20. Januar 2022
Gesellschaft

Wünsche für 2022 – Neujahrsumfrage

2022 wird alles anders, oder? Der Klönschnack hat Menschen verschiedenster Berufsgruppen gefragt, was sie derzeit umtreibt und welche Erwartungen sie an Regierung und Gesellschaft in 2022 haben.

Symbolbild 2022

Was erwarten Sie vom Jahr 2022? // Foto: ©Moritz Knöringer on Unsplash

Neues Jahr, neues Glück? Naja, vielleicht nicht ganz, aber auf jeden Fall neue Erwartungen und Herausforderungen. Eine neue Bundesregierung und ein neuer Bundeskanzler – die Jüngeren unter uns wussten bisher nicht, dass es das Wort auch in der männlichen Form gibt – und leider wohl auch neue Virusmutationen. Aber was wird sich wohl wirklich ändern oder ändert sich überhaupt was? Was erhoffen, erwarten oder befürchten wir von 2022?

 


 

Janna von Appells Wünsch für 2022
Janna von Appen, Schulleiterin Grundschule Klein Flottbeker Weg

„Ich wünsche mir, dass alle Verantwortlichen, die die Rahmenbedingungen für die Bewältigung dieser Pandemie treffen, sich für die richtigen und klug abgewogenen Maßnahmen entscheiden, damit wir alle zusammen 2022 mit viel Elan, Mut und neuen Perspektiven das Jahr starten und nicht zu viel Verunsicherung entsteht. Es wäre schön, wenn der Zusammenhalt in der Stadt Hamburg weiterhin solidarisch ist und dass das bewundernswerte Engagement in unterschiedlichen Bereichen vieler Mitmenschen aufrecht erhalten werden kann.“ – Janna von Appen

Dr. Amir Naderis Wünsche für 2022
Dr. Amir Naderi, Internistische Privatpraxis in der Elbpraxis

„Das uns bevorstehende neue Jahr wird uns vor eine große Herausforderung stellen. Die Corona-Pandemie wird uns noch lange begleiten und unseren Alltag beeinflussen. Ich hoffe, dass Impfgegner im Frühjahr die Möglichkeit einer Impfung mit Totimpfstoffen wahrnehmen werden. Ich werde im Frühjahr unsere Impfkampagne weiter ausbauen, um möglichst vielen Bürgerinnen und Bürgern eine wohnortnahe Impfung im Hamburger Westen zu ermöglichen.“ – Dr. Amir Naderi

 

 

 


 

2022 – Corona auf ein Neues

Ein Thema kann man leider schon wieder nicht außen vorlassen: die Corona-Pandemie. Einige hoffen vorsichtig optimistisch darauf, dass die Impfquote noch weiter steigt und vielleicht eine Langzeitstrategie gefunden wird, um nicht von jeder Welle und Variante wieder überrascht zu werden und bei Null anzufangen, sondern trotz Mutationen und schwankenden Zahlen ein Stück mehr Normalität im Leben zu bekommen.

Dann ist die nächste Frage: Was genau ist denn Normalität für den Einzelnen? Manch einer wünscht sich, dass alles ist wie vorher. In manchen Bereichen ist das wohl wirklich wünschenswert. Konzerte, Festivals und allgemein Großveranstaltungen machen mit ständigen Tests, Check-Ins, Masken oder Abstand einfach nicht so viel Spaß, auch Weihnachtsmärkte mit abgetrennten Bereichen waren einfach nicht dasselbe.

Andere befürchten aber auch, dass alles wird wie vorher. Dass die Rücksicht aufeinander wieder schwindet, die Vorsicht, die Solidarität. Dass die Zustände im Pflegewesen dann wieder niemanden interessieren, dass im Supermarkt an der Kasse wieder geschubst wird, dass die Digitalisierung wieder hintenangestellt wird, dass schnell wieder vergessen wird, dass man seine Omi besuchen sollte, solange man kann und auch darf.

 


 

Marian Müller
Marian Müller, Restaurant Don A Roma

„Die Pandemie hat gezeigt, dass man Freunde und Familie manchmal hinten anstellt. Für 2022 möchte ich das Miteinander noch mehr in den Vordergrund stellen. Ich hoffe, dass wir mit dem Don A Roma das Barleben in Blankenese aufleben lassen können und mit Live-Musik an den Wochenenden zu einem Treffpunkt im Stadtteil werden. Damit das möglich ist, wünsche ich mir, dass die neue Regierung eine langfristige Strategie mit mehr Stringenz zur Pandemie-Bekämpfung findet und das Thema irgendwann abgeschlossen werden kann.“ – Marian Müller.

Olaf Mertens, Inhaber Feinkosthaus Ahrend

„Ich lebe immer nach dem Motto: Das neue Jahr soll mir alles Gute beibehalten und Großes bereithalten. Die neue Regierung sollte in der Lage sein, das Land nicht nur außenpolitisch, sondern auch innenpolitisch nach vorne zu bringen. Ich erhoffe mir ehrliche, weitsichtige Politik für unser Land mit der Verantwortung für getroffene Entscheidungen. Ich befürchte, dass nach der Pandemie nichts mehr so sein wird wie vorher und andererseits, dass alles bleibt wie zuvor. Es bleibt auf jeden Fall ein großer Verlust von Vertrauen in die Politik.“ – Olaf Mertens

 

 

 


 

Spaltung der Gesellschaft?

Mit Blick auf die Querdenker-Bewegung stellt sich auch die Frage, ob die Menschen, die gerade mit Fackeln und Mistgabeln gegen die Diktatur der Echsenmenschen demonstrieren, sich einfach wieder beruhigen, wenn die Pandemie sich dem Ende neigen sollte oder ob sich die Situation weiter zuspitzt und sich diese kleine Gruppe Menschen immer weiter radikalisiert.

Und in manchen Branchen herrscht schlichtweg Angst: Muss ich meinen Laden wieder schließen? Darf ich weiter auftreten? Wie soll ich die Corona-Hilfen zurückzahlen? Und was mache ich, wenn ich es nicht schaffe? Wie finde ich einen krisensicheren Job und kann ich mich vor einer Pandemie irgendwie schützen?

Es bleibt auch noch die Sorge bezüglich der starken Inflation. Aber dazu steht schon genug auf den vorherigen Seiten.

Ende der Ära Merkel

Natürlich muss sich die neue Regierung im Kampf gegen die Pandemie beweisen – aber was soll mit Karl Lauterbach schon schiefgehen? Da vergisst man leicht, dass es da auch noch andere Aufgaben gibt. Zum Beispiel sinkende Renten, steigende Verschuldung, fehlendes Vertrauen auf vielen Ebenen, Korruption innerhalb der Parteien … und da gab es ja auch noch den Klimawandel. Die vergangenen Konferenzen waren ja eher mäßig erfolgreich, eine richtige Strategie, wie man die Klimaziele erreicht und dabei am besten auch noch Entwicklungsländer unterstützt, fehlt bisher.

Tempolimit ist vom Tisch, aber die Hoffnung, dass eine Regierung mit den Grünen sich hier beweist und etwas bewegt, bleibt bei manchen. Mehr E-Autos, mehr Nachhaltigkeit, mehr Fahrradwege in unserer verregneten Fahrradstadt – wie neue Anreize geschaffen werden sollen, um die Ziele zu erreichen, oder ob am Ende dann die Eigenverantwortung doch nicht ausreicht und Verbote kommen, bleibt abzuwarten.

Dann ist da ja auch noch die Außenpolitik, in der Anna-Lena Baerbock erschreckend wenig Kompetenzen zugetraut werden. In diesem Jahr fallen ein paar wichtige Entscheidungen an – angefangen davon, ob die russischen Pipelines in Betrieb genommen werden, wie der Impfstoff auf alle Nationen verteilt wird, wie man dem Rechtsruck in einigen europäischen Staaten – auch Deutschland – entgegentritt und ob man weiterhin Geflüchtete an Grenzen erfrieren lässt. Bleibt noch die Frage, ob die Weltmeisterschaften und Olympia in den richtig demokratischen Nationen China und Katar mitgetragen werden oder ob es an der Zeit ist, ein Zeichen zu setzen, bei der Vergabe der nächsten Großevents von Anfang an nachzudenken und nicht am Ende die politischen Diskussionen auf dem Rücken der Sportlerinnen und Sportler auszutragen.

 


 

Vivien Nielsen, Inhaberin der Haar Schmitt und Haar Zeit

„Für das Jahr 2022, in dem uns die Corona-Pandemie offensichtlich noch begleitet, erhoffe ich mir weiterhin viel Fröhlichkeit und positive Energie von meinem Team und unseren Kunden. Meine Sorge ist, dass viele ältere Menschen weiterhin wenig soziale Kontakte pflegen können. Von der neuen Bundesregierung erwarte ich klare Aussagen und Planungssicherheit.
Meine Befürchtung ist, dass die Gesellschaft sich noch mehr spalten wird. Ich hoffe, auf den Zusammenhalt, die Einsicht und die Disziplin aller, um so gut es geht, „frei“ mit der Pandemie leben zu können.“ – Vivien Nielsen

Imkerin vorm Honighaus Hamburg
Elena Chmielewski, Imkerin und Umweltpädagogin

„Selbstverständlich ist auch bei mir das Thema Corona omnipäsent. Ich mache mir Gedanken, wann und wie das Virus meine Familie und Freunde erreicht. Ich hoffe, dass ich die Imkerkurse auch im Winter weiterführen und nächstes Jahr die umweltpädagogische Arbeit mit den Bienen ganz ohne Beschränkungen aufnehmen kann.
Für das Jahr 2022 wünsche ich mir, dass sich die gesellschaftlichen Fronten nicht weiter verhärten, sondern im Gegenteil, dass die Menschen aufeinander zugehen und wieder ins Gespräch finden.
Im Kleinen erlebe ich das glücklicherweise regelmäßig.“ – Elena Chmielewski

 

 

 


 

Stringenz & Zusammenhalt in 2022?

Eins wünschen sich fast alle von der neuen Regierung: mehr Stringenz, mehr Nachvollziehbarkeit. Eine klare Linie und langfristige Pläne. Ja, die Pandemie war eine neue Situation und man wusste nicht direkt, was alles kommt. Aber ungehaltene Versprechen und ständiges Hin und Her haben nicht nur viele Menschen verunsichert, sondern auch das Vertrauen in die Politik geschwächt – weniger Korruptionsfälle wären an dieser Stelle hilfreich gewesen.

Das Thema Zusammenhalt wurde uns oft genannt, in den verschiedensten Kontexten: Elena Chmielewski wünscht sich, dass die Menschen aufeinander zugehen, Yvonne Trübger, dass die Bevölkerung sich wieder vereint, und Sabine Scheefe wünscht sich diesen Zusammenhalt national wie auch international.

 


 

Yvonne Trübger, Geschäftsleitung Pianohaus Trübger

„Die letzte Zeit hat uns gelehrt, dass wir Erwartungen immer wieder neu adaptieren müssen. Ich wünsche mir für uns alle, dass wir im Umgang miteinander respektvoll und bedacht bleiben. Von der neuen Bundesregierung erwarte ich eine neue Ausrichtung mit dem Fokus auf und Unterstützung für die deutsche Wirtschaft und den ansässigen Mittelstand. Die Pandemie wird wirtschaftlich den Online-Handel stärken und die Verwaisung des stationären Handels vorantreiben. Gesellschaftlich werden hoffentlich Maßnahmen gefunden, die die Bevölkerung wieder mehr vereinen.“ – Yvonne Trübger

Patrick Leseberg, Geschäftsführer Leseberg Automobile GmbH

„Ich erhoffe mir, dass wir 2022 ein Stück mehr in Richtung Normalität kommen und das Leben wieder unbeschwerter wird. Ich hab die Hoffnung, dass die Menschen die wiedererlangte Freiheit zu schätzen wissen. Aber ich befürchte, dass uns neue Virusvarianten auf Trab halten und die Spaltung der Gesellschaft sich vertieft. Von der Regierung erwarte ich, dass sie die starke Inflation im Auge behält. Ich wünsche mir eine Energiewende, sinnvoll vom Staat begleitet, mit attraktiven Anreizen statt Verboten. Und das Thema Digitalisierung muss viel stärker in den Fokus gestellt werden.“ – Patrick Leseberg

 

 

 


 

Optimismus bleibt

Neben all den Befürchtungen und Ängsten, die besonders aufgrund von Corona mit ins neue Jahr genommen werden, bleiben die meisten Leute – zumindest wir und eigentlich all unsere befragten Personen – weiterhin optimistisch. „Ich kann gar nicht anders, ich bin von Geburt an Optimist“, sagte unser Chefredakteur und Herausgeber Klaus Schümann treffend. Schulleiterin Janna von Appen hob das große Engagement vieler Hamburgerinnen und Hamburger hervor, die den Zusammenhalt in der schweren Zeit gestärkt haben. Alle versuchen, das Beste aus der Zeit zu machen und blicken zumindest vorsichtig zuversichtlich auf 2022.

Wie Hamburg Wasser so schön wirbt: „Nützt ja nichts.“ Auch wenn uns das Wasser bis zum Hals steht, muss es weitergehen. So haben sich auch in 2021 viele entschlossen, ein Unternehmen zu gründen. So etwa Lisa Sanders und Marvin Coböken oder Marian Müller. Und auch wir glauben, dass es weitergehen muss, dass es besser wird.

 


 

Lisa Sanders und Marvin Coböken, Gründerduo von Once upon a bean

„Wir beide haben das turbulente Jahr genutzt, um unseren Traum vom eigenen Schokoladen-Start-up zu verwirklichen, und hoffen, dass wir auch in 2022 viele Schoko-Fans für nachhaltigen Schokoladen-Genuss begeistern können und das Thema Nachhaltigkeit insgesamt noch mehr in den Fokus rückt.
Persönlich wünschen wir uns und allen ein unbeschwerteres Jahr 2022 mit ganz vielen persönlichen Treffen, Umarmungen und Nähe.“ – Lisa Sanders & Marvin Coböken

Niels Anders, Inhaber Anders Bauelemente

„Nachdem das Jahr 2021 für uns äußerst erfolgreich war, erwarten wir für das Jahr 2022 ein ähnliches Ergebnis. Die Stolpersteine liegen hauptsächlich auf der Beschaffungsseite. Die Preisentwicklung könnte sich unter Umständen negativ auf das Gesamt- ergebnis auswirken.
Politisch wären eine Steuer- und Rentenreform überfällig. Auch die Verwirklichung der Energiewende erfordert noch einen Kraftakt.
Die Pandemie in ihren vielschichtigen Erscheinungsformen wird uns auch 2022 zu schaffen machen. Trotz aller Fragezeichen sind wir vorsichtig optimistisch.“ – Niels Anders

 

 


 

Zusammenhalt & Durchhaltevermögen

Es bleibt ein bitterer Beigeschmack. Zu Beginn dieses Artikels haben wir noch ironisch auf Verschwörungstheorien hingewiesen. In 2021 sind sie stärker in Erscheinung getreten, als das viele von uns je gedacht hätten. Wie geht es 2022 weiter? Freunde, Nachbarn, Verwandte, alle sozialen Gruppen scheinen anfällig zu sein. Ein Momentum, dass schon lange bekannt ist, macht uns dabei besonders zu schaffen: Menschen holen sich ihre Informationen aus den Sozialen Medien statt aus adäquaten Nachrichtenquellen.

Uns begegnete das Phänomen kürzlich auf Facebook, natürlich. Jemand behauptete, es gäbe Corona nicht und die Menschen stürben an den Impfungen. Ihr „Beweis”: der Post eines Unbekannten. Warum sollte man einem fremden Menschen, der keine Argumente an der Hand hält, mehr Glauben schenken, als einem gut recherchierten Artikel? Die Antwort ist leicht. Man sollte nicht. Das schrieben wir auch. Darauf hieß es: „Könnt ihr denn beweisen, was ihr schreibt.“


 

Sabine Scheefe, Modedesignerin, Inhaberin Sametosame

„Ich glaube, dass 2022 ein unruhiges Jahr wird. National und international wird es Auseinandersetzungen geben. Meine Hoffnung ist, dass Europa und unsere Regierung bestehende Differenzen beiseite lassen und geschlossen handeln. Sorgen bereitet mir, dass die Menschen nach 2 Jahren Corona so erschöpft sind, dass sie sich zu Handlungen hinreißen lassen, die ungut sind für unsere Gemeinschaft. Was mich persönlich betrifft, hoffe ich, dass mein gerade neu eröffnetes Geschäft gut angenommen wird. Denn bei allen Sorgen, versuche ich doch das zu tun, was mir am Herzen liegt.“ – Sabine Scheefe

Michael Wulf, Vorstand Bauverein der Elbgemeinden

 „Ich hoffe, dass wir als größte Wohnungsbaugenossenschaft in Hamburg unseren soliden und anerkannten Weg weitergehen. Gleichzeitig hoffen wir, dass wir nicht noch mehr Auflagen bekommen, und erhoffen uns von der neuen Regierung weniger Ordnungsrecht, weniger Bürokratie und eine verstärkte Förderung.
Wir vermuten, dass die Pandemie noch nicht vorbei sein wird, sind jedoch begeistert, wie stark die Solidarität und gegenseitige Rücksichtnahme in unserer Genossenschaft gelebt wird, sodass wir die Situation auch in Zukunft gemeinsam gut meistern werden.“ – Michael Wulf

 

 


 

Ja können wir und werden wir auch weiterhin. Worte schaffen Bewusstsein. Das hört sich auch verschwörerisch an, aber es heißt eigentlich nur, dass es wichtig bleibt, auf Dinge hinzuweisen, damit sie bewusst werden. So löst man Probleme. Querdenker, Aluhutträger, was ist ihr Problem? Corona oder doch nicht? Oder nur Angst vor etwas, dass sie nicht verstehen oder aushalten können. Schon sind wir wieder alle in einem Boot, nur das Schaukeln auf der rechten Seite stört enorm. Wenn wir schon nicht solidarisch mit allen sein können, bleiben wir wenigstens hartnäckig und bleiben uns treu. Der kleine Einblick in die Sorgen, Wünsche und Hoffnungen vieler Menschen für 2022 ist unser erster Beitrag in diesem Jahr hierzu. Wir danken Ihnen für ihr Interesse. Bleiben Sie gesund. Alles wird gut.

 

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