5. Juli 2021
Kultur

Er war eine Größe des Jazz und Schlagers

Bill Ramsey ist im Alter von 90 Jahren gestorben

Bill Ramsey 2005 – Foto: Sven Teschke – https://www.wikidata.org/wiki/Q58237739

William „Bill“ McCreery Ramsey wurde am 17. April 1931 in Cincinnati, Ohio geboren. Der Sohn einer Lehrerin und eines Werbemanagers, fand bereits für zur Musik und sang in einer College-Tanzband. Von 1949 bis 1951 studierte er an der renommierten Yale-Universität Soziologie- und Wirtschaft. Neben dem Studium sang er Jazz, Swing und Blues. Seine unverkennbare, bassig-sonore Stimme passte perfekt in diese Klangwelt. Zu seinen Vorbildern gehörten die Größen Count Basie, Nat King Cole, Duke Ellington sowie Louis Jordan – der „Vater“ des Rythm-and-Blues.

Vom Militär zur Musik

Als die USA in den 50ern den Koreakrieg führten, wurde Bill Ramsey zum Militärdienst eingezogen. Er diente bei der United States Air Force in Deutschland. Auch hier ließ Ramsey nicht von der Musik und trat weiter auf. Seine Auftritte im legendären Jazzkeller in Frankfurt am Main waren wohl eine Art Initialzündung, Seite an Seite mit den einigen der begabtesten Jazzmusikern Deutschlands. In eben jenem Jazzclub wurde der junge Soldat und Künstler von einem Angestellten des Soldatensenders AFN (American Airforce Network) gesehen. Ramsey wurde von ihm angeworben und arbeitete fortan im Bereich der GI-Betreuung. Ramsey wurde schließlich Chefproduzent beim AFN. Ab 1953 wurde die Musik in Ramseys Leben noch wichtiger. Er trat bei mehr Musikveranstaltungen als zuvor auf, nun mit deutschen Musikern wie Paul Kuhn und James Last. Nach Ende des Militärdienstes setzte Ramsey sein Studium zunächst in Amerika und ab 1957 in Frankfurt fort.

Mehr Musik und Fernsehen

Der Musikproduzent Heinz Gietz, der Bill Ramsey bereits zu dessen Militärzeit für den Hessischen Rundfunk engagiert hatte, bot dem Musiker 1958 einen Plattenvertrag an. Im selben Jahr erschien Ramseys erste Single bei Polydor. In den 1960er Jahren kamen die ersten großen Erfolge mit deutschsprachigen Schlagern wie „Souvenirs“, „Zuckerpuppe aus der Bauchtanztruppe“, „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“ oder „Pigalle (Die große Mausefalle)“. Es sind vor allem diese Titel mit denen man Bill Ramsey bis heute verbindet. Trotz dieser Erfolge im Schlagerbereich blieb der Musiker seinen Wurzeln treu und spielte vornehmlich Jazz und Blues. Seine Schlagerhits habe er nie bereut, sondern als humorige Beiträge zur Zeitgeschichte gesehen. Vorwerfen mag man ihm die Hits allerdings nicht – man könnte durchaus schlechtere finden als diese, die von seinem Talent profitierten und im Ohr bleiben. Neben seiner Musiklaufbahn arbeitete das Multitalent als Journalist, Hörfunkmoderator und Schauspieler. Er trat in rund 30 Filmen auf. Als Moderator führte er unter anderem von 1974 bis 1980 durch die Sendung „Talentschuppen“. Die „Swingtime“ im Hessischen Rundfunk moderierte er bis 2019 und damit fast 30 Jahre lang. Als er sich 88 Jahre von der Sendung zurückzog, war er vielleicht der älteste Anchorman der Fernsehwelt.

Die Hamburger Zeit

Seit 1984 hatte Ramsey schließlich die Deutsche Staatsbürgerschaft. Im Jahr 1991 zog die Jazzgröße mit seiner Frau Petra nach Hamburg, wo er viele Jahre als Dozent an der Hamburger Hochschule für Musik und Darstellende Kunst tätig war. Der Musik, allem voran dem Jazz, blieb Bill Ramsey bis zuletzt verbunden – unermüdlich, wie etwa zu seinem 85. Geburtstag im Hamburger St.-Pauli-Theater, wo er voller Elan ein Konzert gab.
Bill McCreery Ramsey verstarb friedlich am 2. Juli in seiner Wahlheimat Hamburg. Er wurde 90 Jahre alt.

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