28. Februar 2025
Kultur

Gründerin des Kl!ck erhält Bundesverdienstkreuz

Margit Reinig erhielt heute eine der höchsten Auszeichnung der Bundesrepublik für ihr langjähriges Engagement in der Kinder- und Jugendkultur.

Kultursenator Dr. Carsten Brosda und Margot Reinig.

Kultursenator Dr. Carsten Brosda und Margot Reinig.

Margot Reinig engagiert sich seit über 30 Jahren für die kulturelle Bildung von Kindern und Jugendlichen. Als Leiterin und Mitgründerin des Museumsvereins „Kindermuseum Hamburg“ hat sie unter anderem das KL!CK-Kindermuseum ins Leben gerufen. Dieser einzigartige Ort in Osdorf zieht jährlich etwa so viele Besucher an, wie das Museum für Hamburgische Geschichte. Das Besondere: Es bietet Bildung zum Anfassen und Mitmachen.

Als Vorstandsvorsitzende des Bundesverbands deutscher Kinder- und Jugendmuseen setz sich Reinig weiterhin für kulturelle Teilhabe ein. Außerdem hat sie das „urbaneo – Junges Architekturzentrum“ auf den Weg gebracht, das demnächst in der HafenCity eröffnet wird. Für ihr langjähriges Engagement erhielt Margot Reinig heute im Hamburger Rathaus durch Kultursenator Dr. Carsten Brosda das Verdienstkreuz am Bande. Damit endet ihr Engagement aber noch nicht.

„Wir wünschen uns eine ernste Auseinandersetzung.“

Die Preisträgerin beherrsche dies gesamte „Klaviatur“, die man benötige, um im sozialen Bereich und dem Umgang mit Behörden erfolgreich zu sein, so Carsten Brosda in seiner Laudatio. „Mal leise, mal leise und beharrlich, mal vehement“, so fasst Hamburgs Kultursenator die „Tonarten“ zusammen, die Margot Reinig beherrscht.

Und wenig später spielt sie diese virtuos in ihrer eigenen Rede. Reinig erzählt, wie ein Kollege genug davon gehabt habe, dass man von „leuchtenden Kinderaugen“ schrieb, wenn man über eine Kulturveranstaltung für Kinder und Jugendliche berichtete. Statt dieser Romantisierung hoffte man auf etwas anderes: „Wir wünschten uns eine ernste Auseinandersetzung.“ Die trieb sie maßgeblich voran.

„Es gibt so etwas, wie einen Hunger nach Kultur.“

Margot Reinig verbindet ihre Rede mit einem Appell, die Kinder- und Jugendkultur weiter ernst zu nehmen.
Margot Reinig verbindet ihre Rede mit einem Appell, die Kinder- und Jugendkultur weiter ernst zu nehmen.

Warum das so war – und noch ist – beschreibt Reinig so: „Natürlich sind all die Fächer wichtig … Mathematik, Geschichte und so weiter. Aber das pure Lernen von Daten reicht nicht.“ Im Gespräch verdeutlicht Reinig: „Sehen sie sich die ganze AfDler an. Einige davon können vielleicht das ganze Grundgesetz auswendig, helfen tut es nichts.“

Die Kulturstreiterin erzählt eine Episode der Nachkriegszeit, in der Menschen für Kultur mit dem zahlten, was sie gerade hatten: ein Stückchen Kohle oder ähnliches … „Und doch waren die Menschen bereit, diesen Preis für Kulturangebote zu zahlen. Es gibt so etwas, wie einen Hunger nach Kultur.“ Das gelte auch und besonders für Kinder. „Wir sind nur Mittler und unterstützen die Kinder dabei, ihrer intrinsischen Motivation zu folgen“, fügt sie hinzu.

„Die Auszeichnung wird mir bei meiner Tätigkeit helfen.“

Auf die Frage, was ihr nach der Verleihung durch den Kopf geht, antwortet die Ordensträgerin: „Zum einen freut man sich natürlich, wenn das Lebenswerk gesehen wird und man Anerkennung erfährt.“ Dann fügt sie schmunzelnd hinzu: „Aber es ist tatsächlich auch nützlich: Ich fahre demnächst nach Ungarn. Dort gibt es eine Initiative, die gerne ein Kindermuseum aufbauen möchte. Sie veranstaltet eine große Tagung und ich bin zur Beratung eingeladen. Dort werde ich das Verdienstkreuz tragen, denn der ungarische Kulturminister ist auch dabei. Solchen Menschen imponiert eine Auszeichnung und schon zählt es mehr, was ich sage.“

Margit Reinig begann ihre Kulturarbeit, als die erste Pisastudie noch Zukunftsmusik war. Die Vorstellung damals, so sagt sie: Bildung finde komplett in der Schule statt. Aber man habe gemerkt, dass auch außerschulische Angebote nötig seien. „Ab da wurde unsere Arbeit einfacher“, so die Aktivistin.

„… also gründete ich eben eine Kinderkrippe.“

Angefangen hat alles damit, dass Margot Reinig nach der Geburt ihres ersten Kindes beizeiten wieder arbeiten wollte, aber „die Lage der Kinderkrippen war eine Katastrophe. Also gründete ich eben eine Kinderkrippe. Als ich dann später durch die USA reiste und dort Kindermuseen sah, dachte ich: Das will ich auch.“ Der Rest ist eine Erfolgsgeschichte. Ein neues Projekt habe sie nicht vor. Die aktuellen Bemühungen lasse sie langsam auslaufen und beschränke sich auf Beratung.

Hintergrund

Das Bundesverdienstkreuz am Bande ist eine der höchsten Auszeichnungen der Bundesrepublik Deutschland und würdigt besondere Verdienste im sozialen, kulturellen, politischen oder wirtschaftlichen Bereich.

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