Hamburg. Nach wie vor gehören Hühnereier zu den beliebtesten Lebensmitteln der Deutschen: Seit 2008 steigt der Pro-Kopf-Verbrauch laut Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung stetig an und lag im Jahr 2018 zuletzt bei 235 Eiern. Gerade zur Osterzeit kaufen die Verbraucher entsprechend mehr Eier. Doch noch immer hält sich hartnäckig die Behauptung, dass Eier für die Gesundheit eher ungeeignet und insbesondere für den Cholesterinspiegel schädlich sind. Ernährungsexpertin Dr. Anja Luci von der KKH Kaufmännische Krankenkasse klärt auf über den Mythos Ei.
Treiben Eier den Cholesterinspiegel tatsächlich in die Höhe?
Nein. Zwar stimmt es, dass Hühnereier eine große Menge Cholesterin enthalten. Unser Körper ist jedoch in der Lage, im Regelfall die eigene Cholesterinproduktion zu drosseln, sodass Eier für den Cholesterinspiegel deutlich weniger gefährlich sind als über viele Jahre angenommen. Studien zufolge sollen bis zu drei Eier täglich sogar das gute HDL-Cholesterin erhöhen, welches das Herzinfarkt-Risiko senkt.
Hat der Verzehr von Hühnereiern weitere positive gesundheitliche Auswirkungen?
Eier gehören zu den wertvollsten Lebensmitteln überhaupt. Sie sind ein Top-Eiweißlieferant und darüber hinaus eine preiswerte Quelle lebenswichtiger Nährstoffe. Dass Eier eine gute Sättigungswirkung haben, macht sie besonders morgens zum Frühstück sehr wertvoll. Gleichzeitig bringen sie wie ein Turbo unsere grauen Zellen auf Trab. Kurzum – Eier sind aufgrund der zahlreichen Inhaltsstoffe wahre Gesundheitspakete: Sie machen unser Haar geschmeidiger und die Haut reiner. Weiterhin hilft das enthaltene Lecithin der Leber bei ihrem Entgiftungsjob und schützt zudem die Darmschleimhaut.
Oft hört man, das Eiweiß sei gesünder als das Eigelb. Was ist davon zu halten?
Auch so eine Behauptung, die sich hartnäckig hält. Klar, das Eigelb ist kalorienreicher als das Eiweiß. Doch neben wertvollen Omega-3-Fettsäuren enthält gerade das Eigelb die wichtigen Vitamine A, D sowie die Vitamine B2, B6 und B12. Gemeinsam mit den wichtigen Mineralstoffen Kalzium, Kalium, Zink, Lecithin und Folsäure liefern Eier Energie für den ganzen Tag. Ich will gleich mit noch einem Irrtum aufräumen: Egal ob braune oder weiße Hühnereier – beide sind gleich gesund, und sie haben auch nichts mit der Gefiederfarbe von Hühnern zu tun, sondern mit der Hühnerrasse und den Erbanlagen des Huhns.
Helfen rohe Eier beim Muskelaufbau besser?
Nein. Zudem rate ich hiervon ab! Einmal davon abgesehen, sich dabei mit Salmonellen zu infizieren, kann der Körper das in Eiern enthaltene Protein besser aufnehmen, wenn die Eier vor dem Verzehr gekocht oder gebraten werden.
Häufig findet man im aufgeschlagenen Ei eine Art weißen Faden am Eidotter. Ist das Ei dann schlecht?
Was wir hier sehen, ist die sogenannte Hagelschnur, die wie eine Art Stabilisator das Eigelb in der richtigen Position im Ei-Innern hält. Eine solche Hagelschnur sieht man in sehr frischen Eiern. Ist das Ei älter, lösen sich diese Schnüre langsam auf und der Eidotter sinkt ab. Also: Das Ei ist nicht schlecht, sondern gut sichtbare Hagelschnüre sprechen für die Frische des Eis.
Zum Schluss vier Tipps für den gesunden Ei-Genuss:
- Beim Einkauf unbedingt das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) beachten, das 28 Tage nach dem Legedatum endet und meist auf der Verpackung zu finden ist.
- Rohe Eier stets im Kühlschrank lagern − nicht in der Nähe von geruchsintensiven Lebensmitteln, da sie über die Poren der Eierschale leicht Gerüche aufnehmen.
- Eier, die älter als zehn Tage sind, nicht mehr für rohe Speisen verwerten.
- Frischetest: Wer unsicher ist, ob ein Ei noch frisch genug ist, gibt es in ein mit kaltem Wasser gefülltes Gefäß. Bleibt es am Boden liegen, ist es frisch. Schwebt es senkrecht im Wasser, ist es 14 bis 21 Tage alt. Ragt die stumpfe Ei-Spitze aus dem Wasser, ist es älter und sollte entsorgt werden.