17. Mai 2022
Verkehr

Gekommen, um zu gehen? – Das 9 Euro-Ticket

Das Billigticket für neun Euro pro Monat soll vielen Menschen enorme Erleichterungen bringen. Nun könnte damit noch vor Einführung schluss sein. Ein Grund dafür: manche Dinge sind scheinbar nicht abschließend geklärt.

kommpt das 9 Euro-Ticket? – Bahnstrecke, Signal steht auf rot

Foto: DaYsO on Unsplash (cropped)

Am 1. Juni soll es mit dem 9 Euro-Ticket im Nahverkehr losgehen. Die Sonderaktions gilt für die Monate Juni, Juli und August. In dieser Zeit würde ein Monatsticket für den Nah- und Regionalverkehr nur 9 Euro kosten, egal wie lang die Strecke ist. Das wäre vor allem innerhalb der Stadt eine große Erleichterung für viele. Es würde aber auch Geringverdienern die Chance geben, Verwandte und Freunde andernorts zu besuchen.

Klappt die Finanzierung für das 9 Euro-Ticket?

Das Ticket soll bereits ab 23. Mai im Vorverkauf erhältlich sein. Wie das Abendblatt berichtet, ist die Aktion nun bedroht. Der Grund: Noch ist nicht klar, ob die Gegenfinanzierung des Bundes wirklich steht. Solange das nicht der Fall ist, sträuben sich einige Bundesländer gegen das „Experiment“. Der branchenverband der Verkehrsbetriebe erwartet bis zu 30 Millionen verkaufte Günstigtickets. Das ist kurios, denn bis jetzt wurden die letzten politischen Weichen nicht gestellt. Die bringt die Regionen auf den Plan, die von den Effekten besonders betroffen wären.

Urlaubsregionen zaudern

Neben Bayern sind es auch Urlaubsregionen im Norden, die einen besonders großen Ansturm auf die Tickets erwarten. Hier befürchtet man auf Kosten sitzenzubleiben. Der Bund wird in die Pflicht genommen, das angestoßenen Projekt finanziell zu sichern. Der Bund wiederum sagt, die Mittel seien ausreichend, um Kommunen und Ländern die Durchführung zu erlauben. Die Regierung hat 3,7 Milliarden Euro zusätzlich zur Unterstützung im Bus- und Bahnverkehr bewilligt. Einigen Ländern reicht der Zuschuss nicht aus. Das liege zum einen am Ansturm auf die vielbefahrenen Strecken. Auf der anderen Seite erwartet man eine Verteuerung auf anderen Routen, nicht zuletzt wegen höherer Energiekosten. Die Preissteigerung ist hier schlecht einzupreisen, weil man schlicht noch nicht weiß, wie teuer Benzin und Diesel in den nächsten Wochen werden. Kurz vor Durchführung könnte das Ticket so kippen. Außen vor bleibt das Problem, das wenig befahrenen Strecken, etwa im ländlichen Raum, auch weiterhin wenig befahren bleiben. Es werden also nicht mehr Busse oder Bahnen eingesetzt. Das Ticket hilft also vornehmlich im städtischen Raum und dort, wo ohnehin hohe Auslastung herrscht.

Das Ticket würde mehr Teilhabe am sozialen Leben ermöglichen

An sich ist das Ticket aber eine gute Idee, wie viele Verbände, Fahrgäste und politische Kreise meinen. Zum einen kommt es der Idee der Mobilitätswende entgegen. Zum anderen ermöglicht der konkurrenzlos günstige Preis seit langem wieder, dass alle Menschen sich den Nahverkehrs leisten können. Laut Abendblatt könnte eine vierköpfige Familie mit den 9 Euro-Tickets von Juni bis August 200 Euro sparen. Die Ersparnis und das Mehr an Mobilität könnte für viele Menschen eine größere Teilhabe am sozialen Leben ermöglichen. In Hamburg soll dies sogar noch etwas weiter getrieben werden, indem Menschen, die existenzsichernde Zuschüsse erhalten, von Juni bis August ganz umsonst fahren können.

Unter dem Strich schafft die Rabattaktion für drei Monate eine überfällige Sache: Sie macht den ÖPNV günstiger als die Fahrt mit dem Auto. Damit werden Bus und Bahn zu dem, was sie ohnehin sein sollen – eine preisgünstige Alternative zum PKW. Ob Kundinnen und Kunden nach den drei Monaten weiter Bus und Schiene nutzen, das bezweifeln viele Expertinnen und Experten allerdings.

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