22. Februar 2022
Wirtschaft

Mit Gold und Münzen durch die Krise?

Sobald die Zeiten rauer werden, gerät Gold weltweit in den Fokus von Anlegern. Das Edelmetall gilt als sicherer Hafen für Bargeld, als krisenfest und als „Notgroschen“. Gold kann tatsächlich sinnvolle Beimischung eines Depots sein, wird seinem guten Ruf jedoch nicht vollständig gerecht.

Goldmünzen

Wie sicher ist Gold als Wertanlage?

Jetzt Gold kaufen! Sicher durch die Krise mit Gold! Beständiges Gold! So oder ähnlich lauten die Aufforderungen einschlägiger Werbung in Krisenzeiten. Covid-Pandemie, Ukraineeinmarsch, schwächelnde Währungen – all diese schlechten Nachrichten haben das Edelmetall erneut zuverlässig in die Anlageempfehlungen gebracht. Wer diesen Empfehlungen folgen möchte, sollte jedoch zunächst die realen Vor- und Nachteile abwägen.

Pro Gold

  • Totalverluste sind unmöglich. Der Goldpreis kann sinken, er kann aber nicht auf Null fallen. Eine gewisse Nachfrage an Gold erzeugt schon die Industrie, die das Metall zum Beispiel für den Bau von Katalysatoren und Elektrotechnik benötigt. Das ist bei Wertpapieren wie Aktien oder Optionsscheinen grundlegend anders. Eine verlorene Wette oder eine Firmenpleite kann den Wert des Papiers unter Null drücken.
  • Optik. Gerade Anlagemünzen wie der Maple Leaf oder Krügerrand sind attraktive Objekte, die für ein gewisses haptisches Vergnügen sorgen können. Das ist beim Bitcoin anders.

 

Contra Gold

  • Gold arbeitet nicht. Eine Aktiengesellschaft ist ein Teil der Wertschöpfung und schüttet an ihre Anteilseigner (meist) eine Dividende aus. Es gibt also eine Grundverzinsung. Die fehlt beim Gold.
  • Teurer Ankauf. Wer Gold kauft hat sofort danach einen Verlust von ca. drei bis zehn Prozent in den Büchern, da dies die Spanne zwischen An- und Verkaufspreis ist. Auch Banken und Goldhändler wollen leben.
  • Teure Lagerung. Wer Investment-taugliche Mengen Gold kauft, braucht ein Bankschließfach oder eine entsprechende Hausratsversicherung.
  • Gold wird seinem Ruf als stabile Geldanlage nicht gerecht. Wie der Langfristchart links zeigt, besteht das Risiko hoher Kursverluste.
antike Goldmünze
Bei antiken Münzen kann der ideelle Wert über das Goldgewicht hinausgehen.

Ist Gold gleich Gold?

Wer nun die Vorteile überzeugend findet und in Gold investieren möchte, muss sich noch über den Unterschied zwischen Anlagegeold und zum Beispiel Goldschmuck im Klaren sein. Schmuck ist als Investment ungeeignet, weil er der Mehrwertsteuer unterliegt. Goldbarren und sogenannten Anlagemünzen sind hingegen von der Mehrwertsteuer befreit. Weltweit gibt es eine Vielzahl dieser Anlagemünzen, jedoch nur eine Handvoll „Platzhirsche“, die praktisch jeder Goldankäufer weltweit akzeptiert. Dazu gehören Maple Leaf, American Eagle und Krügerrand. In ihrer größten Stückelung – eine Unze – kosten sie derzeit alle ca. 1.650 Euro pro Stück.

Goldmünzen im Überblick:

Münzen aus Gold
Maple Leafs in der typischen „Tube“.

Maple Leaf

Diese kanadische Münze wird seit 1979 geprägt und besteht in ihrer größten Version aus exakt einer Unze Feingold mit einer Reinheit von 999 Teilen Gold. Sie misst 30 mm und ist im Vergleich zu anderen Goldmünzen durch feine Merkmale besonders fälschungssicher. Das hilft bei der Akzeptanz. Vorteilhaft ist auch die geringe Spanne zwischen An- und Verkaufspreis sowie die Stückelung. Neben einer Unze gibt es kleinere Münzen bis hinunter zur 1/20 Unze, die auch für Kleinstanleger interessant sein können. Die Münze ist berührungs- und kratzempfindlich. Selbst Fingerabdrücke lassen sich nicht ohne Weiteres entfernen. Maple Leafs fristen ihr Dasein daher meist in einer Plastikverpackung.

Krügerrand

Die meistgehandeltste Goldmünze der Welt ist auch bei der Akzeptanz die Nummer eins. Krügerrands (eigentl. „Krugerrand“) haben einen typischen Rotton, der sich aus einem Zusatz von Kupfer ergibt. Die Eine-Unze-Münze besteht aus einer Unze Feingold plus 2,8 Gramm Kupfer. Dies führt zu einem vergrößerten Durchmesser von knapp 33 mm und einer robusteren Oberfläche. Krügerrands können daher mit bloßen Fingern berührt und anschließend abgewischt werden, ohne Schäden davonzutragen. Während der Apartheid in Südafrika kam es zu einem Boykott der Münze durch die USA, die seitdem, quasi als Ersatz, eine eigene Münze prägten …

American Eagle

Als Reaktion auf die Apartheid in Südafrika mitsamt Boykotts des südafrikanischen Krügerrands prägen die USA seit 1986 den American Eagle. Er folgt dem Krügerrand in Größe und Gewicht – 33 mm und 33,9 Gramm –, enthält jedoch kein Kupfer. Die Farbe ist daher die von Feingold, die Oberfläche jedoch so robust wie die einer Legierung. American Eagles sind attraktive Stücke mit der Lady Liberty vor dem Kapitol und einem aufgeprägten Nennwert von 50 US-Dollar (der vom Goldwert natürlich weit übertroffen wird).

Goldpreis von 1968 bis 2022
Der Goldpreis zwischen 1968 und 2022 in US-Dollar (real). Von gediegener Sicherheit keine Spur. Gold ist hochgradig volatil.

Wo kauft man Gold?

Wo nun kaufen? Der einfachste Weg führt meist über die Hausbank. Die Haspa zum Beispiel vertreibt neben Barren alle hier aufgeführten Münzen über einen Onlineshop. Die Münzen werden nach Bezahlung jedoch nicht verschickt, sondern können in der Filiale Adolphsplatz abgeholt werden. Alternativ gibt es spezialisierte Versandhändler wie den Degussa Goldhandel. Die Verkaufspreise der verschiedenen Häuser liegen erfahrungsgemäß dicht an dicht. Der Markt ist transparent und orientiert sich am amtlich festgestellten Tageskurs.

Komplizierter wird es beim Verkauf an lokale Händler. Hier sind Preisunterschiede möglich, je Kalkulation der einzelnen Firmen. Fünf Prozent gelten als normal. Bei kleinen Mengen kann die Spanne jedoch wesentlich höher ausfallen. Hier hilft der Vergleich im Internet.

Restrisiko bleibt

Abschließend sollte sich jeder Goldkäufer eingestehen, dass er ein eher spekulatives Investment eingeht. Die Risiken sind, wie geschildert, keineswegs kleiner als bei der Investion in DAX-Werte oder Index-Zertifikate. Experten, die künftige Goldpreise prognostizieren, sollte man mit Misstrauen begegnen. Allzu häufig handelt es sich um reine Werbeaussagen, häufig verquickt mit Untergangs-Propheterie. Unabhängige Anlageberater empfehlen daher bei Gold einen Depotanteil im einstelligen Prozentbereich.

ZUR SACHE:
Vom Niedergang des Sammelns
Bei alten Goldmünzen handelt es sich in den meisten Fällen um Medaillen, ohne Zahlungsmittelfunktion. Sebst alte Stücke sind heutzutage nur selten mehr wert als Schmelzgold. Das war vor einigen Jahrzehnten noch anders, als Sammler diesen Medaillen einen ideellen Wert einräumten. Diese Sammlerszene ist jedoch buchstäblich ausgestorben. Keiner der für diesen Artikel befragten Goldhändler war auch nur zur Prüfung kleiner alter Goldmünzen bereit. „Keine Nachfrage“, lautete das Verdikt.

Von Tim Holzhäuser

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