28. April 2022
Panorama

Polizei geht gegen Telefonbetrug auf die Straße

Am 27. April fand ein Aktionstag der Polizei gegen Telefonbetrügereien statt. An vielen Orten in Altona klärten die Beamten auf und gaben Tipps.

Die Polizei klärt zum Thema Telefonbetrug auf – hier in Ottensen

Andreas Mackenthun, LKA Hamburg/Kriminalprävention Frauke Hannes, LKA Hamburg/Kriminalprävention Livia Klecka, Auszubildende an der Akademie der Polizei Hamburg Nele Seewald, Auszubildende an der Akademie der Polizei Hamburg Fritz Prottengeyer, Stadtteilpolizist Altona Nord (v.l.)

Die Zahl von versuchtem und leider auch erfolgreichem Telefonbetrug steigt seit Monaten. Vier Arten des Telefonbetrugs unterscheidet die Polizei: falsche Beamte, der Enkeltrick, Schockanrufe und falsche Gewinnversprechen. Die Polizei hat Aktionstage gestartet, um die Bevölkerung aufzuklären. Hier rät man zu einem gesunden Misstrauen. Oft erwische es gerade auch die Menschen, die sich in Sicherheit wiegen, meint der Altonaer Stadtteilpolizist Fritz Prottengeyer. Die Täterinnen und Täter gehen geschickt vor und seien nicht zu unterschätzen. Besonders gut kann man das an zwei Beispielen festmachen.

 

 

Der Enkeltrick

Seit Monaten geht der sogenannten „Enkel-Trick“ durch die Presse. Er hat es zur traurigen Berühmtheit gebracht, als häufigste Form des Telefonbetruges. Ziel sind bei dieser Art der Telefonbetrügereien ältere Menschen. Sie erhalten einen Anruf, bei dem sich die andere Seite als Enkel oder Enkelin ausgibt. Diese geben vor, sich in einer Notlage zu befinden und dringend eine höhere Geldsumme zu benötigen. Die Betrüger arbeiten mit einfachen Tricks und psychischem Druck. Oft fragen sie die Opfer „Na, weißt Du wer hier ist?“. So gelangen Sie an die Namen der Enkelkinder. Druck wird aufgebaut, in dem Sätze fallen, wie: „Wenn Du nicht zahlst, kann ich mich auch gleich umbringen.“ Dann wird eine Geldübergabe verhandelt.

Der Schockanruf

Eine Masche, die zunimmt, sind die sogenannten Schockanrufe, wie Andreas Mackenthun vom Landeskriminalamt berichtet. Die Täter gehen so vor: Angebliche Polizeibeamte sagen am Telefon, ein naher Verwandter habe einen schweren Unfall verursacht und nur eine sofortige Kautionszahlung könne die Haft verhindern. Oder: Ein naher Verwandter sei schwer erkrankt. Die lebensrettenden Medikamente müssten aus dem Ausland bestellt werden. Dies müsse privat gezahlt werden. Oft geht dieser Art von Telefonbetrug ein Schluchzen mit „Oma“ oder „Opa“ vorweg.

Gewinnversprechen

Das Gewinnversprechen ist die vermeintlich schrillste Masche: Die Betrüger geben sich als Rechtsanwälte, Notare oder andere Verantwortliche für ein Gewinnspiel aus. Am Telefon oder auch per E-Mail geben Sie vor, dass ein hoher Gewinn ausstehe. Vorher seien aber Gebühren fällig.

Falsche Polizeibeamte

Hierbei behaupten falsche Polizeibeamte oder Anwälte, dass man eine Liste gefunden habe, auf der die Opfer stehen. Verbrecher planen demnach angeblich, Wertgegenstände oder Geld bei den Opfern stehlen zu wollen. Die Betrüger fordern dazu auf, Geld oder Wertgegenstände an einem angeblich sicheren Ort zu deponieren oder zu übergeben. Auch hier erscheint die Geschichte mit etwas Abstand schnell als unsinnig.

Scham spielt eine große Rolle

Was sich hier als offensichtlich krudes Szenario liest, hat am Telefon eine ganz andere Wirkung, so Experte Mackenthun: „Wenn man darüber nachdenkt, können solche Geschichten einfach nicht stimmen. Aber am Telefon, in dieser Situation, entfaltet der Trick dennoch oft seine Wirkung. Wir raten daher zu gesundem Misstrauen. Gerade beim Enkeltrick und dem Schockanruf lässt sich die Lage einfach überprüfen. Legen Sie auf und rufen sie die angeblich betroffene Person auf der bekannten Nummer an.“ Die Polizei geht bei den Aktionstagen gezielt auf Personen zu, die zur Zielgruppe der Betrüger zählen. Man informiert über die Maschen und fragt zu Erfahrungen. Viele ältere Menschen besuchten am Aktionstag in Altona die Stände. Sie berichteten von versuchten oder auch erfolgreichen Trickanrufen.

Die Beamtinnen und Beamten sind sensibel, hören sich die Fälle an und geben Ratschläge. Die Scham der Opfer spielt oft eine hohe Rolle, wie der Polizeibeamte Mackenthun weiß: „Manchmal geht es um die Ersparnisse eines Lebens. Die Opfer können nicht fassen, hereingefallen zu sein. Mit dem Betrug endet es für die Betroffenen oft nicht. Hin und wieder kommt es zu Familienstreitereien. Dann geht es plötzlich um die Frage, ob die Familienmitglieder noch für sich sorgen können, ob sie schutzlos sind.“ Es wird deutlich, welchen Schaden so ein Betrug anrichten kann und wie wichtig die Präventionsarbeit hier ist.

Die Tipps der Polizei zum Thema Telefonbetrug

Bei jeder der geschilderten Maschen gibt es einen Punkt, an dem es unplausibel wird. So fragt die echte Polizei niemals nach der Höhe ihres Vermögens oder wo sie es aufbewahren. Die Polizei fordert niemals dazu auf, Vermögen oder Wertgegenstände zu übergeben. Kautionszahlungen werden nie in Bar eingefordert. Lebensrettende Medikamente oder eine ärztliche Behandlung sind nicht von einer sofortigen Zahlung abhängig. Und zu guter Letzt, können Sie kein Gewinnspiel gewonnen haben, an dem Sie nicht teilgenommen haben. Die Polizei hat ein paar einfache Tipps, die Sie befolgen sollten, um sich zu schützen.

  • Hören Sie auf ihr Bauchgefühl. Fragen Sie sich, ob diese abenteuerliche Geschichte wirklich stimmen kann.
  • Überprüfen Sie die behaupteten Angaben. Rufen Sie die angeblich betroffene Person an.
  • Sprechen Sie mit einer Person Ihres Vertrauens.
  • Übergeben Sie niemals Bargel oder Wertgegenstände an fremde Personen.
  • Rufen Sie keine kostenpflichtige Rufnummer zurück.
  • Geben Sie kein Geld für einen angeblichen Gewinn aus.
  • Lassen Sie sich nicht mit Vornamen im Telefonregister eintragen.
  • Legen Sie beim kleinsten verdacht auf. Rufen Sie dann die Polizei unter 110 an.
  • Bis in den Juni hinein finden die Aktionstage in anderen Stadtteilen statt. Weitere Informationen finden Sie hier: https://www.polizei.hamburg/praevention/16074492/aktionstage-der-polizei-hamburg-zur-bekaempfung-des-telefonbetrugs/

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