Die These zuerst: Unsere Annahmen über die Generation Z sind grundfalsch, die Unterstellung von Hedonismus und Faulheit nicht plausibel. Deutlich machen möchte ich das anhand einer kleinen Theaterszene: Stellen Sie sich eine Beratungsstelle vor, deren Aufgabe es ist, junge Menschen zu motivieren. Nun kommt der nächste Fall, 25 Jahre alt, nennen wir ihn Ben. Der Berater ist Mitte 50, routiniert.
Er fragt: „Was ist Ihre größte Sorge?“ „Bezahlbares Wohnen“, antwortet Ben. „Können Sie abhaken“, sagt der Berater. „Die Hauspreise sind auf ein Niveau gestiegen, das durch normale Erwerbsarbeit nicht mehr finanzierbar ist. Ich habe daher geerbt.“ „Ich werde leider nichts erben“, sagt Ben. „Sehen Sie? Die Mieten steigen übrigens noch schneller als die Hauspreise und wahrscheinlich wird sich das zu Ihren Lebzeiten nicht mehr ändern. Können Sie also auch einen Haken dranmachen. Nächste Sorge?“ Ben: „Der Klimawandel – ich habe das Gefühl, der macht mich depressiv.“ Der Berater wird misstrauisch. „Depressionen kommen eher vom Kiffen und Social Media.“ „Nein, Klimawandel und die Folgen.“
„Forscher schätzen, dass …“
Der Berater wünscht sich eine Zigarette und seufzt. „Forscher schätzen, dass es noch locker hundert Jahre gut geht“, sagt er. „Die größten Katastrophenszenarien betreffen Ihre Kinder und Enkel. Ich weiß nicht, wie Sie jetzt schon auf Depressionen kommen. Nächste Sorge?“ „Die Machtübernahme durch Künstliche Intelligenz. Vielleicht bin ich morgen überflüssig.“
„Das könnte sein. Versuchen Sie das mit fernöstlicher Gelassenheit zu sehen. Das Leben besteht nicht allein aus Leistung und Wettbewerb. Vielleicht können Sie schon übermorgen die Riemen einlegen und sich …“ Der Berater lächelt maliziös, „… treiben lassen.“ „Dann sind da noch Kriege und Pandemien. Ich habe das Gefühl, dass es immer mehr Katastrophen gibt.“
„Jetzt sehe ich bei Ihnen Realismus“, sagt der Berater. „Es hat keinen Sinn, den Kopf in den Sand zu stecken! Wer den Tsunami rechtzeitig kommen sieht, der hat mehr Zeit adieu zu sagen, nicht wahr?“
„Der Weg aus Ihrer persönlichen Krise …“
Der Berater fingert eine Marlboro aus der Packung und legt sie auf den Tisch, zur Steigerung der Vorfreude. „Fassen wir zusammen. Der Weg aus Ihrer persönlichen Krise erfordert robusten Fatalismus. Abhaken, einfach abhaken. Das gepaart mit solider Passivität und Akzeptanz von Phänomenen, die stärker sind als Sie.
Und schlussendlich, eine realistische Analyse mit dem Ergebnis …“
„.. we‘re fucked?“
Der Berater zeigt mit der Marlboro auf Ben: „Hören Sie, das nervt! Diese ständigen Versuche Ihrer Generation, sich mit Phrasen aus der Affäre zu ziehen … Haben Sie das bei den Grünen gelernt?“ Ben: „Bei denen bin ich gerade ausgetreten.“ Berater schreibt ins Protokoll: Passiv, faul, weinerlich. Typischer Vertreter GenZ.