Der Schmetterling ist bedroht. Es ist Sommer in Blankenese, die Sonne brennt und die Luft summt. Ein Bild, das nicht nur wegen des verregneten Augusts Fiktion ist. Auch das Summen in der Luft will sich einfach nicht einstellen. Zum Teil liegt dies an dem ungewöhnlich ungemütlichen Sommer, doch Experten warnen seit Jahren: Der Rückgang von Schmetterlingen und Wildbienen ist menschengemacht.
Die Deutsche Wildtierstiftung stellte am Montag in Hamburg ihre aktuelle Studie zum Vorkommen von Schmetterlingen vor. Der Biologe Josef Reichholf bezeichnet die gesunkenen Populationszahlen als „erschreckend“ und sagte, dass gerade im ländlichen Raum nicht mehr ausreichend Nahrungsquellen und Lebensraum für die Tag- und Nachtfalter vorhanden seien. Das Problem sieht er, und hier findet sich eine Übereinstimmung mit der von den „Grünen“ in Auftrag gegebenen Studie, im zunehmenden Anbau von Monokulturen im ländlichen Raum. Heimische, schwächere Pflanzen werden, so Reichholf, immer mehr vertrieben, wodurch lebenswichtige Nahrungsquellen für die anspruchsvollen Schmetterlinge verschwinden.
Dass Schmetterlinge ein besseres Lebensumfeld in Städten als auf dem Land haben, beobachtete der Biologe in seiner bayrischen Heimat. Doch auch bundesweit lässt sich dieser Trend feststellen. Grund hierfür sind nicht nur die abwechslungsreicheren Blumenbestände in der Stadt, sondern auch der geringere Einsatz von Pestiziden.
Schmetterling – Die Hälfte aller Arten steht auf der Roten Liste
Gefährdete Wildtierarten sind auf der „Roten Liste“ verzeichnet. In den letzten Jahrzehnten sind immer mehr Schmetterlingsarten hinzugekommen. Ob Schachbrettfalter, Hochmoor-Bläuling oder Pfauenauge – das Vorkommen ist laut Reichholf seit den siebziger Jahren um bis zu Dreiviertel gesunken.
„Die Funktion von Schmetterlingen im gesamten Ökosystem wird häufig unterschätzt“, betont Reichholf. „Sie bestäuben Pflanzen und sind wiederum eine wichtige Nahrungsquelle für Vögel und Säugetiere.“
Die Deutsche Wildtierstiftung schafft mit ihren Projekten neuen Lebensraum für Wildbienen. Doch auch Schmetterlinge profitieren von diesem Nahrungsangebot – Wildblumenwiesen beispielsweise decken mit einem vielfältigen Angebot von heimischen Pflanzen den Bedarf beider Tiere.
Neben zahlreichen Projekten bietet die in Hamburg ansässige Stiftung Wildblumensamen zum Verkauf, die den eigenen Garten zu einem Paradies für Insekten machen. Die genau abgestimmte Saatmischung ist auf die Bedürfnisse von Wildbienen angepasst. So kann jeder einzelne zu einem Fortbestand der heimischen Insekten beitragen – und die Farbenpracht der Falter vielleicht schon im nächsten Sommer im eigenen Garten bewundern.