10. April 2025
Magazin-Tipp

Tims Thesen: Und was macht der Dollar?

An dieser Stelle erscheint jeden Monat Tim Holzhäusers Glosse mit einer gewagten These. Diesen Monat mit einer steilen These zu Geldanlagen.

Autor Tims Thesen

Redaktionsleiter Tim Holzhäuser

Tims Thesen im April 2025: Vielleicht haben Sie es gemerkt: Die Überschrift hier ist ein Buchtitel der Börsenlegende André Kostolany, der sich zeitlebens um die Leitwährung sorgte. Ich teile diese Sorge und möchte das im Rahmen einer These erläutern. Seien wir realistisch: Geldanlage ist eine gute Sache. Eine Strategie auch. Meine sah, vereinfacht gesprochen, bis vor kurzem so aus: Investments verteilen auf Europa und die USA, mit Übergewichtung USA.

Warum? Nun, als Staatsbürger und Familienvater profitiere ich ohne großes Zutun überproportional vom Sozialsystem Deutschlands (Familienversicherung, kostenlose Schulen, kostenlose Uni, etc.). Ich bin also schon durch meine Anwesenheit Dividendenempfänger des Staats.

Eben dieser Staat ist in den USA traditionell schwächer ausgeprägt (auch schon vor Trump), dafür aber wird die Wirtschaft öfter von der Leine gelassen und performt besser. Daher das Übergewicht zugunsten Amerikas. Nun überlebt bekanntlich keine Anlagestrategie den ersten Kontakt mit der Realität. So auch hier. Die Realität verlief exakt spiegelverkehrt. Dow Jones runter, Dax rauf, Tims Rendite einstellig …

„Auch die Börse ist nicht mehr in den 90er-Jahren.“

Was jetzt? US-Aktien nachkaufen? These hierzu: Investments in US-amerikanische Aktien und ETF werden in den kommenden Monaten und Jahren wenig sinnvoll sein, weil die Börsenlage (wie so häufig) völlig abgekoppelt ist von Fakten. Wer literarisch begabt ist, kann sich eine schöne Strategie ausdenken, aber sie ist eben nicht mehr als erwünschte Fiktion. Hinzu kommt, was ich schon im letzten Monat über Milliardäre geschrieben habe: Irrationale Entscheidungen, die den Interessen der Hauptakteure zuwider laufen, aber trotzdem getroffen werden. Gleichzeitig wächst die finanzielle Macht besagter Typen und ihr Störungspotential. Hinzu kommt die Weltlage! Auch die Börse ist nicht mehr in den 90er-Jahren. Gucken Sie sich einen Langfristchart an und Sie sehen, was ich meine: Anstatt alle paar Jahre knallt es nun alle paar Monate. Die harten Abbruchkanten häufen sich. Börseninvestments dürften also in den nächsten Jahren spekulativer sein als gewohnt. Dies wiederum lässt sich mit dem Goldpreis bestens illustrieren. Auch andere alternative Investmentformen dürften ein Comeback erleben. Ich selbst überlege, ob ich nicht doch wieder in Uhren machen soll …

Der zweite Teil der These ist optimistisch: Wie schon angedeutet, rechne ich mit einer Demontage jener Kräfte, die gerade die USA zerlegen. Wer mit einer solchen Geschwindigkeit vorgeht, der fliegt auch leicht aus der Kurve. Ich könnte mir daher gut vorstellen, dass Trump noch vor Ende seiner Amtszeit vertrieben wird oder selbst hinschmeißt. Das dürfte dann zu einem kurzen Boom an der US-Börse führen, bevor die nächste Krise ins Haus steht.

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