8. Februar 2024
Magazin-Tipp

Therapie mit Tieren: Du hast doch nen Vogel!

Wachteln, Hühner, Hasen, Ziegen, Pferde - klingt nach Bauernhof, ist aber Psychotherapie. Wie die Tiere dabei helfen können, verrät Annika Röder.

Therapie mit Wachteln

Von Wachteln kann man viel lernen - deswegen setzt Annika Röder die kleinen Hühnervögel in der Therapie mit Kindern und Jugendlichen ein.

Und nicht nur einen: Bei Annika Röder gibt es fünf Wachteln und sechs Hühner. Zudem drei Pferde, drei Kaninchen, einen Hund und bald auch noch Meerschweinchen und Ziegen. Die hat sie nicht zum Spaß, zumindest nicht nur. Denn die gelernte Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin und leidenschaftliche Tiertrainerin hat kurzerhand ihre beiden großen Interessen verbunden und bietet in Haseldorf tiergestützte Therapie an.

Los ging es mit Pferden. „Ich habe ein Praktikum in der Reittherapie gemacht und daraufhin den Entschluss gefasst, Psychologie zu studieren und Therapeutin zu werden“, erinnert sie sich. Nach dem Studium und den Ausbildungen zur Reittherapeutin, Psychotherapeutin für Kinder- und Jugendliche und neuerdings auch Traumatherapeutin, arbeitete sie zunächst ganz „normal“ in einer Praxis und einer Kinderpsychiatrie. Nach der Geburt ihres Kindes stand fest, dass etwas Neues, Eigenes her soll: „Ich war der gewöhnlichen Psychotherapie müde“, sagt sie und so rief sie die Stallstunden, eine Reittherapie, ins Leben.

Wachtel-Therapie startet im März

Doch auch wenn das der ursprüngliche Grund für den beruflichen Werdegang war, blieb es nicht dabei: „An Pferde sind sehr viele Erwartungen geknüpft, unter anderem, dass geritten wird – was in den Therapiestunden eigentlich gar nicht oft der Fall ist“, erklärt sie. „Deswegen habe ich nach anderen Tieren geguckt, an die man unbefangen rangehen kann.“

Schließlich landete sie bei Wachteln, mit denen sie die Therapie kommenden Monat beginnt – handzahm sind die kleinen Hühnervögel bereits. „Wachteln haben eine Pickordnung, sind charakterlich sehr verschieden und lassen sich sehr gut beobachten und trainieren“, sagt Annika Röder.

Ich bin Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche und biete tiergestützte Therapie an. Das bedeutet, keine klassischen Therapiesitzungen, sondern beobachten, lernen und trainieren an den Tieren. Im besten Fall ist den Kindern gar nicht vordergründig bewusst, dass es gerade eine Therapie ist. Das bietet mir mehr Freiheiten im beruflichen Alltag und ich kann meine beiden Leidenschaften, Psychotherapie und Tiertraining, miteinander verbinden.

In der Therapie sind die Tiere Mittel zum Zweck. „Man kann so viel machen, beobachten, analysieren, Vertrauen fassen und hat quasi nebenbei Therapie“, erzählt sie. Trotzdem erarbeitet sie natürlich klassisch Therapieziele und schaut, was die Kinder und Jugendlichen brauchen, um ihr Verhalten ändern zu können und Probleme in den Griff zu kriegen. Gerne auch mit den Eltern gemeinsam: „Mit Wachteln kennen sich die wenigsten aus – da müssen auch die Eltern bei Null anfangen und haben eine neue Ebene der Kommunikation mit den Kindern. Und Lerntheorien sind ebenso bei den kleinen Wachteln, als auch bei Menschen anwendbar. Positive Verstärkung ist das Stichwort, da brenne ich für.“

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