22. November 2025
Verkehr

Fahrradfahren in Blankenese – eigentlich ganz gediegen

Teil zwei unserer Verkehrsserie führt uns nach Blankenese. Hans-Jörg Rüstermeier vom örtlichen Zukunftsforum erzählt uns von einer Besonderheit, die Fahrradwege im Stadtteil fast überflüssig macht. Außerdem erklärt er im Interview, welche Fahrradstrecke für ihn das größte Problem darstellt.

Hans-Jörg Rüstemeier ist der Experte für Radverkehrs beim Zukunftsforum Blankenese.

Hans-Jörg Rüstemeier ist der Experte für Radverkehrs beim Zukunftsforum Blankenese.

Herr Rüstermeier, wenn man durch Blankenese spaziert, fallen einem auffällig wenige Radwege auf. Täuscht der Eindruck?
In Blankenese gibt es tatsächlich keine klassische Fahrradinfrastruktur im Sinne von separaten Radwegen. Das Zukunftsforum fordert auch nicht explizit mehr Radwege, denn insbesondere südlich der Blankeneser Landstraße existiert im Prinzip eine großflächige Tempo-30-Zone. Dort sind separate Radwege aus unserer Sicht kaum notwendig.

Apropos Tempo 30. Diese Geschwindigkeitsbegrenzung gilt auf der Blankeneser Landstraße seit einigen Monaten …
… Die Einführung von Tempo 30 auf der Blankeneser Landstraße geht auf eine Forderung der Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Blankenese zurück, die sich dort nicht mehr sicher fühlten – wir haben diesen Prozess begleitet.

Gab es weitere solcher Maßnahmen im Stadtteil?
Ein ähnliches Beispiel findet sich an der Ecke Sibbertstraße. Dort liegen die Bugenhagenschule und das Gymnasium Blankenese nah beieinander. Der Bereich ist ein bekanntes Einfallstor für Elterntaxis. Für die Verkehrsberuhigung dort haben ebenfalls Schülerinnen und Schüler Vorschläge eingebracht. Als Ergebnis wurde die Kreuzung umgestaltet – mit verbreiterten Gehwegen und angepassten Abbiegeradien. Das hat die Situation dort deutlich sicherer gemacht.

Wie komfortabel ist der Radverkehr im Ort?

Sie sprachen die Kooperationen zwischen Schulen und dem Zukunftsforum an. Werden solche Zusammenarbeiten fortgesetzt?
Wir möchten mit der Stadtteilschule künftig wieder in den Dialog treten, um weitere Vorschläge aufzunehmen. Im nächsten Jahr will das Zukunftsforum Blankenese darüber hinaus erneut die nachhaltige Mobilität zum Thema eines Kooperationsprojektes mit den Schulen machen.

Zurück auf die Straße: Wie steht es um den Komfort für Fahrradfans im Ort?
Die Fahrradinfrastruktur ist im Großen und Ganzen in Entwicklung: Es gibt eine StadtRad-Station. Außerdem wurden immer mehr Fahrradabstellbügel installiert – teilweise auf unsere Initiative hin.

Die Veloroute 1 müssen wir natürlich ansprechen. Wie geht es auf dem Streckenabschnitt bei Blankenese voran?
Ein Teil der Veloroute 1 ist noch nicht realisiert. Es fehlt noch der Abschnitt Godeffroystraße – Gätgenstraße – bis zur fünfarmigen Kreuzung. Ich glaube nicht, dass der in diesem Jahr noch kommt.
Im Bereich der Manteuffelstraße und Godeffroystraße sehen wir wenig Verbesserung. Auch zukünftig gehen wir dort grundsätzlich von Mischverkehr aus. Das bedeutet, dass sich Autofahrer weiterhin auf das gleichberechtigte Miteinander mit dem Radverkehr einstellen müssen.

In Blankenese kreuzen manche Radwege die Buszufahrten – wie hier am Bahnhof. Der Radverkehr wird über den Gehweg durch den Wartebereich der Bushaltestelle geführt.
In Blankenese kreuzen manche Radwege die Buszufahrten – wie hier am Bahnhof. Der Radverkehr wird über den Gehweg durch den Wartebereich der Bushaltestelle geführt.

Wo sehen Sie vor Ort weiteren Verbesserungsbedarf für die Radfahrwege?
Die Blankeneser Landstraße ist in ihrer jetzigen Form nicht ideal – vor allem auf dem Weg nach Rissen fehlen echte Alternativen. Eigentlich sollte jede Hauptstraße über einen Radweg verfügen – nicht unbedingt, weil es die schönste Strecke ist, sondern weil sie oft die kürzeste und direkteste Verbindung darstellt.
Die Veloroute 1 wäre immerhin eine alternative Route. Sie bedeutet möglicherweise einen kleinen Umweg, bietet dafür aber mehr Sicherheit. Allerdings fehlt aktuell noch eine vollständige Beschilderung bis in die Elbvororte.

Sie erwähnten im Vorgespräch, dass es eine Strecke gibt, die Ihnen Kopfzerbrechen bereitet.
Ein ungelöstes Problem bleibt die Verbindung vom Strandweg ins Dorfzentrum. Hier fehlt es bislang an kreativen Lösungen. Mir schwebte da bereits etwas mit einem Anhänger für die Bergziege vor. Aber die Blankeneser Hauptstraße ist dafür vermutlich zu eng. Wie gesagt: Ich warte auf eine kreative Lösung.

Der überlaufenen Strandweg

Wenn wir schon am Strandweg sind, bleiben wir doch dort. Besonders an sonnigen Tagen fällt auf, dass es dort zu viel Verkehr auf zu wenig Platz gibt …
Der Strandweg wird vom Radverkehr sowohl auf dem Arbeitsweg als auch in der Freizeit intensiv genutzt. Dort trifft er auf ein starkes Autoaufkommen. Aus meiner persönlichen Sicht wird der motorisierte Verkehr dort noch nicht konsequent genug eingeschränkt. Hier wäre eine stärkere Reduktion wünschenswert. Und Sightseeing-Touren mit dem Auto verbieten sich unter den aktuellen Bedingungen sowieso.

Was könnte man hier tun?
Es gibt bereits Verbesserungen: Von April bis September ist der Strandweg an Wochenenden und Feiertagen gesperrt. Ausnahmen gelten für Anwohner, Rettungsfahrzeuge und Handwerker. Die Sperrungen werden aber nicht konsequent kontrolliert. Daher wäre ein versenkbarer Poller beispielsweise eine mögliche Lösung.

Was plant das Zukunftsforum in nächster Zeit, um die Verkehrsbedingungen in Blankenese zu verbessern?
Das Zukunftsforum plant in Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt einen losbasierten Bürgerrat. Dieser soll – moderiert von Expertinnen und Experten – über ein Mobilitätskonzept für den Ortskern beraten. Es handelt sich dabei um ein Pilotprojekt. Ein konkreter Starttermin steht allerdings noch nicht fest.

Herr Rüstemeier, wir danken Ihnen für das Gespräch.

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