29. Januar 2024
Panorama

Emil Orlik – Blankeneser Sammler beendet zehnjährige Mammutaufgabe

Der Blankeneser Sammler Peter Voss-Andreae "verliebte" sich vor rund 30 Jahren in die Kunst eines heute fast vergessenen Künstlers. Sein Studium des Künstlers brachte immer mehr Erstaunliches zutage.

Der Sammler Peter Voss-Andreae mit einem Druck von Emil Orlik. Das Werk zeigt ein japanisches Motiv. Im Hintergrund ist ein Teil des Kunstarchivs zu sehen, das die gesammelten Originale enthält.

Der Sammler Peter Voss-Andreae mit einem Druck von Emil Orlik. Das Werk zeigt ein japanisches Motiv. Im Hintergrund ist ein Teil des Kunstarchivs zu sehen, das die gesammelten Originale enthält.

Die Blankeneser Kunstsammler Peter Voss-Andreae und Kunsthistorikerin Dr. Birgit Ahrens haben ein umfassendes vierbändiges Werkverzeichnis der druckgrafischen Arbeiten Emil Orliks (1870–1932) beendet. Der Künstler galt fast als vergessen. Ein Zustand, den das Werkverzeichnis beenden soll. Angefangen hat dies alles vor gut 30 Jahren, mit einer einzelnen Radierung Orliks, die Richard Strauß zeigt. Diese kaufte der ehemalige Rechtsanwalt Voss-Andreae und schnell packte ihn die „Sammelwut“. Schließlich kam der Gedanke zum Werkverzeichnis der Druckgrafiken auf. Denn eines konnte und wollte Peter Voss-Andreae nicht akzeptieren, dass Orliks vielseitiges Werk so unbeachtet bliebe.

Ein Glücksfall

Er legte für seine Sammlung ein penibel geführtes Register auf Karteikarten an. Für jedes Stück seiner Sammlung entstand so eine Karte. Als sich die Karteikarten geradezu stapelten, lernte der Sammler Dr. Birgit Ahrens kennen. „Ein unschätzbarer Glücksfall“, so Voss-Andreae. Er fährt fort: „Für Frau Ahrens war Orlik kein Unbekannter, denn sie hat ihre Doktorarbeit über Orlik und das Theater geschrieben.“

Der „reichste Teil“ des Werks

Gemeinsam ging es an die Arbeit des Werkverzeichnisses, dessen vierter und letzter Band kürzlich fertig wurde.  Zu bemerken ist, dass sich die beiden Orlik-Spezialisten auf einen Aspekt im Werk von Orlik konzentrierten, und zwar die druckgrafischen Arbeiten. „Dieser Teil des Werks schien uns der reichste, der bedeutendste Teil seines Schaffens zu sein“, so Voss-Andreae. Das druckgrafische Werk sticht hervor und zeigt den Einfluss des Künstlers. So ist das wohl bekannteste Werk Orliks eine Radierung von Gustav Mahler, die vielfach Verwendung fand.

Emil Orlik: Eine Radierung, die den berühmten Komponisten Gustav Mahler zeigt.
Emil Orlik: Eine Radierung, die den berühmten Komponisten Gustav Mahler zeigt.

Neben den Druckgrafiken hinterließ Orlik zahllose Gemälde, Zeichnungen, Exlibris, Plakate für das Theater, Bühnenbilder und vieles mehr. Zu den Plakaten zählt auch jenes zur Uraufführung von Gerhart Hauptmanns Drama „Die Weber“.

Das Multitalent Emil Orlik

Dass Orlik in so vielen Genres aktiv war, ist im biografischen Anhang des Werkverzeichnisses erfasst. Dass auch diese Kunstwerke, wie Gemälde und Skizzen vollständig erfasst werden, das hält Voss-Andreae für nahezu unmöglich. Zu zahlreich seien diese.

Orlik und die Technik des japanischen Farbholzschnittes

Was das druckgrafische Werk besonders gut zeige, sei der Einfluss der japanischen Kunst des Farbholzschnittes. Emil Orlik verbrachte ein Jahr in Japan, wo er diese Kunst erlernte. Zurück in Europa führte Orlik seine Erfahrungen zur Drucktechnik und der japanischen Kultur in die westliche Kunst ein. So gilt er als Mitbegründer des Japonismus ‘. Noch heute ist beachtenswert, so Voss-Andreae, dass Emil Orlik einen unverstellten Blick auf Japan hatte und diesen in seinen Drucken wiedergab. Dabei zeigt er mehrere Bilder, die zum Beispiel feingliedrige Bäume, mit zartem Geäst zeigen. Sie sind sehr kunstfertig. Die Begeisterung des Sammlers ist ansteckend.

Über 2.400 Einzelwerke erfasst

Die vier Bände des Werkverzeichnisses entstanden in den vergangenen zehn Jahren. Eine mühsame Arbeit, wie Voss-Andreae berichtet: „Immer wieder tauchten neue Grafiken auf. Ich dachte zwischenzeitlich ans Aufgeben. Doch nun ist es fertig und ich bin glücklich darüber.“ Rund 2.400 Blätter zeigt das Werkverzeichnis, mit wissenschaftlich hohem Anspruch. Zahlreiche Reisen nach Prag, Dresden, Wien und viele weitere Orte waren zur Recherche notwendig. Die Korrespondenz, die Voss-Andreae führte, scheint endlos.

Von Blankenese in die Welt

In einer nahegelegenen Wohnung fanden die Arbeiten statt. Neben den zahlreichen Unterlagen ruht hier auch eine umfangreiche Sammlung von Originalen. Von hier aus soll Emil Orliks Werk nun wieder „in die Welt finden“.

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