Endlich Sommerferien! Was für die einen den lang ersehnten Urlaub bringt, stellt andere vor Herausforderungen. Denn nicht jede Familie kann sich Urlaub in der teuren, überlaufenen Hauptsaison leisten. Wenn dann auch noch verschiedene Schließzeiten in Kita und Schule zusammenfallen, stehen Eltern oft vor einem Betreuungsproblem, denn die wenigsten können sechs Wochen Sommerferien abdecken. Oft fehlt es an Alternativen zur Betreuung, wie zum Beispiel Großeltern.
Hamburg bietet für solche Fälle Ferien- und Notfallbetreuung an. Auf der städtischen Website ist zu lesen, dass wenn Kitas und Tagespflegepersonen Schließzeiten haben, diese Einrichtungen verpflichtet sind, eine Vertretung anzubieten, wenn die Eltern dies wünschen. An Grundschulen und weiterführenden Schulen werden alle Schüler bis zum Schuljahr, in dem sie das 14. Lebensjahr vollenden, auch in den Ferien betreut. Hierfür fallen Elternbeiträge an, die für Eltern mit geringem Einkommen ermäßigt sind.
Recht auf Betreuung
Es gibt also einen Rechtsanspruch auf Betreuung. Viele Einrichtungen setzen auf Kooperationen, um diesem gerecht zu werden. Felix Wienen, Pressesprecher Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein sagt dazu: „Eine verlässliche Betreuung ist uns ein zentrales Anliegen. Wir stellen dies durch ein Kooperationsnetzwerk sicher. Unsere Einrichtungen wie auch die Grundschulen stimmen sich untereinander ab, sodass Familien während der Schließzeiten eine Betreuung haben.“ Weiter sagt Wienen: „Wir ermutigen Eltern, bei drohenden Betreuungsengpässen frühzeitig das Gespräch mit der Leitung zu suchen. Im direkten Austausch lassen sich Bedarfe am besten klären und gute Lösungen im Sinne der Familien finden.“
Wie finden Eltern feste Schließzeiten? Sandra Meyer* aus Rissen berichtet: „Da sich bei uns die Schließzeiten von Kita und Schule nicht decken, haben mein Mann und ich uns schweren Herzens dazu entschieden, getrennt Urlaub zu nehmen, um die Kinderbetreuung gewährleisten zu können. Wir fühlen uns bevormundet.“
Fluch oder Segen?
Der örtliche Landeselternausschuss Kindertagesbetreuung (LEA) hat bei seinen Delegierten nachgefragt, ob feste Schließzeiten Fluch oder Segen sind. Susanne Schmidt, LEA-Delegierte fasst zusammen: „Die Meinungen polarisieren, viele Familien möchten selbst bestimmen, wann sie Urlaub nehmen – und zwar nicht zwingend in der Hauptsaison. Für sie sind die festgelegten Schließzeiten ein massiver Eingriff in die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Sie fühlen sich entmündigt, weil ihnen durch die Schließzeiten ein Teil der ‚Urlaubsautonomie‘ genommen wird. Diese Eltern fordern weniger starre Vorgaben, mehr Mitbestimmung und ein Verständnis für die vielfältige Lebensrealität von Eltern.“
Für andere Eltern ist das genaue Gegenteil das Problem, so Susanne Schmidt: „Sie müssen ihren Urlaub ohnehin in den Schulferien nehmen, weil ältere Kinder schulpflichtig oder sie beruflich an Schulen tätig sind. Wenn die Kita außerhalb dieser Zeiten schließt, verdoppelt sich das Dilemma. Diese Eltern argumentieren, dass Kita-Schließzeiten klar in die Schulferien gehören – alles andere ist aus ihrer Sicht familienpolitischer Realitätsverlust.“ Die Debatte zu dem Thema birgt Zündstoff zwischen Eltern verschiedener Familiensituationen: „Wessen Lebensmodell darf der Maßstab für Planung sein?“
Schließzeiten bei Kita-Wahl beachten!
Berechtigung haben beide Sichtweisen. In einer pluralistischen Gesellschaft ist es wichtig und richtig, dass es (auch) zu diesem Thema verschiedene Modelle gibt. LEA rät deshalb dazu, dass sich Eltern vorab über die Regelungen der Kita informieren und abgleichen, inwieweit diese mit der eigenen Situation harmonieren. Nicht nur Konzept, Ausstattung und Erreichbarkeit sind wichtige Faktoren für die Wahl der Kita – sondern auch Schließ- und Betreuungszeiten.
Das Angebot ist vielfältig und groß. Es gibt sogar Kitas (fast) ohne Schließzeiten, da dürfte für jeden etwas dabei sein. Ob in den zuletzt genannten Kitas darauf geachtet werden sollte, ob auch jedes Kind wirklich eine gewisse „Auszeit“ pro Jahr erhält, hält LEA für die eigentlich spannende Frage. Klaus Wicher ist Vorsitzender vom Hamburger Sozialverband. Er unterstreicht: „Die UN-Kinderrechtskonvention schreibt das Recht von Kindern auf Ruhe fest. Deswegen erlaubt es die Landesrahmenvereinbarung Kinderbetreuung den Einrichtungen für bis zu vier Wochen im Jahr zu schließen.“
Fazit: Das Wohl der Kinder sollte immer im Fokus stehen, deswegen lohnt es sich vorab zu recherchieren, welche Kita am besten zur Familiensituation passt.
*Name von der Redaktion geändert.