19. April 2018
Hamburg & Umland

Jungtiere in Gefahr

Hamburg

Ein verwaistes Wildkaninchen muss nun mit spezieller Ersatzmilch versorgt werden (Foto: Hamburger Tierschutzverein)

Ein verwaistes Wildkaninchen muss nun mit spezieller Ersatzmilch versorgt werden (Foto: Hamburger Tierschutzverein)

Hamburg. Der Frühling ist nun  richtig da und es grünt und blüht. In den Parkanlagen, Wäldern und im eigenen Garten sind die heimischen Tier- und Vogelarten dabei, ihren Nachwuchs aufzuziehen. Allzu oft werden die Jungtiere irrtümlich als hilfsbedürftig eingeschätzt und in Wildtierstationen gebracht. „Kindesentführung!“, so der Hamburger Tierschutzverein. 

Der Hamburger Tierschutzverein von 1841 e.V. (HTV) appelliert auch in diesem Frühjahr an alle Hamburger, die bei schönem Wetter zu Spaziergängen aufbrechen, vermeintlich hilflose Jungtiere nicht mitzunehmen. „Die Kleinen, die man scheinbar hilflos am Wegesrand sieht, sind zumeist nicht unversorgt“, sagt Sandra Gulla, erste Vorsitzende des HTV. So warten junge Hasen oft stundenlang auf einer Wiese auf ihre Mutter und noch ungeschickte Kaninchen- und Eichhörnchenkinder verlassen ihren Bau oder Kobel, sobald sich ihr Fell ausgebildet hat. Ihre Mütter sind auf Nahrungssuche oder haben sich in der Nähe vor dem Menschen versteckt. Die Küken der Singvögel wie Amseln, Krähen und Elstern sind nach dem Schlüpfen zunächst noch nackte Nesthocker, bevor sie mit ausgebildetem Federkleid das Nest für ihre ersten Flugversuche in Bodennähe verlassen. Dabei lassen die Altvögel ihre Brut aber keinesfalls aus den Augen und versorgen sie auch weiterhin mit Futter. Entenküken dagegen halten es im Nest nicht lange aus und folgen ihren Eltern schon gleich nach dem Schlupf.

Um herauszufinden, ob ein Jungtier verwaist ist, muss es bis zu einige Stunden aus der Entfernung beobachtet werden. In der Regel findet das Junge wieder zur Mutter – oder umgekehrt. Der überwiegende Teil der gefundenen Jungtiere benötigt keine menschliche Hilfe, sondern ist in der Natur besser aufgehoben. Nackte Jungvögel, die aus dem Nest gefallen sind, sollten dagegen möglichst zurückgesetzt werden. Schon befiederte Jungvögel, die noch nicht richtig fliegen können und am Straßenrand herumhüpfen, darf man zudem vorsichtig an einen sicheren Ort, wie ein abseits der Straße gelegenes Gebüsch, umsetzen. Dabei ist aber darauf zu achten, dass der Jungvogel in direkter Nähe zum Fundort bleibt. „Vögel stören sich übrigens nicht am menschlichen Geruch“, erklärt Gulla, „sodass die Jungtiere nach dem Umsetzen nicht, wie oft angenommen, von ihren Eltern verstoßen werden.“ Auch bei den meisten Säugetieren ist der menschliche Geruch für die Elterntiere kein Grund, sich von ihrem Nachwuchs abzuwenden.

„Rehkitze oder Hasen, die besonders oft voreilig eingesammelt werden und sehr sensible Findelkinder sind, können sogar noch bis zu 48 Stunden nach Inobhutnahme an den Fundort zurückgebracht werden“, weiß die HTV-Vorsitzende und empfiehlt, vor dem Eingreifen fachkundigen Rat oder Unterstützung bei den Tierschützern des HTV einzuholen. Der Hamburger Tierschutzverein ist unter seiner Notrufnummer 22 22 77 rund um die Uhr zu erreichen.

Ist ein Jungtier eindeutig nicht in der Lage, allein zu überleben, ist rasche Hilfe natürlich notwendig und richtig. Allerdings sollten sich keinesfalls Laien daran versuchen, ein Jungtier aufzupäppeln oder ein offensichtlich krankes oder verletztes Tier zu pflegen. In der Wildtierstation im Tierheim Süderstraße kümmern sich die Tierpfleger des Hamburger Tierschutzvereins rund um die Uhr um verletzte und verwaiste Wildtiere, die dort professionell aufgezogen, versorgt und später wieder ausgewildert werden.

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