10. Juli 2020
Hamburg & Umland

Illegaler Welpenhandel boomt in Corona-Zeit

Hamburg

Der kleine Welpe Tony hat ein neues Zuhause gefunden (Foto: Hamburger Tierschutzverein)

Der kleine Welpe Tony hat ein neues Zuhause gefunden (Foto: Hamburger Tierschutzverein)

Hamburg. Der illegale Welpenhandel erreicht in Corona-Zeit schockierende Ausmaße. Der Hamburger Tierschutzbund (HTV) hat die geretteten Tiere aufgenommen. 

Es ist einer der größten Erfolge bei der Zerschlagung eines Welpenhändlerrings in Hamburg: Gleich elf Mischlinge im Alter von erst ca. sechs Wochen wurden aus den Händen eines skrupellosen Verkäufers befreit. Ihre Rettung durch den behördlichen Hundekontrolldienst und den Hamburger Tierschutzverein von 1841 e.V. (HTV) kam gerade noch rechtzeitig, denn alle Welpen mussten sofort tierärztlich behandelt werden. Drei Hundekindern ging es auffallend schlecht, eines von ihnen befindet sich derzeit noch in einer externen Klinik.

Das tierquälerische Geschäft boomt gerade in Corona-Zeiten. Auch der Behörde fällt auf, dass es aktuell besonders viele und dramatische Fälle von Welpenhandel in Hamburg gibt. Immer wieder kommt es zu Todesfällen unter den massenhaft gezüchteten und schlecht versorgten Welpen. Elf Hundekinder konnten am 27. Juni 2020 in einer sprichwörtlichen Nacht- und Nebelaktion gerettet und vom Hundekontrolldienst sichergestellt werden. Den erst wenige Wochen alten Tieren drohte der Tod – sie wurden viel zu früh von der Mutter getrennt und wuchsen in katastrophalen hygienischen Zuständen auf. Aufgrund fehlender Impfungen und unterlassener tierärztlicher Kontrollen hatten sie starke Durchfälle. Ihre jungen Körper waren geschwächt und ausgezehrt durch den hohen Flüssigkeitsverlust. Drei der Hundekinder litten an Parvovirose. Diese Viruserkrankung ist bei Welpen, die aus Vermehrerkreisen stammen, leider weit verbreitet. Sie schwächt das Immunsystem und führt un- oder zu spät behandelt zum Tode. Zudem ist Parvovirose hochansteckend.

Trotz Verbot: Welpenhandel geht weiter

Die elf geretteten Welpen sind nur die jüngsten Opfer eines Welpenhändlers, der dem HTV und der zuständigen Behörde bereits seit 2017 bekannt ist. Mittlerweile ist seine Verkaufstätigkeit illegal, denn am 16. Juni 2020 wurde ihm endlich ein Tierhaltungsverbot auferlegt – das er aber weiter missachtet. Bereits im ersten Jahr fingierte die HTV-Tierschutzberatung ein Kaufinteresse, um den Machenschaften dieses Händlers auf die Spur zu kommen und die Behörde einschalten zu können.

Immer wieder nahm und nimmt der HTV Tiere aus den Fängen des Welpenhändlers im Tierheim Süderstraße auf, um sie aufzupäppeln und zu liebevollen Familien zu vermitteln. Auch das Trio Tony, Sky und Enno gehört dazu – vermutlich auch Jacky, der zwei Tage später in Handtuch und Decke gewickelt gefunden und von einer aufmerksamen Passantin ins Tierheim gebracht wurde – alle vier Hundekinder fanden mithilfe des HTV ein geborgenes Zuhause. Die zwei weiteren Welpen Paul und Paula konnten durch anonyme Hinweise rechtzeitig gerettet werden, für vermutlich sieben weitere Welpen gab es keine Rettung: Sie sollen laut Zeugenaussagen an Parvovirose gestorben sein. Eine unbestimmte Anzahl an Welpen ist bereits verkauft worden und kämpft vielleicht in gerade diesem Moment ums Überleben – oder die Tiere verstarben schon vor dem Verkauf und wurden wie Müll entsorgt.

Trotz aller Einsätze mit Beschlagnahmungen und Ermahnungen – der Welpenhandel bleibt ein leichtes und lukratives Geschäft, denn mit schmerzhaften Strafen müssen die skrupellosen Händler nicht rechnen. Der profitable Handel geht auf Kosten der wehrlosen Tierkinder, die oft krank und schlecht sozialisiert sind. Vor dem Verkauf werden die Welpen nicht selten mit Drogen kurzzeitig fit gemacht, um dann nach wenigen Tagen erst ihre Krankheitssymptome zu offenbaren.

Der Hamburger Tierschutzverein von 1841 e.V. appelliert eindringlich an alle Hamburger: Bitte kaufen Sie keine Welpen oder andere Tiere online! Auch nicht aus Mitleid, da das letztendlich die brutale und leidvolle Produktionsmaschinerie der Welpenmafia ankurbelt.

In Tierheimen warten viele Junghunde auf ihre Familien und können auch über Tierschutzvereine und -organisationen adoptiert werden.

Hinweise auf Tierschutzverstöße nimmt die Tierschutzberatung des HTV unter folgendem Kontakt entgegen: Telefon 040/21 11 06 25, montags bis freitags von 10 bis 14 Uhr oder per E-Mail unter tierschutzberatung@hamburger-tierschutzverein.de.

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