Bereits 2016 hat sich das Bündnis „Fairer Schulstart“ als Kooperation von Hanseatic Help und Budni gebildet. Auslöser war die Flüchtlingskrise in 2015, die einen hohen Bedarf nach Schulranzen und anderen Schulmaterialien auslöste. Das Bündnis versucht seither durch die Sammlung von Ranzen und Schultüten Kindern einen guten Start ins Schulleben zu ermöglichen. Inzwischen sind mehrere Rotary Clubs in Hamburg zur Verstärkung und auch finanziellen Unterstützung dazu gekommen. Dadurch ist es nun auch möglich, die Ranzen befüllt zu übergeben. Sie enthalten Stifte, Lineale und andere nötige Dinge.
Der Bedarf ist unverändert hoch. Durch die Preisentwicklungen und Geflüchtete aus der Ukraine ist in diesem Jahr sogar eine Steigerung zu spüren. Doch im Grunde ist es ein altes Problem, denn jedes fünfte Kind in Deutschland wächst in Armut auf. „Wir sehen immer wieder, dass Kinder mit einer Plastiktüte unterm Arm starten. Wir möchten, dass jedes Kind von Anfang an die gleichen Chancen hat und sich nicht vom ersten Tag an ausgegrenzt fühlt“, erklärt Julia Wöhlke, Erste Vorsitzende des BUDNIANER HILFE e.V.
Fairer Schulstart
Mehr als 1.500 gut erhaltene Schulranzen haben BUDNI-Kundinnen und -Kunden in diesem Jahr für die Spendenaktion „Fairer Schulstart“ gesammelt. Viele spendeten auch Federmäppchen, Turnbeutel, Mal-, Schreib- und Bastelsachen oder Kleinigkeiten für die Schultüte. „Einen neuen Ranzen oder dringend benötigte Schulsachen zu spenden, kann ein wichtiger Schritt für eine bessere Teilhabe aller Kinder sein“, weiß auch Claudia Meister vom gemeinnützigen Verein Hanseatic Help e.V.
Der Verein sammelt die gespendeten Ranzen in seinem Lager an der Großen Elbstraße. „Nach Aufbereitung und Befüllung liefern wir diese an soziale Einrichtungen wie Familienberatungsstellen, Flüchtlingsunterkünfte, Frauenhäuser und pädagogische Einrichtungen“, sagt Manuela Szepan. Sie ist für die Logistik bei Hanseatic Help zuständig. „Wir haben uns zum Ziel gesetzt, 1.500 Schulranzen zu sammeln, und sind schon darüber hinaus.“ Der Verein beliefert nun auch andere Stellen. Darunter ist die Hamburger Tafel, „die einen großen Schwung abnimmt und diese über ihre Ausgabestellen verteilt. Wer noch Bedarf hat, kann sich gern melden.“, ergänzt Manuela Szepan.
Ehrenamtlich etwas schaffen
Rotary Hamburg war es wichtig, nicht nur finanziell zu unterstützen. Gut 40 Rotary-Mitglieder halfen ehrenamtlich mit. „Für uns ist Bildungschancengleichheit ein wichtiges Thema“, sagt Dr. Sibyl Anwander von den Hamburg Rotary „Das Projekt ,Fairer Schulstart‘ ist ein schönes Beispiel für ‚Gutes Tun für die Stadt‘ und ein Beispiel, was gemeinsames Netzwerken und ehrenamtliche Arbeit schaffen kann.“, fügt sie hinzu. Bei den fünf BUDNI-Filialen im Raum Süderelbe/Niedersachsen kümmerte sich der Lions Club Deutschland um die Abholung, Aufbereitung und Verteilung der Spenden. Bei den neun BUDNI-Filialen in Berlin ist die ARCHE Kinderstiftung Partner der Aktion.
Auch zahlreiche Unternehmen unterstützten die Aktion wieder mit Schultaschen, Stiften, Snacks und kleinen Geschenken. Hanseatic Help ist derzeit mit 150 bis 200 Ehrenamtlichen tätig, davon sind momentan bis zu 50 Personen für die Aktion „Fairer Schulstart“ tätig. „Es werden immer Ehrenamtliche gesucht. Der Einstieg bei uns ist sehr niedrigschwellig: hereinkommen, Einführung, loslegen – und sei es nur für einen Tag. Hilfe ist Hilfe.“, erklärt Claudia Meister.
Unterstützung der Stadt unzureichend?
Die Stadt Hamburg unterstützt auch in diesem Jahr Kinder aus einkommensschwachen Haushalten mit Mitteln aus dem Bildungspaket. Hierzu heißt es auf der Hamburg-Website: „Wenn Sie Wohngeld oder Kinderzuschlag nach dem Bundeskindergeldgesetz beziehen, können Sie diese Leistung im Rahmen des Bildungspakets erhalten. Für Lernmaterialien wird Schulkindern ein Zuschuss von insgesamt 156 Euro pro Jahr gezahlt, zu Beginn des Schuljahres 104 Euro (i.d.R. zum 1. August) und 52 Euro zu Beginn des zweiten Schulhalbjahres (i.d.R. zum 1. Februar).“ Ein „normaler“ Schulranzen ist derzeit ab etwa 270 Euro erhältlich. Auch gebrauchte Schultaschen sind häufig noch teuer. Für Familien, die staatliche Leistungen empfangen, ist das problematisch. Kinder dieser Familien haben mit Ausgrenzung und Stigmatisierung zu kämpfen.
Der hohe Bedarf an Schulgütern deute darauf hin, dass die städtischen Mittel womöglich nicht ausreichen oder benötigt werden, um andere Bedarfe der Familien zu decken, antwortet Claudia Meister auf Frage des Klönschnacks. Zum anderen erkläre sich der Bedarf aus den Zahlen Geflüchteter, die noch keine Zuschüsse durch die Stadt erhalten.