19. Oktober 2023
Magazin-Tipp

Schülerprojekt: Sicher Radfahren in Blankenese

Nach einer Reihe schwerer Unfälle, bei dem Radfahrer ums Leben kamen, sind die Risiken in den Fokus gerückt. Was muss geschehen, damit die Verkehrswende sicher verwirklicht werden kann? Schüler antworten.

Viele Unfälle passieren auf dem Schulweg. Doch woran liegt das? // Foto: Murillo de Paula auf Unsplash - Keyword: Schülerprojekt

Viele Unfälle passieren auf dem Schulweg. Doch woran liegt das? // Foto: Murillo de Paula auf Unsplash

Angesprochen auf den „Mitschnacker“, winken die meisten Kriminalisten ab. Folkore. Die echte Gefahr geht vom Verkehr aus. Abbiegende Lastwagen, Elterntaxis, schlecht ausgebaute Radwege, unübersichtliche Kreuzungen, Schlaglöcher – das sind die echten Probleme, auch in vergleichsweise priviligierten Stadteilen wie Blankenese. Das zeigte kürzlich ein Schülerprojekt.

Die Leidtragenden sind größtenteils Schülerinnen und Schüler. Die Unfallstatistik weist für 2022 in Hamburg 407 verunglückte Kinder aus. Gleichzeitig sind sie diejenigen, die den besten Überblick haben, die Strecken täglich abfahren, zu wechselnden Tageszeiten, bei jeder Witterung. Es liegt also nah, hier anzufangen bei der Suche nach den ärgsten Missständen. Genau das ist geschehen im Rahmen eines Projektes der Stadtteilschule und des Gymnasiums Blankenese, in Zusammenarbeit mit dem Zukunftsforum Blankenese und der ADFC-Bezirksgruppe Altona (Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club).

Die Schülerpräsentation zeigt mehrere Gefahrenpunkte in Blankenese, zu denen mögliche Lösungen erarbeitet wurden.
Die Schülerpräsentation zeigt mehrere Gefahrenpunkte in Blankenese, zu denen mögliche Lösungen erarbeitet wurden.

Über 400 Schülerinnen und Schüler befragt

Die 9. und 10. Klassen der Stadtteilschule und die Umwelt AG des Gymnasiums befragten über 400 Schülerinnen und Schüler und ließen sie auf einer Straßenkarte Strecken und Gefahrenpunkte einzeichnen. Auf dieser Grundlage entstand eine Präsentation mit konkreten Lösungsvorschlägen.
Als besonders mangelhaft wurde zum Beispiel die Situation am Bockhorst bewertet. Hier sind die Fahrrad- und Fußwege zu schmal und nicht asphaltiert. Der Radweg endet abrupt in einer Kurve. Hinzu kommen viele parkende Autos und reger Busverkehr.

Auch an der Ecke Hasenhöhe/Hilgendorfweg versperren parkende Autos die Sicht. Hinzu kämen Autofahrer, die eher lässig mit Vorfahrtregeln umgehen. Geschwindigkeitsverstöße wurden an der Ecke Bohnstraße/Simrockstraße aufgezählt. Auch hier versperren zudem parkende Autos die Sicht.

Lösungsvorschläge wie eine bessere Ampelsynchronisierung und Tempo 30-Zonen konnten die Schüler im April zunächst im Polizeikommissariat 26 vorstellen. Im August folgte ein Besuch in der Bezirksversammlung, der auf reges Interesse stieß. Hier wurden aber auch die Grenzen der Realpolitik deutlich. Zwar signalisierten fast alle Fraktionen Entgegenkommen, konkrete Zusagen waren jedoch rar. Neben der Budgetfrage wurde vor allem Personalmangel als Hauptgrund genannt.

Schülerprojekt zeigt Wirkung

Abgesehen von den Gefahren im Radverkehr bleibt auch das Thema Elterntaxi brisant. Laut Zukunftsforum ist das Dreieck zwischen Bugenhagenschule, Gorch-Fock-Schule und Gymnasium Blankenese besonders stark frequentiert. Eine konkrete Lösung ist hier nicht in Sicht. Schulen und Elternvertreter setzen auf Gespräche und Überzeugungsarbeit.
Laut Zukunftsforum Blankenese zeigt das Schülerprojekt indessen Wirkung. Nach den Sommerferien wurden hier und da gefährliche Stellen wie an der Einmündung Sibbertstraße/Oesterleystraße entschärft. Generell wird auch die Zusammenarbeit von Schulen mit Stadtteilen und Bezirk als positiv bewertet. Fortsetzungen sind erwünscht.

Die Unfallstatistik Hamburg

Jedes verunglückte Kind ist eines zu viel, das steht außer Frage. Eine seriöse Betrachtung der amtlichen Unfallstatistik zeigt jedoch, dass es neuerdings einen positiven Trend gibt: So sank die Zahl der verunglückten Kinder (bis 14 Jahre) gegenüber 2019 um 4 Prozent und gegenüber dem Vorjahr um 2,9 Prozent auf 407. Das ist umso erfreulicher, da die Anzahl der Kinder im Stadtgebiet steigt, also eigentlich eine Zunahme der Fälle zu erwarten war.

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