27. August 2024
Magazin-Tipp

Maskenbildnerin – Unser Arbeitsplatz des Monats

Stephanie Bock ist Maskenbildnerin an der Staatsoper Hamburg. Hier spricht sie über ihre Ausbildung, den Berufsalltag zwischen Geishas und Märchenwesen sowie den Herausforderungen, die ein Ballettabend mit sich bringen.

Stephanie Bock (Maskenbildnerin) bearbeitet eine der zahlreichen Perücken. Alle Solistinnen und Solisten erhalten eine Maßanfertigungen, bei denen jedes einzelne Haar von Hand eingebracht wurde.

Stephanie Bock bearbeitet eine der zahlreichen Perücken. Alle Solistinnen und Solisten erhalten eine Maßanfertigungen, bei denen jedes einzelne Haar von Hand eingebracht wurde.

„Ich bin Maskenbildnerin an der Staatsoper – Arbeite ich im Werkstattdienst, fertige ich zum Beispiel Perücken, Masken oder Prothesen – wie falsche Nasen – an. Beim Abenddienst frisiere und schminke ich sowohl vor als auch während der Aufführungen. Der Abenddienst beginnt für mich etwa um 18 Uhr mit den Vorbereitungen und die sind so unterschiedlich wie die Aufführungen: Opulente Geisha-Perücken, Gesichtsprothesen für Märchenwesen, Frisuren, die rasante Pirouetten aushalten, ich muss bereit sein.“

Stephanie Bock: „Es ist schön, dass immer etwas Neues auf mich wartet.“

Stephanie Bock (36) liebt die Abwechslung ihres Berufs. Besonders die Arbeit mit Glatzenkappen und Prothesen liegt ihr.
Stephanie Bock (36) liebt die Abwechslung ihres Berufs. Besonders die Arbeit mit Glatzenkappen und Prothesen liegt ihr.

Stephanie Bock bringt nichts so leicht aus der Ruhe. Ein großer Trumpf in ihrem Beruf als Maskenbildnerin, etwa bei kurzfristigen Umbesetzungen: „Eine Perücke zum Beispiel kann ich nicht über Nacht herstellen. Das benötigt rund 40 Stunden. In dem Fall heißt es ruhig bleiben und improvisieren. Die Künstler dürfen keine Unsicherheit spüren.“ Das gilt auch, wenn zwischen einem Akt etwas geändert oder angepasst werden muss: Charaktere, die altern oder verzaubert wurden … Wenn dann beispielsweise eine künstliche Kinnpartie nicht halten will, ist wieder Improtalent angesagt. Und sind mal Haarteile für den ganzen Opernchor gefragt? Dann könne es trotz des 20-köpfigen Teams in der Maske mal knifflig werden. Aber oft genüge ein Griff in den Opern-Fundus. Dort schlummern Bärte, Perücken und vieles mehr. Was nicht passt, wird passend gemacht.

Selbst ein Star wird mal nervös

Und was braucht es in diesem Job noch? „Die Bereitschaft, am Wochenende und an Feiertagen zu arbeiten, ist unbedingt notwendig. Aber ich bin ein Mensch, der das gut abkann“, so die 36-Jährige. Fingerspitzengefühl schadet auch nicht: „Wenn ich im Abenddienst arbeite, bin ich oft die letzte Station, bevor es für die Künstler auf die Bühne geht.“ Selbst für erfahrene Weltstars sind diese letzten Augenblicke vor dem Auftritt immer wieder besonders, wie Stephanie Bock verrät: „Ich versuche dann ganz behutsam auf die Person im Stuhl einzugehen. Ab und an muss ich aber auch ‚durchgreifen‘, wenn jemand schon zu sehr in seiner Rolle ist. Dann heißt es ‚Sitz bitte kurz still‘, damit am Ende alles perfekt passt.“

Besonders schön an ihrem Arbeitsalltag in der Staatsoper sei die Abwechslung. Stile und Anforderung gleichen selten dem Vorangegangenen. Frisuren und Makeup sind entsprechend unterschiedlich. Masken und Prothesen dürfen nicht das Spiel stören, Perücken dürfen nicht zu schwer sein – es gibt vieles zu bedenken. Und alles muss über den Orchestergraben hinaus wirken. „In der Oper schminken wir daher oft weniger dezent als bei den Sprechbühnen. Mehr ist hier tatsächlich mehr“, scherzt sie.

Die Ausbildung

Um ihren Job ausüben zu können, absolvierte Stephanie Bock eine Ausbildung zur Friseurin. 2010 folgte die Ausbildung zur Maskenbildnerin. Die fand an der Staatsoper Hamburg und der Handelskammer statt. Zwar ist eine Friseurausbildung nicht mehr zwingend für den Job, doch manche Häuser, wie die Oper, verlangen sie noch und die Doppelausbildung helfe in vielen Situationen, so Bock. Und wieder geht es zurück an die Arbeit. Was wohl heute ansteht?

Auch interessant