins Kino.“ Ein Abend in einem traditionellen Lichtspielhaus bedeutet für Hans-Peter Jansen sich rauszuputzen, Bekannte zu treffen und ein gemeinschaftliches Erlebnis zu zelebrieren.
„In einem Multiplex ist das etwas anderes“, so der Kinoinhaber. „Es geht nicht allein um den Film, der ist bei einer so großen Auswahl austauschbar, da zählt die Unternehmung.“
Auf die Frage, ob Multiplexe die kleineren Kinos verdrängen weiß Hans-Peter Jansen Antwort: „Nein, es handelt sich um zwei verschiedene Kinotypen, die andere Zielgruppen ansprechen.“
Dann kam das Multiplexkino UCI Kinowelt Othmarschen
Das Kinosterben in den 90er- Jahren führt Hans-Peter Jansen auf andere Gründe zurück, wie gestiegene Mieten und technische Neuerungen. „Die Umstellung von analog auf digital kostet pro Saal 70.000 Euro. So viel Geld steht uns Stadtteilhäusern meist nicht zur Verfügung.“
Große Mulitplex-Ketten haben finanziell keine Probleme. Im Mai 1999 eröffnete in Othmarschen die „UCI Kinowelt“. Neun Kinosäle zeigen hier rund um die Uhr massenkompatible Filme, zumeist aus Amerika. Allerdings schaffen es auch immer mehr deutsche Produktionen, wie Kokowääh mit Til Schweiger, horrende Summen einzuspielen.
UCI-Theaterleiter Björn Hannemann ist erfreut über die Entwicklung deutscher Filme. „Generell kann man sagen, dass es dem deutschen Kino und der Filmindustrie gut geht.“ Im UCI erwartet die Besucher eine große Filmauswahl aus verschiedenen Genres, eine Vielzahl an Snacks und Süßigkeiten und das beste technische Equipment.
Im März präsentierte das UCI seine neueste technische Errungenschaft. Saal 1 ist jetzt mit „iSens“ ausgerüstet. Das heißt: 23.1 Sound, größere Luxussessel, eine 200 Quadratmeter große Leinwand und ein neuer Digitalprojektor für 3-D-Filme. „Wir wollen damit ein Premium-Kinoerlebnis schaffen“, so Björn Hannemann.
Trotz diesem Wunder der Technik sieht auch Björn Hannemann keine Konkurrenz zu kleineren Kinos. „Wir ergänzen uns. Die Lichtspielhäuser zeigen Filme, die bei uns nicht funktionieren würden und ziehen ein älteres Publikum an als wir.“
Die Theaterleiter sind sich also einig, das Kinosterben ist vorbei – solange den Stadtteilkinos nicht das Geld zur Umstellung von analog auf digital fehlt. „Kinos profitieren vom Lebenszyklus der Menschen“, so Hans-Peter Jansen. Weiter sagt er: „In jungen Jahren ziehen die Menschen in die Stadt und gehen in Multiplexe. Wenn sie später ihre eigene Familie gründen, ziehen sie zurück in die Vororte. Dann gehen sie mit ihren Kindern in die Stadteilkinos, wie sie selber als Kinder auch schon.“
Fazit: Die Stadtteilkinos brauchen Geld für die Digitalisierung, aber Nachwuchssorgen gibt es keine. Das Kino lebt weiter – auch in den Vororten.
Adressen der Kinos in den Elbvororten
Blankeneser Kino, Blankeneser Bahnhofstraße 4, Telefon 86 24 21, www.blankeneserkino.de
Elbe Kino, Osdorfer Landstraße 198, Telefon 800 44 45, www.elbe-kino.de
UCI Othmarschen, Baurstraße 2, Telefon 88 18 21 82, www.uci-kinowelt.de
Ziese Kino, Friedensallee 7, Telefon 390 87 70, www.zeise.de