Früher oder später wird sich jeder anstecken – das hört man bei den rasant steigenden Corona-Zahlen aktuell ständig. Und nach zwei Jahren Pandemie sollte man darauf ja auch vorbereitet sein. Die geltenden Regeln sind überall nachzulesen, durch Lockdowns ist man Quarantäne erprobt, man konnte sich impfen und boostern lassen, um schweren Verläufen vorzubeugen. Kurz nach dem Booster hat es mich dann aber doch erwischt – und ich muss mir eingestehen, so richtig vorbereitet war ich dann doch nicht.
Mittwoch, 12. Januar: Leichte Erkältung, Freund ebenfalls, denken uns aber nichts dabei. Schnupfen ist ja nicht Corona-Symptom Nummer eins, der Schnelltest ist ebenso negativ wie der gestrige.
Freitag, 14. Januar: Immer noch ein bisschen verschnupft, Halsschmerzen mittlerweile auch. Test aber weiterhin negativ. Also schnell noch einen zuckerfreien Kuchen backen – im Januar gibt es weder Zucker noch Alkohol –, denn morgen gibt es Kaffee und Kuchen bei Opa. Den stört die leichte Erkältung nicht, „solange es nicht dieses Corona ist“, scherzt er.
Positiver Schnelltest – was jetzt?
Samstag, 15. Januar: Freund ist schon nicht mehr erkältet, Kuchen eingepackt und los. Bisschen Kaffee trinken, Karten spielen, klönschnacken. Auf dem Rückweg noch schnell zur Teststation, offizielles Testergebnis kommt im Planetarium bestimmt besser. In der Bahn schnell das Ergebnis checken: rot. Das Rot von Risikobegegnungen in der Warn-App macht mich schon immer ganz nervös, das Testergebnis trifft mich noch unvermittelter und mir rutscht im vollen S-Bahn-Wagen raus: „Wir können nicht ins Planetarium. Ich bin positiv.“ Ja gut, die bösen Blicke hab ich vielleicht verdient. Gut, dass es nur noch eine Station bis nach Hause ist. Was jetzt? 116117 bietet mir einen PCR-Termin am Mittwoch in Trittau. Nope. Also nochmal raus zur nächsten Teststation, PCR-Test machen und wieder aufs Sofa. Selbsttest ist auch positiv, der vom Freund nicht. Dann große Telefoniererei, alle Kontakte schon mal vorwarnen, Chef auch, Familie beruhigen. Jetzt wären Schokolade und Alkohol echt schön.
Sonntag, 16. Januar, Tag 1: Sonst bin ich ein Fan von faulen Sonntagen, heute will ich unbedingt raus. Erkältung ist seit Mittwoch stabil, nicht stark, aber langsam nervig. Geht natürlich nicht. Noch ein bisschen Recherche, was jetzt gilt, für mich, für meinen Freund, für unseren Mitbewohner. Abchecken, wie lange wir ohne einkaufen auskommen. Und dann doch ab aufs Sofa. Zur Aufmunterung darf ich einen Disney-Film gucken.
Montag, 17. Januar, Tag 2: Termine absagen oder auf Zoom-Meetings verschieben, Ersatz fürs Training suchen. Und alle 5 Minuten die Mails checken – 2 bis 4 Tage zum Ergebnis ist schließlich ein sehr vager Zeitraum und vielleicht ist das Labor bei den hohen Zahlen ja schneller als geplant … Nö.
Ab in Quarantäne
Dienstag, 18. Januar, Tag 3: Erkältung konstant, Freund negativ. Mittags werden dann die Hoffnungen auf einen falsch-positiven Test zerstört, jetzt ist die Warn-App vollständig rot. Mist. Also noch bis zum Wochenende drinbleiben. Nach einer winzig kleinen, kaum emotionalen Phase wird geplant: Woher kriegen wir Essen? Rewe und Edeka liefern erst nächste Woche. Biokiste auch. Freundin wird beauftragt. „Was braucht ihr?“ „Alles für eine Woche.“ Und wenig später steht eine Kiste voller Futter vor der Tür. Mit Kaffee, optimal. Was muss noch verschoben oder abgesagt werden? Wie sieht es mit Sport aus? Was Anstrengendes soll ich nicht. Raus darf ich nicht. Google überzeugt mich: Ich brauche einen Smart HulaHoop. Und noch ein Puzzle, ein Buch und ein Spiel. Dann ruft auch schon das Gesundheitsamt an und schickt Dokumente zur Symptom- und Kontakterfassung. Alles ausgefüllt und abgesendet. Und wieder ab aufs Sofa, ein Exit-Game will gelöst werden.
Mittwoch, 19. Januar, Tag 4: Recherchieren, telefonieren, zoomen, schreiben – Quarantäne ist fast wie Homeoffice. Nur mit Erkältung, zu der sich Kopfschmerzen gesellen und ein teilweiser Geschmacksverlust, ein bisschen anstrengender als sonst. Nur danach ist es etwas langweilig. Zum Glück hat Thalia genauso schnell geliefert wie Amazon. Also wird erst etwas gehulert (bis eben wusste ich nicht, dass das ein Wort ist, aber es ist einfach, geht beim Podcast hören und man fühlt sich aktiv) und dann gepuzzelt. 1.500 Teile, größtenteils schwarz, nicht unsere beste Idee.
Donnerstag, 20. Januar, Tag 5: Unterscheidet sich kaum vom Donnerstag. Ein bisschen produktiver, ein bisschen weniger Kopfschmerzen – gut, denn es geht ja auf Monatsende und Drucktermin der Februar-Ausgabe zu. Auch zu Hause produktiver: Es wird geputzt und Bilderrahmen und Lampen aufgehängt, denn die Nachbarn haben uns ihren Bohrer vor die Tür gestellt.
Ein Ende ist in Sicht
Freitag, 21. Januar, Tag 6: Ich werde nörgelig. Erkältung will immer noch nicht weg. Ich schmecke größtenteils scharf und sauer. Das Wetter ist ausnahmsweise mal schön und ich darf immer noch nicht raus. Das Puzzle ist schwer. Ich hab Kopfweh. Und meine Tage. Aber positive Nachrichten: Test von Opa ist negativ. Immerhin. Und mein Freund ist cool und wir machen einen Beauty-Tag.
Samstag, 22. Januar, Tag 7: Tag der Freiheit: Mehr als nur bisschen aufgeregt stehen wir in der Schlange am Testzentrum. Und dann dauert es gefühlt eine Ewigkeit, bis das Ergebnis eintrudelt. Schnelltest ist negativ. Erkältungssymptome werden auch langsam weniger, Kopf tut nicht mehr weh. Erstmal spazieren, ich bin dann mal weg …