24. November 2022
Sport

Polo Club ohne Polo?

Wer an der Jenischstraße vorbeikommt, erkennt, dass auf dem Platz des Hamburger Polo Clubs Bauarbeiten im Gange sind. Gerüchten zufolge wird der Polo-Platz eingestampft und Polo abgeschafft. Ist da etwas dran?

Polo Platz

Noch wird fleißig gebaut beim Polo Club. Bis zum Saisonbeginn sollen Hockeyfeld, Tennisplätze und der neue Polo-Platz aber fertig und bespielbar sein, verrät Thies Algner, Vorsitzender des Vereins.

„Der Polo Club schafft sich selber ab“, „die schlimmsten Befürchtungen werden übertroffen“ und „die Hochburg des deutschen Polo-Sports wird nach 125 Jahren aufgegeben“ heißt es in Leserbriefen, die die Klönschnack-Redaktion in den vergangenen Wochen erreichten.

Aber was ist dran an den Befürchtungen, fast schon Vorwürfen? Laut Thies Algner, Vorsitzender des Hamburger Polo Clubs, und Polo-Obmann Christopher Winter tatsächlich fast gar nichts. „Es wird weiterhin Polo gespielt in unserem Verein“, bestätigen beide. „Nur eben anders.“

Polo bleibt – aber anders

Dieses „anders“ scheint hohe Wellen zu schlagen und zum Teil für Empörung zu sorgen. „Das bringen Veränderungen immer mit sich. Erstmal sind alle Traditionalisten aus Prinzip dagegen“, sagt Algner. „Es gab besonders am Anfang auch in unserer Abteilung Kritik an dem Vorhaben“, berichtet Christopher Winter. „Aber wir haben abgestimmt, die Mehrheit war von Anfang an dafür. Und je mehr wir uns mit unserem neuen Projekt beschäftigen, desto zufriedener und begeistertet sind viele Mitglieder.“

Nochmal von vorne, worum geht es eigentlich und wo kommen die Gerüchte her, dass es bald kein Polo mehr im Club gäbe? Vermutlich daher: Der Polo-Platz in der bisherigen Form wird abgeschafft. Ein nostalgischer Blick in die Anfangsjahre des Clubs zeigt: Es ist der älteste und letzte innerstädtische Polo-Platz in Deutschland. Und der Club an sich ist der zweitälteste Polo Club in Europa. Da darf man dem Platz kurz hinterhertrauern. „Das klingt aber schlimmer, als es ist“, sagt Christopher Winter. „Das Einzige, was wirklich wegfällt, ist Rasen-Polo im großen Format.“

Kleiner, schneller, jünger

Wenn der Polo-Obmann derart locker darüber spricht, scheint es nicht so dramatisch zu sein, wie es vielleicht klingt. „In den vergangenen 125 Jahren hat sich viel verändert, Polo hat sich verändert, der Verein hat sich verändert“, sagt Thies Algner. „Hier wird nicht mehr jeden Tag Polo gespielt, eigentlich nur bei Turnieren. Das ist schade, aber das rechtfertigt dann keine 220×120 Meter große Fläche, die nicht anders genutzt werden kann.“

Das Polo-Feld wird umgestaltet, als Teil des sogenannten Generationenprojekts. Das beinhaltet unter anderem einen Kunstrasenplatz – zertifiziert klimaneutral – für die Hockeyabteilung (wird gerade fertiggestellt), zwei Tennisplätze (werden gerade gebaut), die Renovierung des Clubhauses und eben einen neuen Polo-Platz. Kleiner, mit Banden drum herum, mit Sandbelag. Auf der Versammlung im April kam noch Gegenwind, man würde nicht darauf spielen können. In einem Leserbrief heißt es, es sei keine sportliche Alternative.

Das sieht Christopher Winter anders: „Polo wird schneller, jünger. Diese Bewegung gibt es weltweit. Wir greifen sie auf und denken sie zu Ende und sind dann Pioniere im – so nennen wir es – Downtown Polo.“ Im Gegensatz zum Feld wird der Ball größer, sonst ändert sich nicht viel. „Rasen-Polo wäre bei uns nicht mehr lange möglich. Unser Platz war dafür eigentlich immer zu klein“, sagt Winter. Und den gut 25 aktiven Polo-Spielern ständen 600 Hockey- und Tennis-Kids gegenüber.

In den Leserbriefen wird noch von Lärmbelästigung, Parkplatzmangel und einer Bürgerinitiative gesprochen. „Das ist Quatsch“, stellt der Vorsitzende klar. „Es entstehen neue Parkplätze, für Autos und besonders für Fahrräder. Und wenn man neben einem Sportplatz wohnt, ist es nie ganz ruhig.“

Der Hamburger Polo Club

wurde am 3. Januar 1898 gegründet und war die ersten 30 Jahre lang eigentlich nur ein kleiner Zusammenschluss hanseatischer und anglophiler Gentlemen, die sich für den damals relativ neuen Sport Polo begeisterten.
Ab 1927 nahm das Clubleben dann an Fahrt auf: Es entstand eine Tennisabteilung und zwei Jahre später auch eine Hockey-Abteilung.

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