11. Oktober 2022
Blankenese

Sanierungsprobleme bei der Martha Stiftung Blankenese

Seit dem Frühjahr dauern die Sanierungen bei der Seniorenresidenz am Blankeneser Bahnhof an. Auf allen Seiten liegen die Nerven blank.

Martha Stiftung Bewohner

Diese Aussicht ergibt sich seit Monaten für einige Bewohnerinnen und Bewohner der Martha Stiftung in Blankenese. Die Lage macht ihnen zusehends zu schaffen.

Seit Monaten ziehen sich belastende Sanierungsarbeiten an den Fassaden der drei Gebäude der Seniorenresidenz Martha Stiftung hin. Die Bewohnerinnen und Bewohner beklagen den Lärm, Schmutz, mangelnde Lichtverhältnisse und auch fehlende Privatsphäre, da Handwerker der Baustelle sich über den gesamten Tag vor den Fenstern der Wohnungen aufhalten (müssen). Der Mieterbund Hamburg dokumentiert die Lage seit einiger Zeit.

Sanierung mit Problemen

Nötig wurde die Sanierung durch bauliche Fehler, die zu einer Vergrünung und Abplatzung der Fassade führten. Hierzu sagt Stefanie Rother, Pressesprecherin der zuständigen Immobilienverwaltung Quest: „Bei der Suche nach der Ursache der frühzeitigen Alterserscheinungen der Fassade stellten wir fest, dass an einigen Stellen unfachmännisch gearbeitet wurde. So führten unter anderem schlecht verlegte Wasserableitungen zu sichtbaren Spuren an der Putzfassade.“ Die Quest war an der Erstellung der Wohnanlage nicht beteiligt, sondern hat die Verwaltung übernommen. Eigentümer der Wohnanlage ist eine Fondsgesellschaft. Bei den aktuellen Arbeiten fungiert die Quest als Bauherr.

Während der Sanierung traten mehrere Probleme auf. So kam es unter anderem zu unbeabsichtigten Durchbrüchen in die Wohnungen, wieder durch Baumängel. „Die Fensteröffnungen in der Betonfassade waren deutlich größer als die eingebauten Fenster. In der ursprünglichen Bauphase hat man die dadurch entstandenen Zwischenräume mit Bauschaum ausgefüllt und mit Putz verstrichen. Dies hat uns ebenso überrascht wie den Mieter und die Bewohner.“

„Man fühlt sich machtlos“

Bauschutt
Behälter mit der Aufschrift „kann Krebserkrankungen hervorrufen“ führten bei den Mietenden zu Unruhe. Hierzu gaben verschiedene Seiten inzwischen Entwarnung – es handelte sich um unbelasteten Schutt in „Allzweck-Beuteln“.

Die Baumaßnahmen sollten bereits abgeschlossen sein, doch immer wieder kam es aus diversen Gründen zu Verzögerungen. Für Seniorinnen und Senioren, die durch die Pandemie bereits belastet waren, ein denkbar ungünstiger Zustand. Markus Ringer, Teamleitung  Servicewohnen Mitte/West der Martha Stiftung, berichtet: „Im Grunde ist die Situation nicht tragbar. Man fühlt sich machtlos. Ich dachte bereits über einen Baustopp nach, aber damit wäre letztlich auch niemandem gedient.“

Wiederholt hat die Stiftung Mängel angemahnt. Dazu zählt der Müll auf dem Gelände, aber auch das Verhalten auf dem Bau. Mieter beklagen, dass die Handwerker sich auf ihren Terrassen umziehen und dort Pause machen. Markus Ringer macht ihnen keinen Vorwurf, sondern sieht das Problem in der Bauleitung: „Wann immer Mieter Beschwerden hinsichtlich der Sauberkeit an uns herangetragen haben, haben wir versucht, zügig Abhilfe zu organisieren und eine Reinigung auf unsere Kosten zu veranlassen. Hierzu gab es regelmäßig Kontakt zwischen der Martha Stiftung und der Bauleitung.“

Mietminderung in Martha Stiftung

Die Stiftung teilte auf Nachfrage mit: „Zusätzlich wurden uns aufgefallene Verschmutzungen sowie Gefahrenquellen, wie zugestellte Treppenhäuser, immer sofort an die Bauleitung weitergegeben und auf sofortige Beseitigung gedrungen. In vielen Fällen wurde eine Beseitigung der Verschmutzungen durch die Mitarbeitenden der Martha Stiftung direkt umgesetzt.“ Auch die Quest erwiderte, man habe Mängel stets an die Bauleitung weitergegeben, scheinbar mit geringem Erfolg. Eine endgültige Reinigung des Geländes und damit auch der Terrassen und Balkone, die aus Sicherheitsgründen während der Maßnahmen nicht benutzt werden können, erfolgt nach Abschluss der Baumaßnahmen. Wie die Quest mitteilt, werden dann auch beschädigte Pflanzen ersetzt.

Da es sich nicht um eine energetische Sanierung, sondern eine Instandsetzung handelt, konnte man sich auf eine Mietminderung ab Baubeginn einigen. Sie beträgt 18 Prozent der Miete – ein üblicher Wert. Die Mieter von Haus eins haben diese bereits erhalten. Noch im Oktober sollen auch die Mietenden der beiden anderen Häuser die Mietminderung ausgezahlt bekommen. Aber jeweils nur für den Zeitraum der unmittelbaren Betroffenheit. Über nachträgliche Entschädigungen wollten sich die beteiligten Firmen nicht äußern.

Empfehlungen des Mietervereins

Bauarbeiten bringen stets Lärm und Schmutz mit sich. Dennoch müssen die Verantwortlichen, die Belastungen so gering wie möglich zu halten, sagt Marielle Eifler vom Mieterverein zu Hamburg (MVH). Wenn Mietende Mängel sehen, etwa beim Lärm, empfiehlt sie, ein Lärmprotokoll zu führen: „Bei großen Wohnlagen können sich Betroffene dabei abwechseln, um die Arbeit zu teilen. Das Protokoll muss auch nicht lückenlos sein. Es ist aber ein wichtiger Teil, um Richterinnern und Richtern ein Bild der Lage zu geben und eine Entscheidung zu ermöglichen.“ Viele Betroffene trauen sich oft nicht, gegen Mieter oder Bauträger vorzugehen, weiß Marielle Eifler. Hier schlägt sie vor, „resolute Nachbarinnen und Nachbarn mit Rechtsschutzversicherung vorzuschicken.“ Auch Vertretungen wie der MVH können durch Beratung zur Seite stehen.

Ende in Sicht?

Die Arbeiten der Maler, Maurer und Verputzer sollen bis Ende Oktober 2022 beendet sein, sofern nicht Unerwartetes dazwischenkommt. Im Anschluss werden die Dachklempner tätig, die erst nach Fertigstellung der Verklinkerung arbeiten können. Anschließend folgt die Abrüstung, womit Ruhe einkehren sollte.

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