Direkt beim Betreten des Hauses wird klar: Kunst ist hier jemandem wichtig. Und dieser jemand ist Gunther Andernach. Zahlreiche Bilder hängen an den Wänden, von selbstgemalten Karikaturen über Fotos von Freunden und Familie bis hin zu großen Leinwänden lokaler Künstler ist alles dabei. Gemälde aus Afrika hängen zwischen afrikanischen Holzskulpturen, die mehr als eine Vitrine füllen. Ein riesiges Bücherregal wird unterbrochen von einem ebenfalls riesigen Modellschiff.
Ein Haus voller Kunst und Geschichten
Zu eigentlich jedem Bild und jeder Skulptur kann Gunther Andernach die passende Geschichte erzählen. Auf dem einen Foto sieht man seinen Sohn, Philip Morton Andernach, Berufsmusiker bei der Band Meute. Das Schiff war ein Geschenk für seinen Vater, einen Seemann. Die Karikatur zeigt Gunther mit seinen ehemaligen Kommilitonen – eine Clique, auch heute noch.
Ein kleines Gemälde zeigt ein Haus. Nicht irgendeins: Das Haus in Tansania haben Gunther und seine verstorbene Frau Ines 1988 gebaut. Kennengelernt haben sie sich fast 15 Jahre vorher, als Gunther vier wochenlang Afrika bereiste. Aufgefallen ist sie ihm direkt im Flugzeug, im Bus hörte er, dass sie auch aus Hamburg kam und ihre Ausbildung zur Krankenschwester in Barmbek machte. „Wir verabredeten uns zu einem Dia-Abend, ich fragte, ob ich sie noch nach Hause bringen darf und vier Jahre später haben wir geheiratet“, erinnert sich Gunther Andernach. Spätestens mit ihr erhielt die afrikanische Kultur Einzug in sein Leben: „Die Lebensweise, die Philosophie, das Leben zu genießen, das Essen“, schwärmt er. Bis zur Pandemie war er jedes Jahr in Tansania.
Ein Leben voller Ideen
Ebenso präsent in seinem Leben sind und waren Musik und Grafik. Seine Mutter war Pianistin, spielte jeden Tag zu Hause. Sein Onkel war Grafiker – Gunther verband beides, auch wenn das viel Arbeit und wenig Freizeit bedeutete. „Wir haben bis zu 21 Konzerte im Monat gespielt“, erinnert er sich. Im Onkel Pö, in der Seglerbörse, im Cotton Club und in der Fabrik, aber auch in ganz Europa und Amerika, wo er echte Jazz-Legenden aus den 20ern traf.
„Es ging von Konzert zu Konzert – und tagsüber wurde gearbeitet“, sagt Gunther. Als Freelancer arbeitete er mit Unilever Export, für Underberg und Metaxa und das Kempinski-Hotel, für RCA Records und andere Labels „Ich war Ideenfinder und habe viele Produkte angeschoben“, erzählt er.
Und Ideen hat er viele, auch heute noch. Seine neuesten LED-Werke sind gerade erst aus München zurück und sollen jetzt in Hamburg ausgestellt werden. Begonnen hat er das Projekt währende der Pandemie. Konzerte fielen weg und Nichtstun liegt ihm nicht. „Ich mag es, über neue Ideen nachzudenken, wie kann ich sie realisieren – und tu das auch“, sagt Gunther. „Es ist für mich die Erfüllung, deswegen kam es mir nie wie Arbeit vor.“
Gunther Andernach
wurde 1943 in Wandsbek geboren, wo er auch aufwuchs und 1971 die Schule beendete. Nach einer Ausbildung zum Tiefdruckätzer und den beiden obligatorischen Jahren bei der Bundeswehr studierte er Grafikdesign. Er arbeitete als Freelancer für diverse Agenturen, designte Merchandise, Plattencover und Trickfilme für die Sesamstraße. Er war als Dozent tätig und spielte nebenbei immer in mindestens einer Band und tourte durch Europa und die Welt – bei den Jazz-O-Maniacs, C. Jacobi’s Bottomland (beides seit 1990), Jawbone Bluegrass (seit 2017) und den Louisiana Syncopators (seit 2022) heute noch – und lernte auf einem Konzert vor zehn Jahren seine Partnerin Gabriela Jankowsky kennen.