10. Oktober 2025
Gesellschaft

Armut in Hamburg: Reichtum und Not direkt nebeneinander

Hamburg ist Stadt der Extreme: Hier leben über 40.000 Millionäre – und gleichzeitig ist fast jeder fünfte Mensch armutsgefährdet. Der SoVD will mit dem „Armutsgipfel 2025“ aufrütteln und Wege in eine gerechtere Zukunft aufzeigen.

Engagiert sich gegen Armut: Klaus Wicher vom SoVD besucht das zum Verband gehörige Sozialkaufhaus „Capello“ im Osdorfer Born.

Engagiert sich gegen Armut: Klaus Wicher vom SoVD, hier im zum Verband gehörigen Sozialkaufhaus „Capello“ im Osdorfer Born.

Armut in Hamburg? Mit über 40.000 Vermögensmillionären und über 1.400 Einkommensmillionären hat Hamburg eine hohe Reichtumsdichte. Auch leben achtzehn Milliardäre in Hamburg. Die reichste Familie verfügt über 8,6 Milliarden Euro.

Im Kontrast dazu ist fast jeder fünfte Hamburger, laut Statistischem Landesamt Nord, armutsgefährdet. Zur Erklärung: Armut beschreibt in der Alltagssprache einen Zustand, bei dem das verfügbare Geld nicht ausreicht, um lebensnotwendige Dinge zu bezahlen.
Bei der Armutsgefährdung im Hinblick auf das Einkommen spielen zusätzliche Faktoren wie soziale Teilhabe eine Rolle: Bildung, Wohnsituation und Zugang zu Gesundheitsversorgung werden mitberücksichtigt. Kurz: Armut umfasst nicht nur Einkommen, sondern auch Chancen und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben; armutsgefährdete Personen werden also durch die Kombination von Einkommen und sozialen Bedingungen ermittelt.

„Die Armut ist nicht zu übersehen“

Klaus Wicher, Landesvorsitzender Sozialverband Hamburg (SoVD) berichtet: „Wir müssen ja nur die Augen offen halten, dann ist die Armut in unserer Stadt nicht zu übersehen. Kinder kommen mit leeren Mägen in die Sozialeinrichtungen geströmt, die Hamburger Tafeln kommen an ihre Grenzen, Rentner sammeln Pfandflaschen an Bahnhöfen, Studenten und Familien finden keinen bezahlbaren Wohnraum, Alleinerziehende können sich in den Ferien keinen Urlaub leisten.“

Weiter sagt er: „Natürlich können wir nicht nur über die Stadt schimpfen. Hamburg tut schon einiges, um Menschen zu unterstützen. Beispiele sind der kostenlose fünfstündige Kita-Platz oder das kostenlose ÖPNV Ticket für Schüler. Das ist sinnvoll und richtig, aber an anderer Stelle kann viel mehr für unsere Gemeinschaft getan werden.“

Armutsgipfel 2025: Wege in eine gerechte Zukunft

Der Hamburger SovD stellt unbequeme Fragen, will wachrütteln, nicht nur kritisieren, sondern auch konkrete Lösungen anbieten. Im Oktober veranstaltet der SoVD deswegen den „Armutsgipfel 2025“. Unter dem Titel „Wege in eine gerechte Zukunft“ werden der SoVD Hamburg, der Mieterverein zu Hamburg, der DGB Hamburg und der Paritätische Wohlfahrtsverband Hamburg am 15. Oktober über die Ursachen, Folgen und mögliche Auswege aus der Armut sprechen. Denn, so der SoVD, wer arm ist, ist an vielen Stellen existenziell bedroht: durch mangelhafte Wohnbedingungen, Obdachlosigkeit, Langzeitarbeitslosigkeit, ungesunde Ernährung, uneingeschränkten Zugang zu Gesundheitsversorgung, fehlende Kinderbetreuung oder durch eine nachteilige Schul- und Lebensumgebung. „Armut verhindert den Zugang für Erwachsene und Kinder zu Bildung, Kontakten und Aktivitäten. Benachteiligung und Ausschluss von Teilhabe haben weitreichende Konsequenzen – für die Betroffenen, aber auch für unsere Gesellschaft“, so der Vorsitzende.

Vor allem die steigende Wohnungsnot verschärft die Lage. Explodierende Bau- und Materialkosten, steigende Mieten und Zinsen, sowie die zunehmende Gentrifizierung sind Treiber von Armut und Ungleichheit. „Wir müssen jetzt über die Not der Menschen in unserer schönen Stadt sprechen, denn die soziale Schere geht immer weiter auseinander. Der Armutsgipfel kommt genau zur rechten Zeit“, so der SoVD Landesvorsitzende.

Ein Leben für soziale Gerechtigkeit

Er weiß, wovon er spricht: Als Kind wuchs er in einem liebevollen, aber mittellosen Haushalt auf, in dem nicht immer die nötigen Mittel zur Verfügung standen. „Ich habe nichts entbehrt, aber es hat mich geprägt.“ Seine Eltern verkauften nach dem Krieg von einem Handkarren aus Obst und Gemüse an der Fuhlsbüttler Straße.

Klaus Wicher machte etwas aus sich, studierte BWL und wurde Diplom Handelslehrer. Später arbeitete er fast 30 Jahre als Abteilungsleiter im Berufsförderungswerk Hamburg. „Politisch aktiv war ich schon immer. Mein Großvater war schon vor dem Ersten Weltkrieg in Breslau in der SPD aktiv. Mein Ansporn ist und bleibt, gegen soziale Ungerechtigkeit anzugehen, auch wenn ich dabei anderen auf die Füße treten muss.“

Seit 2011 ist er Hamburger Landesvorsitzender des SoVD. „Niemals bin ich müde, mich für die Schwachen der Gesellschaft einzusetzen. Mir geht es dabei immer um den Grundsatz: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Wichtig ist mir, dass wir unsere Demokratie erhalten können.“

Armutsgipfel 2025 in Hamburg

📅 Wann: Mittwoch, 15. Oktober 2025
📍 Ort: Haus der Patriotischen Gesellschaft, Trostbrücke 4-6
🕒 Beginn: 10 Uhr, Einlass ab 9.30 Uhr
🎯 Thema: „Wege in eine gerechte Zukunft“
👥 Veranstalter: SoVD Hamburg, Mieterverein zu Hamburg, DGB Hamburg, Paritätischer Wohlfahrtsverband Hamburg
💬 Ziel: Austausch über Ursachen, Folgen und Lösungsansätze sozialer Ungleichheit
🔗 Infos und Anmeldung: www.sovd-hh.de

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