Gestern wurde die Kriminalstatistik für das Jahr 2021 vorgestellt. Insgesamt wurden 186.403 Straftaten erfasst. Damit ging die Gesamtzahl der erfassten Delikte um acht Prozent gegenüber 2020 zurück. Die Pandemie hatte hierbei erneut einen großen Einfluss. Das Risiko, Opfer einer Straftat zu werden, ist laut Statistik so gering wie seit 1976 nicht mehr. Die Aufklärungsquote lag bei 47,6 Prozent und blieb damit gegenüber 2020 mit 47,7 Prozent nahezu gleich. Polizeipräsident Ralf Martin Meyer meint hierzu: „Vor allem sind es die richtigen Konzepte und die gute Arbeit meiner Kolleginnen und Kollegen, die die schon in den Jahren vor der Pandemie die einsetzenden Rückgänge bei den Straftaten ermöglicht und weiter verstetigt haben.“ Er ziehe seinen Hut für die geleistete Arbeit und das Engagement.
Weniger Wohnungseinbrüche
Die Polizei verzeichnete den geringsten Stand von Wohnungseinbrüchen seit 50 Jahren. Allein seit 2015 war die Zahl um rund 75 Prozent rückläufig. Der erneute Rückgang, um 36 Prozent, sei auch Pandemie bedingt. Grund hierfür sei die Arbeit im Homeoffice. Dies schrecke Täter ebenso ab, wie auch die erhöhte Polizeipräsenz zur Durchsetzung der Corona-Regeln. Auch zahlreiche Schwerpunkteinsätze in besonders betroffenen Stadtteilen hätten dazu beigetragen, so die Kriminalstatistik. Zudem scheiterten erstmals mehr als die Hälfte der Täter an gut gesicherten Fenstern und Türen oder aufmerksamen Zeugen. Der Versuchsanteil bei den Einbrüchen stieg jedoch von 48,6 auf 50,4 Prozent.
Pandemie hält Taschendiebe auf Abstand, Fahrräder bleiben als Diebesgut begehrt
Seit 2015 wurde ein Rückgang um knapp 40 Prozent bei Autodiebstählen registriert. Den Großteil der Taten machten Fahrzeug-Aufbrüche und Teilediebstähle aus. Ihre Zahl ging auf knapp 10.700 Fälle zurück. Komplett entwendet wurden in Hamburg 1.184 Autos.
Durch die Einschränkung des öffentlichen Lebens gab es in 2021 weniger Gelegenheiten für Taschendiebstähle. Folglich ging die Anzahl der Taschendiebstähle im Jahr 2021 nochmals um gut ein Viertel auf rund 6.500 Fälle zurück. Das ist der niedrigste Wert seit 1989.
Nach einem deutlichen Anstieg im Jahr 2020 ging sie in 2021 nur leicht zurück auf 14.300 gestohlene Räder. Die Polizei steuert verstärkt mit zielgerichteten Maßnahmen gegen. Außerdem setze man hier auf Aufklärungskampagnen.
Abwärtstrend bei Gewaltkriminalität setzt sich laut Kriminalstatistik fort
Insgesamt registrierte die Polizei 6.800 Gewalttaten, ein Rückgang um 3 Prozent. Die Verlagerung des Lebens in den privaten Bereich reduzierte, der Bericht, die Zahl der Gewaltdelikte auf Straßen, Wegen und Plätzen weiter. Der Anteil der Fälle, die sich in Wohnobjekten ereigneten, sei nach einem Anstieg im Jahr 2020 nahezu konstant geblieben.
Die Raubstraftaten sind das siebte Jahr in Folge deutlich zurückgegangen, um knapp 13 Prozent auf 1.462 Fälle – der niedrigste Stand seit 1976. Die Anzahl der Körperverletzungsdelikte ist im Vergleich zum Vorjahr nochmal um fast 9 Prozent gesunken. Der Rückgang auf den niedrigsten Wert seit 2004 ist dabei vor allem auf die Abnahme der vorsätzlichen einfachen Körperverletzungen um 12 Prozent zurückzuführen, die Zahl der schweren und gefährlichen Körperverletzungen stieg dagegen leicht um 1,3 Prozent an.
Mehr Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung
Einen spürbaren Anstieg registrierte die Polizei bei den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Der häufigste Grund sei der Besitz und die Verbreitung verbotener Pornografie. Sie mache mittlerweile fast die Hälfte aller erfassten Sexualdelikte aus. Ein Treiber der Entwicklung sei auch die 2021 in Kraft getretene Verschärfung des Sexualstrafrechts zum Schutz von Kindern und Jugendlichen. Deutlich gesunken sind hingegen die Zahlen der Vergewaltigungen, sexuellen Nötigungen und Übergriffe in besonders schweren Fällen sowie die Fälle sexueller Belästigungen.
Betrüger nutzen durch Corona verstärkten Trend zum Einkauf im Internet aus
Die Zahl der Betrugsdelikte insgesamt war 2021 im dritten Jahr rückläufig, die Fallzahl sank um 9 Prozent. Erneut waren starke Rückgänge beim Betrug mit rechtswidrig erlangten EC- und Kreditkarten sowie beim Schwarzfahren zu verbuchen, was eng mit den geringeren Fahrgastzahlen im öffentlichen Nahverkehr seit Beginn der Pandemie zusammenhängen dürfte. Den größten Anteil beim Betrug macht mit über 8.700 Taten der Waren- und Warenkreditbetrug aus, bei dem das Internet als bevorzugter Absatzraum für Konsumgüter, zusätzlich befeuert durch die Pandemie, eine immer größere Rolle spielt.
Der Betrug mit sogenannten Fakeshops stieg um fast ein Viertel. Dabei handelt es sich um die Bestellung fingierter Shops. Die bezahlte Ware wird folglich nicht geliefert. Eine weitere Masche, die zunimmt, sind Schockanrufe. Dabei gaukeln die Täter am Telefon eine angebliche Notsituation von Angehörigen vor. Der „Enkeltrick“ ist ein Beispiel, das zu trauriger Berühmtheit gelangte. Auch hier setzt die Polizei auf Prävention durch Aufklärung.
Innensenator Grote zur Kriminalstatistik
Hamburgs Innensenator Andy Grote zeigte sich erfreut über die Zahlen: „Der erneute, zum Teil deutliche Rückgang der Kriminalität ist eine gute Nachricht für alle Hamburgerinnen und Hamburger.“ Auch wenn die Pandemie hier einen erheblichen Anteil habe, stecke in den positiven Zahlen sehr viel harte Arbeit der Polizistinnen und Polizisten Hamburgs. Er betont: „Wir haben eine sehr leistungsstarke und erfolgreiche Polizei, die auch in Krisenzeiten einen hervorragenden Job macht. Damit das so bleibt, werden wir auch in Zukunft in die personelle Ausstattung, in Ausrüstung, IT und Infrastruktur der Polizei investieren.“
Die Kriminalstatistik 2021 ist im Internet unter www.hamburg.de/innenbehoerde oder www.polizei.hamburg abrufbar.