Tims Thesen im März 2025: Finden Sie nicht auch, dass die Figur des sendungsbewussten Milliardärs anfängt zu nerven? Elon Musk ist das große Beispiel, letztlich bin ich aber durch Klaus-Michael Kühne auf das Thema gekommen.
Diktierte unbestechliche Logik unser Handeln, dann würden wir Kühne sagen, er möge den Quatsch mit der Oper vergessen. Einfach Steuern zahlen, dann darf er im Gegenzug die Hamburger Infrastruktur nutzen. Die wäre natürlich um Längen besser, wenn alle Nutzer entsprechend dazu beitrügen. Kühne zahlt übrigens in Deutschland keine Steuern, weil er nicht das Gefühl habe, sie würden für die „richtigen Dinge“ ausgegeben.
Da sind wir wieder beim Nerven. Es ist nicht die Aufgabe von Milliardären über die Sinnhaftigkeit öffentlicher Ausgaben zu entscheiden, aber dennoch müssen wir uns mit derlei Äußerungen beschäftigen. Das beliebteste Gegenargument lautet übrigens so: Ein Milliardär hat seine Position aufgrund seiner Kompetenz, daher kennt er sich auch aus mit öffentlicher Wohlfahrt, Fußball, Oper, Erbschaftsrecht – mit allem halt.
Tja, das ist leider einer der berühmtesten Denkfehler, völlig abgekoppelt von Ursache/ Wirkung, aber nicht totzukriegen … Oder nehmen wir Elon Musk: Über dessen Erfolge wurde viel geschrieben, aber auch über die haarsträubenden Fehlentscheidungen, die kassierten Prognosen, das Ketamin-Geschnupfe, den Größenwahn, den Populismus …
„Wie lange werden diese Leute noch nerven?“
Nun zur These: Wie lange werden diese Leute noch nerven? Werden Kühne & Musk ein ewiges Phänomen oder kriegen sie demnächst die rote Karte? Vieles spricht für Ersteres. In den USA haben Milliardäre es bekanntlich geschafft, das ganze Land einzusacken. Noch nie zuvor waren in einer Demokratie der Besitz von Milliarden eine Grundvoraussetzung, um faktisch politische Macht auszuüben.
Ich glaube aber dennoch, dass die Halbwertzeit von Milliardären des politisch aktiven Typs begrenzter ist, als wir denken. Der Grund sind die besagten Denkfehler. Jemand, der von der eigenen Größe so geblendet ist, dass er sich nicht mehr als reale Figur im Spiegel sehen kann, der kann sich auch nicht mehr fragen: „Elon, war das jetzt großer Bockmist?“
Er oder sie hat in diesem Moment eine komplette Hirnhälfte abgeschaltet. Es folgen hochgradig irrationale Entscheidungen, die irgendwann selbst die eigenen Interessen bedrohen – was unser Milliardär aufgrund der Hirnabschaltung aber nicht mehr realisiert. Musk liefert hierfür im Wochentakt Beispiele. Und auch Klaus-Michael Kühne könnte völlig unironisch der Ansicht sein, dass er das Steuersystem der Bundesrepublik Deutschland versteht, weil er sich mit Containern, Fußball, Opern und Erbschaftsrecht auskennt. Liebe Freunde, all das sieht nach vielem aus, aber ganz sicher nicht nach dem Grundsatz des survival of the fittest.