11. August 2022
Gesellschaft

Momeni Clothing: T-Shirts für Freiheit

Helfen ohne Geld ist oft schwierig. Das Problem lösten Masoud und Farhag elegant: Die beiden geflüchteten Friseure gründeten ihr eigenes T-Shirt-Label „Momeni Clothing“ und spenden 20 Prozent des Gewinns an Hilfsprojekte.

Die Gründer von Momeni Clothing

Masoud und Farhag mit ihren selbst produzierten T-Shirts. Das Markenlogo: die Markhor-Ziege. // Foto: © Nils Joehnk

Ein T-Shirt mit einer Ziege drauf. Fair produziert. Das klingt erstmal gar nicht so besonders, ist es aber doch. Die Ziege ist nicht irgendeine Ziege.  Es ist die afghanische Markhor-Ziege. Sie ist das Wappentier des Landes und ist ein Symbol für Freiheit. Freiheit gibt es in Afghanistan spätestens seit der Machtergreifung nicht mehr viel. Und auch die Markhor-Ziege verschwindet nach und nach.

Shirt Momeni
2021 kamen die Momeni-T-Shirts mit der Markhor-Ziege auf den Markt.

„Wir wollten nicht zu politisch sein, aber das Symbol passt gut. Und die Ziege ist schön und besonders“, sagt Farhag Momeni. Er und sein Kumpel Masoud Jahangiry produzieren die T-Shirts. 20 Prozent des Gewinns, den sie damit erzielen, spenden sie an die gemeinnützige Organisation Sustain Care. Der Verein kümmert sich um das Schulbauprojekt „Lesay e Payaame Azaadi“ in Guldara – ein Distrikt in Afghanistan, der während der Kriege komplett zerstört wurde.

Bildung für Afghanistan

„Wir haben persönliche Kontakte zu dem Verein und wissen, dass das Geld zu 100 Prozent in die Projekte fließt. Deswegen haben wir ihn ausgewählt“, sagt Farhag. Die Helfenden sind auch weiterhin vor Ort und unterstützen die Region und das Schulprojekt, „allerdings ist das unter den Taliban nicht mehr ganz so einfach und oft hat Bildung auch nicht mehr oberste Priorität“, sagt Masoud betrübt. Aber gerade deswegen wollen sie helfen.

Er und Masoud sind 2015 aus Afghanistan als unbegleitete, minderjährige Flüchtende nach Deutschland gekommen. Mittlerweile haben sie ihre Ausbildung zum Friseur abgeschlossen und arbeiten in Hamburger Salons. „Wir haben hier ein gutes Leben, aber wissen eben genau, dass man dort wenig Chancen auf Bildung hat“, sagt Masoud.

Wir haben hier ein gutes Leben und wollen in unserer Heimat mithelfen, dass die Menschen dort auch ein gutes Leben führen können.

Deswegen haben die beiden beschlossen, zu helfen. Und womit geht das am besten? Richtig, mit Geld. „Aber das hatten wir als Azubis nicht wirklich und dann kam uns die Idee mit den T-Shirts“, berichtet Masoud weiter. „Die Shirts sollten fair produziert und trotzdem preiswert sein und einen Teil wollten wir spenden.“

Die Idee kam schon Anfang 2020, aber ganz so schnell ging es dann doch nicht. „Wir haben erstmal recherchiert, was man alles braucht, um Shirts zu produzieren“, sagt Farhag. „Wir kannten uns damit ja überhaupt nicht aus.“

Momeni Clothing

wurde Anfang 2020 von Masoud Jahangiry und Farhag Momeni gegründet. Mit dem Verkauf der T-Shirts werden Hilfsprojekte für den Wiederaufbau von Schulen in Afghanistan unterstützt – 20 Prozent werden gespendet. Das Markenzeichen ist die afghanische Markhor-Ziege. Weitere Kollektionen sind in Planung.

Im August 2021 wurde dann das erste T-Shirt verkauft, aber bis dahin war es ein weiter Weg. „Erstmal gab es viel Papierkram“, erinnert sich Farhag. „Wir mussten einen Gewerbeschein beantragen, uns beim Finanzamt und beim Handelsregister anmelden.“

Und das war nur der eine Teil, denn auch die Produktion selbst musste geplant werden: Wie und wo sollen die Shirts gemacht werden? Wie genau aussehen, aus welchem Stoff? „Bisher werden die T-Shirts noch in China produziert, immerhin EU-zertifiziert, dass die Arbeitsbedingungen fair sind“, sagt Masoud. „Wir suchen aber immer weiter, ob wir nicht etwas innerhalb von Europa finden.“

Momeni als Marke

Das langfristige Ziel ist aber auch nicht Europa, sondern die Produktion in Afghanistan. „Da gibt es ja alles, was nötig wäre. Und auch, wenn es nur eine kleine Näherei mit drei Leuten ist – die Familien von den drei Leuten sind dann abgesichert“, sagt Farhag.

Bald soll es auch Pullover im Sortiment geben, auch wenn der Verkauf noch nicht so gut anläuft, wie die beiden sich das erhofft hatten: „Es gibt natürlich genug Shirts und während Corona und des Ukraine-Kriegs ist es nochmal schwerer, Spenden für unbekanntere Projekte zu generieren“, sagt Masoud. Viel läuft über Mundpropaganda, ihre Kunden und Flyer, aber „irgendwann sind wir auch eine echte Marke und werden nicht nur wegen der Spenden gekauft.“

Auch interessant