Das Projekt „Straßenschilder für Sehbehinderte“ möchte Menschen mit Sehbehinderung eine bessere Orientierung im Alltag ermöglichen. Das Projekt geht auf die Initiative des Wedeler Ingenieurs Volker König zurück. Er startete sein Vorhaben 2012 und hat es seither mit großer Energie vorangetrieben. König, der selbst erblindet ist, holte zunächst starke Förderer ins Boot geholt. Im Jahr 2020 waren dann bereits alle Wedeler Straßen mit den neuartigen Ergänzungsschildern aus Aluminium ausgestattet, die König erfunden hat. Die Schilder zeigen die Straßennamen in Augenhöhe und sind gut zu ertasten. Seither wird über die Idee bundesweit berichtet. Für seine Leistung wurde Volker König nun vom Land Schleswig-Holstein geehrt.
Die neuartigen Schilder wecken bundesweites Interesse
Das Land Schleswig-Holstein hatte die Fertigung von über 250 Schildern mit knapp 23.000 Euro aus dem Fonds für Barrierefreiheit gefördert. Insgesamt hat die Stadt Wedel bislang 375 kleine Zusatzschilder an den Masten der Straßennamenschilder installiert. Die restlichen Fördermittel kamen von Stiftungen, Firmen sowie der Stadtsparkasse Wedel. Projektträger war der Arbeiter-Samariter-Bund. Die Zusatzschilder wurden in 1,40 Meter Höhe am Mast der konventionellen Straßennamenschilder installiert.
Sie sind von den 10 x 10 x 3 Centimeter groß und haben 12 Millimeter hohe, erhabene Schriftzeichen. Sie sind für Sehbehinderte gedacht, die ein Restsehvermögen haben. Erfinder Volker König erklärt: „Für die etwa 200.000 blinden Menschen deutschlandweit sind sie weniger geeignet, weil diese – ohne zusätzliche Auffindehilfen – die Straßennamenschilder vermutlich nur zufällig finden werden.“
Minister Dirk Schrödter, Chef der Staatskanzlei, informierte sich jetzt vor Ort und sagte: „Das ist eine großartige Initiative, die wir als Land gerne unterstützt haben. Ich danke dem Anreger Volker König sehr herzlich für seine innovative Idee. Sie ist so gut, dass inzwischen bundesweit weitere Städte und Gemeinden daran Interesse gezeigt haben und die Schilder hoffentlich weitere Nachahmer finden. Leider verhindern viel zu oft Barrieren im Alltag Inklusion und Teilhabe. Diese Barrieren müssen wir beseitigen.“ Nach der Pionierleistung in Wedel sind die Schilder nun auch in Bad Segeberg im Einsatz.
Straßennamen in 2,50 Meter Höhe bringen Sehbehinderten wenig
Die Stadt Wedel hatte das Projekt verkehrsrechtlich begleitet und die Installation der Schilder durch den städtischen Bauhof organisiert. Volker König hat bereits mehrere technische Orientierungshilfen entwickelt. Zur Idee mit den Schildern kam es so: „Ein sehbehinderter Freund berichtete mir, dass er die konventionellen Straßennamenschilder in 2,50 Metern Höhe nicht lesen kann. Er ist in unbekannter Umgebung am Mast eines Straßennamenschildes hochgeklettert, um aus kurzer Distanz Buchstabe für Buchstabe des jeweiligen Straßennamens erkennen zu können“, sagt Volker König. Er schloss daraus, dass es neue Schilder braucht, an die man gewissermaßen mit der Nasenspitze dicht herantreten kann, um vielleicht eine Lupe zu nutzen.