In unserer Reihe „Elbvororte prominent“ haben wir vor vier Jahren damit begonnen, einen Blick auf wichtige Persönlichkeiten der Elbvororte zu werfen. Sie sind entweder hier geboren, aufgewachsen oder haben eine lange Zeit im Hamburger Westen gelebt. Den Anfang machte damals kein Geringerer als Karl Lagerfeld. Jetzt ist er im Alter von 85 Jahren verstorben. Wir blicken zurück auf eine Modelegende – made in Blankenese.
Karl Lagerfeld ist untrennbar mit den Elbvororten verbunden, genauer gesagt mit Blankenese. Hier ist er geboren und wuchs als Sohn des Hamburger Kondensmilch-Fabrikanten Otto Lagerfeld und dessen Frau Elisabeth in wohlhabenden Verhältnissen auf. Die Information, wann genau Karl Lagerfeld hier geboren wurde, war bis 2013 noch weitestgehend unbekannt. Lagerfeld verstand es gut, aus seinem wahren Alter ein Geheimnis zu machen. Erst Recherchen verschiedener Historiker und Zeitungsredaktionen gaben das nicht weiter dementierte Geburtsdatum preis: Es ist der 10. September 1933 – auch wenn bis heute noch andere Geburtsdaten im Netz kursieren.
Karl Lagerfeld: Hamburg, und immer wieder Hamburg
Nach der Geburt Karl Lagerfelds ging es mit seinen Eltern im Jahre 1934 auf ein fast 500 Hektar großes Gut in Bad Bramstedt. Doch bereits fünf Jahre später kehrte Familie Lagerfeld wieder nach Hamburg zurück. Lange blieben sie aber auch hier nicht. Hamburg wurde 1944 im Zweiten Weltkrieg besonders getroffen, und so ließ Familie Lagerfeld erneut die nunmehr verwüstete Hansestadt zurück. Wieder ging es für Karl Lagerfeld nach Bad Bramstedt, bevor die Familie ihren Wohnsitz 1949 abermals nach Hamburg verlegte. Es sollte eine Entwicklung gewesen sein, die prägend für Karl Lagerfeld war. Vielleicht die Vorboten für sein wandelbares und kreatives Leben? Weitere vier Jahre später, im Jahre 1953, verließ Lagerfeld gemeinsam mit seiner Mutter Hamburg erneut. Diesmal ging es nach Paris. Damit war der weitere Lebensweg Lagerfelds vorprogrammiert.
Von Blankenese nach Paris
Karl Lagerfeld lebte und arbeitete bis zuletzt in Paris und besaß Wohnungen in Monte Carlo, Rom und New York. Er gehörte zu den wichtigsten Modedesignern der Welt und galt als äußerst disziplinierter Workaholic mit einem hohen Wissensschatz. Nach eigenen Angaben soll seine Privatbibliothek etwa 300.000 Bücher umfassen. Vielleicht zu viel für das beschauliche Blankenese. Jedenfalls hatte er dem Elbvorort am Ende endgültig den Rücken gekehrt und auch seine Villa verkauft. Doch natürlich fand der Mode-Maestro, mit dem weiß gepuderten Pferdeschwanz, immer wieder einen Anlass, nach Hamburg zurückzukehren. Etwa 2014, als in der Hamburger Kunsthalle unter dem Motto „Feuerbachs Musen – Karl Lagerfelds Models“ Fotografien von Karl Lagerfeld ausgestellt wurden.
Lagerfeld war eine schillernde Mode-Ikone, die seinesgleichen sucht und bleibt dies auch über seinen Tod hinaus. Und doch war er von Blankenese über Paris im sogenannten Mainstream angekommen. Nicht nur, dass er sich regelmäßig in einschlägigen Talk-Shows zeigte. 2004 arbeitete er sogar mit dem schwedischen Modeunternehmen H&M zusammen und bot seine Kleidung zum Schnäppchen-Preis an. Doch wie sagte Lagerfeld einst: „Ich hasse das Wort billig. Menschen sind billig, Bekleidung ist dagegen teuer oder preiswert.“