29. August 2023
Kinder & Familie

Fragen und Sorgen? Babylotsen helfen!

Charlotte Minnes, eine de Babylotsen

Babylotsin Charlotte Minnes berät Familien bei Problemen: „Wir können die Weichen für eine gute Zeit legen.“

Der schönste Moment des Lebens? Die Geburt des Kindes. Nicht nur bei unseren zehn kleinen Fragen kommt die Antwort regelmäßig. „Es ist ja auch ein schöner Moment und insgesamt eine schöne Veränderung“, sagt Charlotte Minnes. „Aber oft bringt sie neben Freude auch Sorgen, Fragen und Zweifel. Da bieten wir Hilfe an, um einen reibungslosen und möglichst sorgenfreien Start ins Familienleben zu ermöglichen.“ Wir, das sind die Babylotsinnen und Babylotsen. Ein Projekt, das von der Stiftung Familienorientierte Nachsorge Hamburg SeeYou vor 16 Jahren ins Leben gerufen wurde. Das Konzept ist so simpel wie wirkungsvoll: Familien mit psychosozialen Belastungen sollen zu passenden Hilfsangeboten „gelotst“ werden.

„Ich bin Babylotsin – ich unterstütze werdende Mütter und Väter in der Zeit rund um Schwangerschaft und Geburt. Es können Probleme in den verschiedensten Bereichen auftreten und wir wollen den Kindern und Eltern einen guten Start ermöglichen. Egal ob psychische Belastungen, Zukunftsängste, materielle Sorgen, Überlastung im Alltag oder auch Probleme mit den richtigen Anträgen bei den Behörden und der Stadt – wir sind in Geburtskliniken und Arztpraxen vor Ort und bieten niedrigschwellige Hilfe an.“

Babylotsen direkt vor Ort

Dafür sind die Babylotsen direkt vor Ort, in den Geburtskliniken und Arztpraxen. Zum Teil bieten sie sogar eigene Sprechstunden an, meist wird aber anhand eines Fragebogens ermittelt, ob Bedarf besteht. Und dieser Bedarf kann total unterschiedlich aussehen: „Hamburg bietet zahlreiche Hilfsangebote für Eltern und Familien an – es ist aber manchmal schwer, da den Durchblick zu behalten, welches gerade passt“, sagt Charlotte Minnes. Sie ist seit etwas über einem Jahr als Babylotsin aktiv. Sowohl stationär im Agaplesion Diakonieklinikum, als auch mobil, im Rahmen der Psychosozialen Kurzintervention. „Das heißt, ich bekomme von anderen Babylotsen Kontakte zu Familien mit großem Bedarf weitergeleitet. Hier ist die Betreuung dann zeitintensiver und kann über ein Jahr bestehen.“

Die Dauer der Hilfe wird immer an die Situation angepasst: „Manchmal reicht ein Gespräch oder ein Antrag muss ausgefüllt werden, mal erstellt man gemeinsam einen Plan für die ersten Monate, mal sind wir wirklich über Monate regelmäßig in Kontakt“, erzählt sie.

Ihr Alltag ist abwechslungsreich und herausfordernd. „Es gibt jeden Tag andere Situationen mit anderen Menschen. Aber man bekommt viel Dankbarkeit zurück. Ich kann die Familien unterstützen, bevor etwas schief geht“, sagt die Babylotsin. „Besonders schön ist es, wenn man kleine Probleme direkt lösen kann – bewegender sind natürlich die Fälle, bei denen mehr im Argen liegt, doch dann alles gut geht.“

Manche Fälle sind harter Tobak, dafür wird regelmäßige Supervision angeboten. „Ich habe gelernt, das nicht mit nach Hause zu nehmen“, sagt Charlotte Minnes. Nach ihrem Bachelor in Sozialer Arbeit hat sie acht Jahre in der Suchthilfe und in der JVA gearbeitet. Nach der Geburt ihrer Tochter sehnte sie sich nach einem Berufswechsel und bereut ihn nicht: „Es bereitet mir Freude, den Menschen zu helfen und gibt mir das Gefühl, dass meine Arbeit wirklich eine Sinnhaftigkeit hat.“

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