Veddel ist vergleichsweise klein. Mit seinen fünf Quadratkilometern und nicht ganz fünftausend Einwohnern wird der Stadtteil besonders bei jüngeren Menschen immer beliebter. Ein unterschätzter Stadtteil.
Der Stadtteil Veddel gilt heute als buntester und einer der aufstrebendsten Quartiere der Hansestadt. Dabei können wir hier auf eine bewegende Geschichte zurückblicken. Bereits seit 1768 gehört das Viertel, das sich auf drei Inseln erstreckt, zu Hamburg. Besonders um 1900 wurde die heute so genannte „BallinStadt“ zu einem Synonym für deutsche Auswanderer nach Amerika. Von 1850 bis 1939 wurde Veddel für 5 Millionen Menschen zum „Port of Dreams“. Hier startete die „Hamburg-Amerika-Linie“, um Menschen eine Auswanderung in die USA zu ermöglichen. Heute befindet sich an derselben Stelle ein Auswanderermuseum.
Veddel: Vom Auswanderer- zum Einwandererviertel
Während das Elbviertel früher Ausgangspunkt unzähliger Auswanderer war, ist der Stadtteil heute zu einem multikulturellen Hotspot geworden. Veddel beheimatet heute Einwohner aus mehr als 50 Nationen. Mehr als 44 Prozent der Veddelaner haben einen Migrationshintergrund. Auf der einzigen Schule werden 26 verschiedene Sprachen gesprochen. Dabei ist es nur ein Sprung über die Elbe, um den sehenswerten Ortskern, mit seinen zahlreichen typischen Hamburger Klinkerbauten und der schönen Uferpromenade zu bewundern.
Veddel: Stadtteil der Superlative
Der Inselstadtteil ist auch bekannt für seine zahlreichen Superlativen und Kuriositäten. So wurde im Rahmen der Internationalen Bauausstellung Deutschlands größtes schwimmendes Bürogebäude errichtet. Und wussten Sie, dass Tschechien von Veddel nur einen Steinwurf entfernt ist? An der Peutestraße befindet sich ein Mietshaus, das infolge des Versailler Vertrages an die damalige Tschechoslowakei verpachtet wurde, samt Teilen der Hafenanlage – noch bis 2025. Zahlreiche deutsch-tschechische Straßenschilder weisen darauf hin. Bleiben wir auf der Peute, erleben wir Industriekultur in Reinform. Hier befindet sich mit Aurubis Europas größter Kupferproduzent. Als Wahrzeichen gilt der Schornstein Esse VII, der heute als Lichtskulptur dient.
Von Klein St. Pauli zum selbstbewussten Stadtteil
Keine Frage, die Veddel erfreut sich trotz hoher Abreitslosigkeit immer größerer Beliebtheit. Der Grund hierfür ist nachvollziehbar. Man ist in sieben Minuten mit der S-Bahn in der Hamburger Innenstadt, die Mietpreise sind hier noch vergleichsweise niedrig und Naherholung wird in der Umgebung groß geschrieben. Auch wenn nicht alles Gold ist, das glänzt, so wollen die meisten Einwohner im sogenannten „Klein St. Pauli“ nicht mehr wegziehen. Im Gegenteil. Immer mehr Menschen entdecken den bunten und aufstrebenden Stadtteil für sich.