Hamburg hat mit Altona und dem Hauptbahnhof gleich zwei Fernbahnhöfe. Ansicht ist das nicht außergewöhnlich. Paris hat gleich sechs davon. Allerdings kommen sich in Hamburg Züge und S-Bahnen gewissermaßen in die Quere. Die Strecke zwichen Altona und dem Hauptbahnhof ist eine besonders stark befahrene Strecke. Hier verkehren sowohl Fernzüge, als auch S-Bahnen. Täglich sind es rund 300 Regional- und Fernzüge sowie 900 S-Bahnen. Das führt zu Problemen, vor allem bei der Umsetzung des Deutschlandtakts. Der Deutschlandtakt soll 2030 kommen und für eine bessere Verbindung im Schienenverkehr sorgen, für Privatleute aber auch im Güterverkehr.
Ist der Tunnel ein Muss?
Die Deutsche Bahn umschreibt das Ziel der Infrastrukturmaßnahme mit „öfter, schneller, überall“. Es ist bereits klar, dass die Strecke zwischen dem neuen Bahnhof in Diebsteich und dem überlasteten Hauptbahnhof die höhere Frequenz an Zügen incht leisten kann. Wie Verkehrssenator Anjes Tjarks bekannt gab, braucht Hamburg einen Tunnel an dieser Stelle, um den Deutschlandtakt umsetzen zu können. Davon würde ganz Hamburg profitieren. In der Tat würden sich die S-Bahnen den Platz nicht mehr mit Zügen teilen müssen.
Die S-Bahn soll weichen
Die zukunft verlang an vielen Orten Deutschlands ohnehin eine höhere Taktung, nicht nur im überregionalen Verkehr. Auch innerhalb Hamburgs strebt man eine höhere Frequenz auf der Schiene an. Der Hamburgtakt fordert – ebenfalls bis 2030 – eine Steigerung des Verkehrsanteils im ÖPNV auf 30 Prozent. Das sind rund acht Prozent mehr Marktanteil gegenüber 2017. Zu schaffen sei dies nur mit mehr Digitalisierung und autonomen Systemen. Mit der U5 ist die erste Bahn dieses Typs in Hamburg. Bahnen dieser Art können im 90-Sekundentakt fahren.
Die Digitalisierung wird für die Strecke zwischen Diebsteich und Hauptbahnhof jedoch nicht genügend Kapazitäten schaffen. Die S-Bahn müsste hier komplett weichen, um für Fernzüge Platz zu schaffen. Bereits vor geraumer Zeit wurde daher der Bau eines Tunnels erwogen. Der sechs Kilometer lange „Verbindungsbahnentlastungstunnel“, wie er offiziell heißt, wurde bereits in mehreren Studien betrachtet. Derzeit prüft die Deustche Bahn drei mögliche Streckenführungen. Die geplanten Baukosten würden nach Schätzungen 2,66 Milliarden Euro betragen. Inwiefern eine Teurung für das geplante Bauvorhaben in Diebsteich ausfallen würde, ist unklar. Sicher ist, dass der Tunnel bis 2030 nicht fertig wird. Aktuell dauern derartige Projekte in Deutschland bis zu 20 Jahre. Ein Grund hierfür sind die komplizierten Planfeststellungsverfahren. Die neue Regierung will dies ändern.
Die Deutsche Bahn, der Bund und der Hamburger Senat wollen das Tunnelprojekt nun eingehend analysieren. Eine Machbarkeitsstudie der Deutschen Bahn läuft bereits.