9. Februar 2022
Bildung

Es war mir eine Ehre

Am 28. Februar 2022 endet nach zwölf Jahren die zweite Amtszeit von Professor Dr. Dieter Lenzen als Präsident der Universität Hamburg. Zum Ende seiner Amtszeit verabschiedete ihn die Freie und Hansestadt Hamburg mit einem Senatsempfang.

Präsident der Universität Hamburg // Foto: Universität Hamburg

Prof. Dr. Dr. h.c. Dieter Lenzen Präsident der Universität Hamburg // Foto: ©Pressebild.de/Bertold Fabricius

Angesichts der aktuellen Umstände war nur eine begrenzte Teilnehmerzahl in Präsenz möglich, weshalb die Feierstunde für Prof. Dr. Dieter Lenzen hybrid abgehalten wurde. Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank bedankte sich bei Professor Lenzen für die Zusammenarbeit sowie sein Engagement und Wirken für die Universität Hamburg, wie auch die Wissenschaft und Forschung in Hamburg und weit darüber hinaus.

Senatorin Fegebank fügte hinzu: „Dass die Universität ausgerechnet zum 100. Geburtstag den Exzellenzstatus einwerben konnte, ist ganz besonders ihm zu verdanken. Als Präsident der Universität Hamburg hat Professor Lenzen neue Ideen und Visionen entwickelt und stets mit Strategie und Weitblick auf diese Ziele hingearbeitet. Die größte Hochschule Norddeutschlands wird nun in exzellentem Zustand in neue Hände übergeben.“

Nachfolger Hauke Herkeeren

Der offiziell letzte Arbeitstag für Präsident Lenzen ist der 28. Februar. Sein Nachfolger Prof. Dr. med. Hauke Heekeren wird voraussichtlich am 15. Februar durch den Senat der Freien und Hansestadt Hamburg eingesetzt. Damit wird er formal im Amt bestätigt. Seine Position als neuer Präsident der Universität Hamburg tritt er Anfang März an. Wie bereits Prof. Dr. Lenzen, war auch Herkeeren zuvor an der Freien Universität Berlin tätig. Zuletzt war er dort Vizepräsident für Studium und Lehre sowie Professor für Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaft.

 „Es war mir eine Ehre“

Der scheidende Präsident Dieter Lenzen gilt an sich nicht als rührselig, sondern eher als deutlich, zum Ende schwang dennoch etwas Gefühl mit: „Meine Zeit als Präsident der Universität Hamburg war immer anregend, oft anstrengend, aber immer von der Bereitschaft der Hamburger und Hamburgerinnen geprägt, mich und die Universität auf ihrem Weg zur Exzellenzuniversität zu unterstützen. Dafür danke ich allen, die dazugehört haben. Es war mir eine Ehre, der Stadt zu dienen, die ich so schätzen gelernt habe, dass ich hier bleiben werde.“

Einfach waren die Zeiten gewiss nicht immer. Lenzen hatte bei Antritt in 2010 deutlich gemacht, dass die Universität sich substantiell in keinem guten Zustand befinde. Es fiel da Wort „marode“. Zugleich verteidigte Präsident Lenzen stets die Leistungen der Hochschule, die wesentlich besser seien als ihr Ruf. In 2019 erhielt die Universität Hamburg den Exzellenzstatus, den sie bis 2029 behält. Sie gilt damit aktuell als eine der besten Unis im Land. Schwierig war nicht nur der Antritt Lenzes in 2010 – damals etwa mit dem Problem eines möglichen Wegzugs der Uni aus Eimsbüttel. Eine Idee, die er bis heute für unsinnig hält.

Der Fall Lucke

Im Semester 2019/2020 nahm der Professor für Makroökonomie Bernd Lucke seine Lehrtätigkeit an der Universität wieder auf. Der ehemalige Gründer der AfD hatte mit starken Ressentiments zu kämpfen. Seine Veranstaltung, eine Pflichtveranstaltung für viele Studierende, wurde mehrfach gestört. Nur unter einem großen Polizeiaufgebot konnte für Sicherheit gesorgt werden. An der Causa Lucke entzündete sich ein Diskurs darüber, was die Universität leisten kann und muss. Sie muss etwa die Freiheit der Wissenschaft gewährleisten, aber kann sie, wie in diesem Fall, auch die Kosten – nicht nur die monetären – dafür tragen? Dies war damals das Spannungsfeld, in dem sich Lenze bewegte. Bis heute bleibt er dabei, dass die Universität kein apolitischer Raum sei, jedoch dürfe sie nie die Funktion des Parlaments vorwegnehmen. Um ähnliche Ereignisse zukünftig besser bewerten zu können, hat sich die Universität eine zuständige Kommission gegeben.

Es gab weitere Kontroversen in der Karriere Lenzens, doch auch viele unstrittige Punkte, wie seinen Einsatz für Vernetzung und eine gesunde Skepsis. Der Wandel in der Bildungslandschaft war ihm ein Anliegen, etwas, das nicht einfach hingenommen werden sollte, sondern etwas, das es zu untersuchen und zu lenken gilt. Seine Karriere scheint diesem Anspruch stets gefolgt zu sein.

Dieter Lenzen – Eine Ausnahmekarriere

Im Jahr 1975 wurde Dieter Lenzen in Münster Professor für Erziehungswissenschaft und war damals mit 28 Jahren jüngster Hochschullehrer in Deutschland. Ab 1977 war er Professor für Philosophie der Erziehung an der Freien Universität Berlin, der er lange verbunden blieb. Seit 1990 war Lenzen Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft. Von 1994 bis 1998 war er auch deren Vorsitzender. Lenzen hat die „Zeitschrift für Erziehungswissenschaft“ gegründet und ist Herausgeber der zwölfbändigen Enzyklopädie der Erziehungswissenschaft. Zwischen 1986 und 1994 nahm Lenzen Gastprofessuren an den Universitäten Stanford, Columbia, Tokyo, Hiroshima und Nagoya wahr. Im November 2009 wurde er zum Präsidenten der Universität Hamburg gewählt. Die Position trat er in 2010 an.

Er leitete zahlreiche Projekte im Bereich der Bildungsforschung und verfasste über 900 Publikationen in seinen Arbeitsgebieten. Als Wegbereiter der „Hamburg Protocols“ versuchte er Hochschulen weltweit zu vernetzen, mit dem Ziel, die Idee dessen, was Universitäten derzeit sind und was sie seien könnten, zu untersuchen. Mit Prof. Dr. Dr. h.c. Lenzen verlässt eine streitbare, aber auch eine der einflussreichsten Persönlichkeiten der deutschen Bildungslandschaften die Universitätsbühne. Der Stadt Hamburg bleibt er jedoch erhalten und es liegen bereits viele Projekte auf seinem Tisch.

 

Lesen Sie im März das Interview mit Professor Dieter Lenzen im Hamburger Klönschnack.

 

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