13. Dezember 2022
Gesellschaft

Unterkünfte für Schutzsuchende: Björnsonweg schließt … jetzt

Im August dieses Jahres wurde in Zeitungsartikeln die Schließung der Flüchtlingsunterkunft Björnsonweg für 2023 angekündigt. Nun steht fest: Zum 31. Dezember müssen elf Familien die Gebäude verlassen.

Unterkunft Björnsonweg

2017 wurden die Gebäude am Ende des Björnsonwegs für Geflüchtete errichtet. Immer wieder gab es Streit um die Nutzung danach. Geplant sind nun Abriss und Neubau von Wohnungen.

„Wir müssen ausziehen“, berichteten Kinder aus der Flüchtlingsunterkunft im Björnsonweg ihren Lehrern. Ende 2022 würden die Gebäude abgerissen. Unglauben im Kollegium der Gorch-Fock-Schule in Blankenese. Zwar hatte es bereits im August 2022 einen Artikel im „Hamburger Abendblatt“ gegeben, aber dort war die Rede von 2023.

Elf Familien müssen Björnsonweg verlassen

Katrin Pinnau, Schulleiterin der Grundschule, ist schockiert. „Wenn ich lese 2023, dann erwarte ich natürlich nicht, dass Silvester alle raus müssen.“ Zudem habe es im August keine offizielle Bestätigung über den geplanten Abriss gegeben. Erst jetzt sei die Schule aufgrund der Schülerberichte aufmerksam geworden und habe bei den zuständigen Behörden nachgefragt. Die Bestätigung kam prompt: Zum 31. Dezember müssen elf Familien ausziehen und sich dann selbstständig eine Wohnung suchen.

Wie das angesichts des Hamburger Mietmarkts und dem sozialen Status geflüchteter Menschen klappen soll, bleibt offen. Selbst einheimische Doppelverdiener können marktübliche Mieten häufig nicht aufbringen. Wie sollen das Geflüchtete alleine schaffen?

Nachfrage bei der Betreibergesellschaft Fördern & Wohnen. Sprecherin Susanne Schwendtke bestätigt das Problem. Die Gesamtzahl Geflüchteter in Unterkünften des städtischen Unternehmens liege mittlerweile bei rund 45.000. Ein Mitarbeiter sei für 85 von ihnen zuständig. Unter diesen Rahmenbedingungen sei es unmöglich, Familien bei der weiteren Wohnungssuche zu unterstützen. Es müsse jedoch niemand befürchten, auf der Straße zu landen. Wenn Familien aus dem Björnsonweg zum Jahresende noch nichts gefunden haben, dann bekommen sie Plätze in anderen F&W-Unterkünften zugewiesen. Dabei kann aber nicht ausgeschlossen werden, dass diese Unterkünfte am anderen Ende der Stadt liegen. Die Folge: Schulwechsel.

Wohnungssuche läuft privat

Schulleiterin Pinnau: „Uns liegen diese Kinder sehr am Herzen. Sie besuchen un­sere Schule teilweise seit Jahren, auch mit Geschwisterkindern. Sie haben Freunde hier, sind gut integriert.“ Die Gorch-Fock-Schule sucht daher dringend Unterstützer, die helfen können mit Wohnungen oder Hinweisen. Wo steht etwas leer? Welcher Vermieter wäre bereit, Familien aus dem Björnsonweg aufzunehmen? Viel Zeit wurde vergeudet, nun muss es leider schnell gehen.

Zustimmung kommt, hinter vorgehaltener Hand, auch von Fördern & Wohnen. Man könne als öffentliches Unternehmen keine Hilfegesuche starten, sehe den Aufruf der Schule aber positiv. Integration funktioniere dann, wenn sich die Menschen in einem Stadtteil kümmern. Das hat gerade in Blankenese Tradition (z. B. im Rahmen des „Runden Tischs“) und so gibt sich auch Schulleiterin Pinnau zuversichtlich.

Letzter Notfallplan sei die Unterkunft am Sieversstücken in Sülldorf. Von dort könnten die Kinder mit dem Bus fahren. Die Frage ist aber, ob dort Platz ist. Unterkünfte werden derzeit vor allem für Familien aus der Ukraine gebraucht. Auch deren Kinder müssen zur Schule gehen. Es wäre also höchste Zeit, denen, die seit Jahren hier sind, einen Weg in die Normalität zu ermöglichen.

 

Wohnungen für die elf Familien

Hinweise bitte direkt an die Gorch-Fock-Schule, die in engem Austausch mit den betroffenen Eltern steht.

Gorch-Fock-Schule
Karstenstraße 22
Telefon: 428 93 860
katrin.pinnau@bsb.hamburg.de
elternrat@gorch-fock-schule.de

Auch Fördern & Wohnen sucht Wohnraum, speziell Hotels für Schutzsuchende aus der Ukraine.

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