Hamburg. Alljährlich werden im Herbst aus falsch verstandener Tierliebe viele Igel ins Tierheim Süderstraße gebracht. Derzeit befinden sich 39 Vertreter dieser geschützten Art in dessen Obhut. Doch längst nicht alle Tiere benötigen Hilfe oder müssen im Haus gepflegt werden.
Der Igel ist und bleibt ein Wildtier. Wird ein Tier im Tierheim aufgenommen, muss es danach immer wieder aufwändig ausgewildert werden. Doch nicht alle Igel benötigen Hilfe – im Gegenteil: „Wurden die Igel vom Menschen den ganzen Winter versorgt und gepflegt, haben sie es im kommenden Frühjahr schwer, sich in einem neuen fremden Revier zurechtzufinden und sich gegen Artgenossen durchzusetzen“, sagt Tierheimleiterin Katharina Woytalewicz. „Der Igel ist ein Wildtier und sollte nach Möglichkeit in der Natur bleiben!“ Zurzeit sind auch noch viele Igel auf Nahrungssuche und können sich eine ausreichend dicke Fettschicht für ihren Winterschlaf zulegen.
Da viele Gärten und Parks zu „aufgeräumt“ und damit arm an Insekten und ähnlicher Kost sind, ist die artgemäße Zufütterung bei Jungigeln oft eine sinnvolle Maßnahme. Dabei ist unbedingt auf Milch und rohe Eier zu verzichten, stattdessen eignen sich Katzendosenfutter mit kleinen Portionen Igelmüsli aus Haferflocken oder Weizenkleie mit Insektenschrot und Wasser als Futter.
Einen Igel bei sich aufnehmen
Nur in bestimmten Ausnahmesituationen ist die Aufnahme eines Wildtieres nach dem Naturschutzgesetz überhaupt legal:
Der Igel ist verletzt oder krank
Oft deuten schon Fundorte und -umstände wie Straßen oder Baustellen auf Verletzungen hin. Kranke Igel erkennt man daran, dass sie tagsüber herumliegen, mager sind (mit einer Nackenfalte als Einbuchtung hinter dem Kopf) und sich apathisch verhalten. Starker Parasitenbefall durch Zecken und Flöhe sind ebenfalls Grund zur Sorge, Fliegeneier oder bereits geschlüpfte Maden machen eine sofortige Hilfe erforderlich.
Verwaiste Igelsäuglinge
Igeljunge, die sich tagsüber außerhalb ihres Nests befinden, noch geschlossene Augen haben und sich womöglich kühl anfühlen, sind mutterlos und benötigen dringend Hilfe. Zu beachten ist aber, dass ältere Jungigel auch tagsüber nach Nahrung suchen.
Igel, die nach Wintereinbruch bei Dauerfrost oder Schnee noch herumlaufen
Auch solche Tiere findet man hauptsächlich bei Tage. Es kann sich um kranke oder schwache Alttiere handeln. Oft sind es auch Jungtiere, die zu spät geboren wurden, um sich ein für den Winterschlaf ausreichendes Fettpolster anzuessen. Dabei sind Gewichtsangaben von den Wetterprognosen und nicht ausschließlich vom Kalender abhängig zu machen. Je nach Zeitpunkt des Wintereinbruchs und der Zeitspanne dieser für Igel widrigen Umweltbedingungen ist ein Gewicht von mindestens 500 Gramm für die Überwinterung nötig. In der Regel ist mit einer geschlossenen Schneedecke oder Dauerfrost erst ab Dezember zu rechnen.
Bevor man also entscheidet, ob ein Igel Hilfe braucht, sollte man das Tier genau beobachten. Erst nach gewissenhafter Prüfung darf ein Tier in menschliche Obhut genommen werden. Auf jeden Fall sollte er einem Tierarzt vorgestellt werden. Auch im Tierheim Süderstraße wird jeder Neuankömmling tierärztlich untersucht und bei Bedarf fortlaufend behandelt.
Wie kann man helfen?
Wer etwas für Igel tun möchte, hilft ihnen dort beim Überwintern, wo sie zu Hause sind: draußen in der Natur. Laub- oder Steinhaufen im Garten sind dafür ideal. Die kleinen Stachelträger verkriechen sich darin und verbringen den Winter unter der schützenden Laubschicht. Auch alte Baumstümpfe, Hecken oder Holzstapel sind geeignete Verstecke. Ein naturnaher Garten hilft den Tieren – die Aufräumarbeiten können getrost bis zum nächsten Frühjahr warten.
Weitere Informationen zum Tierschutz gibt es hier.