Gestern durften bereits ausgewählte Gäste einen Blick in das neue Kinderbuchhaus werfen. Die Oase für kleine Buchfans ist innerhalb des Altonaer Museums in neue Räume gezogen. Seit 2005 war das Kleinod im zweiten Stock des Museums zu finden. Nun sind die im Dezember 2023 begonnenen Bauarbeiten abgeschlossen, „genau im Zeitplan“, wie Kultursenator Carsten Brosda bei seinem Besuch schmunzelnd sagt. Und tatsächlich riecht es noch nach Farbe.
Heute folgt die feierliche Eröffnung. Zum Neubeginn geht auch die Ausstellung „Zuhause“ mit Originalillustrationen aus Kinderbüchern an den Start. Diese erste Werkschau in den neuen Räumen soll auch sinnbildlich für das neue Zuhause des Kinderbuchhauses stehen, so Programmleiterin und Geschäftsführerin des Kinderbuchhauses Dr. Dagmar Gausmann-Läpple.
Zur Ausstellung: Auf der Suche nach einem Zuhause
Die Ausstellung zeigt die Illustrationen verschiedener Künstlerinnen und Künstler aus Kinderbüchern, die sich mit dem Begriff Zuhause oder Heimat beschäftigen. Diese Bilder schildern nicht immer ein Bullerbü-Idyll. Es gehe auch um die Suche und den Kampf um das, was mein ein Zuhause nennt, so Gausmann-Läpple. Damit eröffnet das Kinderbuchhaus gleich mit einem Paukenschlag, der einen allzu aktuellen gesellschaftlichen Bezug hat.
„Kurze Beine, kurze Wege“
In der Planungsphase kam es vor einigen Jahren zu einer entscheidenden Wendung. Ursprünglich sollte das Kinderbuchhaus im zweiten Stock des Altonaer Museums bleiben. Lediglich ein zeitgemäßer Ausbau war angedacht. Bis die Direktorin des Museums, Prof. Dr. Anja Dauschek eine andere Idee hatte. Sie wollte einen recht unattraktiven Ort im Erdgeschoss, der bislang als Archiv diente, neu beleben. Dies sollte, mit Blick auf die jungen Besucher, dem Credo „Kurze Beine, kurze Wege“ folgen.
Allerdings bedeutete es auch weniger Platz und eine neue Planung, die auch noch von Corona gebremst wurde. Die Pandemie führte letztlich zum weiteren Überdenken der Ausstattung, wie sich Architektin Sibylle Kramer erinnert. Eine geplante Lesehängematte und kuschelige Orte, an denen Menschen zu eng zusammenkämen, sind einladenden, offenen Flächen gewichen.
Arena frei im Kinderbuchhaus
Aus der Platznot machte man eine Tugend. So finden sich vielerorts versteckte Staumöglichkeiten, wie man sie sich auch Zuhause wünschen würde. Glanzlicht des neuen Kinderbuchhauses ist neben der Werkstatt die sogenannte Arena. Sie bietet im Amphitheater-Stil einen Ort für Lesungen. Die werden bereits diesen Monat beginnen. Der Vormittag im Kinderbuchhaus bleibt weiterhin Schulklassen und Kitagruppen vorbehalten. Ansonsten soll der quasi-neue Museumsteil an den Stadtteil heranrücken und allen offen stehen.
Hierzu sagt Dagmar Gausmann-Läpple: „Diese für Hamburg so bezeichnende Kunstform der Illustrationskunst für Kinder und Jugendliche hat das Gästezimmer im Altonaer Museum verlassen und nun endlich ein dauerhaftes Zuhause gefunden.“ Auch Direktorin Anja Dauschek betont, dass sich hier ein Ort für einen „unverzichtbaren Teil“ des Altonaer Museums geöffnet habe.
„Es kann nicht früh genug beginnen …“
Hamburgs Kultursenator zeigt sich fast erleichtert, dass „diese lange Wegstrecke nun beendet ist und ich freue mich, dass wir sie zusammen gegangen sind“, so Carsten Brosda. Er betonte den Wert des neuen Leseortes und sagte: „Das Heranführen junger Menschen an Bücher kann nicht früh genug beginnen.“ Dafür sei ein Ort außerhalb der Schule, wo man in „aller Freiheit“ lesen und schauen könne, besonders wertvoll. Mit Blick auf die Eröffnungsausstellung gab Brosda einen überraschenden Hinweis.
Ein überraschender Hinweis auf Tik Tok
Brosda wies darauf hin, wie soziale Medien, etwa Tik Tok, die Meinungen vieler Menschen beeinflussen. Die Lesekompetenz für Bilder müsse neu justiert werden. Dafür sei eine Ausstellung wie „Zuhause“ und das Studium von Kinderbuchillustrationen überhaupt sehr geeignet. Denn hier müsse man unterscheiden lernen, „was wahr ist und wahr sein kann“ und was eben auch nicht.
Die Finanzierung für das neue Kinderbuchhaus erfolgte durch den Hamburger Senat, die Kulturbehörde, Spenden und die Unterstützung zweier Stiftungen.