28. Oktober 2025
Blankenese

Stolpersteine – Jugendliche gegen das Vergessen

Auch in diesem Jahr pflegen Jugendliche aus verschiedenen Blankeneser Vereinen und Schulen die Stolpersteine im Stadtteil. Ein paar Dinge haben sich jedoch geändert.

Am 7. November werden die Stolpersteine wieder gepflegt und die Geschichten dahinter lebendig gehalten.

Am 7. November werden die Stolpersteine wieder von Schülerinnen und Schülern des Stadtteils gepflegt und die Geschichten dahinter lebendig gehalten.

Auf Initiative des Blankeneser Segel-Clubs (BSC) und des Bürgervereins „Blankenese Miteinander e.V.“ treffen sich Jugendliche seit 2001 jedes Jahr, um die Stolpersteine in Blankenese zu pflegen. Zugleich ist es ein Gedenken an die Opfer. Die Schülerinnen und Schüler bereiten Referate vor, die sie an den jeweiligen Orten halten. An manchen Stellen sind zudem kurze Lebensläufe der Ermordeten über den Stolpersteinen angebracht.

Ähnliche Aktionen gibt es vielerorts in Deutschland. Gewöhnlich findet das Gedenken rund um den 9. November, den Jahrestag der Reichspogromnacht, statt. In diesem Jahr wird die Blankeneser Aktion bereits am Freitag, 7. November 2025, durchgeführt, damit die Schulen teilnehmen können.

Das größte Mahnmal der Welt

Die Stolpersteine erinnern an die Verbrechen des Nationalsozialismus. Seit 2002 sind sie auch in Hamburg an den ehemaligen Wohnorten der Opfer zu finden. Das Projekt geht auf den Kölner Künstler Gunter Demnig zurück, der 1992 den ersten Stolperstein setzte.
Die kleinen Messingtafeln tragen Namen, Lebensdaten und den Weg der Vernichtung. Heute gelten sie als größtes dezentrales Mahnmal der Welt.

In Blankenese erinnern viele Stolpersteine an die Opfer des Nationalsozialismus. Am 7. November werden sie gepflegt und die Geschichten dahinter lebendig gehalten.
In Blankenese erinnern mehr als 30 Stolpersteine an die Opfer des Nationalsozialismus.

„Der Verlust wird greifbar“

Die Pflege der Stolpersteine ist weit mehr als eine Reinigung, die für bessere Lesbarkeit sorgt.
Sören C. Sörensen, Jugendwart des Blankeneser Segel-Clubs, organisiert auch in diesem Jahr die Gedenkveranstaltung. In einer Mail an die Teilnehmenden schreibt er: „Das Gedenken an die jüdischen Mitbürger, die in der Zeit 1933–45 aus unserer Blankeneser Dorf-Gesellschaft verschwunden, deportiert oder anderweitig in den Tod getrieben wurden, soll uns allen auch dieses Jahr wieder eine besondere Ehrensache sein.“

Sörensen betont, wie wichtig diese Form des Erinnerns für junge Menschen sei. Die Zahl der sechs Millionen ermordeten Jüdinnen und Juden in Europa bleibe abstrakt – durch die Stolpersteine werde der Verlust konkret und persönlich. Es werde deutlich, dass die Opfer aus der eigenen Nachbarschaft stammten.
Insgesamt 37 Menschen aus Blankenese wurden durch das NS-Regime ermordet; für 32 von ihnen existieren heute Stolpersteine im Stadtteil.

Schulen lernen neue Schicksale kennen

In diesem Jahr wurden einige Stolpersteine neu auf verschiedene Schulen verteilt. So lernen die Schülerinnen und Schüler nicht nur andere Orte, sondern auch weitere Schicksale kennen.

Gemeinsame Gedenkfeier in der Kirche am Markt

Am 7. November 2025 um 16:30 Uhr laden die Jugendabteilungen der Blankeneser Vereine und Schulen zu einer gemeinsamen Gedenkveranstaltung in die Kirche am Markt ein. Die Feier ist keine kirchliche Veranstaltung, sondern eine freie Gedenkfeier.

Alle Teilnehmenden sind eingeladen, ihre Referate mitzubringen und vor Ort aufzuhängen, damit sichtbar wird, was sich während des Holocaust in Blankenese ereignet hat. Gemeinsam werden die Namen der Opfer verlesen, um ihnen ihren Platz in der Gemeinschaft zurückzugeben.

Der Blankeneser Historiker Jan Kurz ordnet das Geschehen historisch ein und erinnert an die damaligen Ereignisse im Stadtteil. Die Veranstaltung dauert etwa eine Stunde.

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