Reeperbahn, Mittwoch, 20.15 Uhr am Spielbudenplatz. Am Klubhaus und am Winterdeck leuchtet ein Regenbogen mit der Schrift „Der Kiez ist bunt“. Auf der Straße stehen gut hundert Menschen, viele mit Regenbogenfahnen oder – masken, die gegen Homophobie, Gewalt und Hasskriminalität demonstrieren. Dazwischen ein paar Polizist*innen, unter ihnen auch Petra Marzian und Marco Burmester-Krüger. Die beiden sind nicht wie ihre Kolleg*innen da, um nach Einhaltung der Abstände zu sehen oder die Straße zu sperren. Sie sind zum netzwerken da. Sie sind die Ansprechpersonen für LSBTI* und stehen für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt und die Polizei Hamburg.
„Wir sind die Ansprechpersonen für LSBTI* – wir sind quasi das Bindeglied zwischen der Organisation Polizei und den LSBTI*-Communities. Unser Ziel ist, die Hasskriminalität zu bekämpfen und Politik und Öffentlichkeit klarzumachen, dass es diese überhaupt gibt. Dafür müssen wir es schaffen, dass mehr Fälle zur Anzeige gebracht werden und das braucht Vertrauen.“
Beide waren vorher auf anderen Wachen, ehe sich Marco Burmester-Krüger vor drei und Petra Marzian vor zwei Jahren auf eine freie Stelle in dem Bereich bewarben. „Vielen Menschen aus der LSBTI*-Community fehlt das Vertrauen, sich mit ihren Problemen an die Polizei zu wenden. Sei es aus Angst, nicht ernst genommen zu werden oder sich öffentlich zu outen“, erzählt Petra Marzian. „Wir wollen als Ansprechpersonen da sein und da wir selbst einen LSBTI*-Hintergrund haben, ist eine gewisse Nähe da.“ Seit 1996 gibt es bei der Polizei Hamburg Ansprechpersonen, erst im Nebenamt und seit 2016 gibt es zweihauptamtliche Ansprechpersonen. „Da gab es schon einige Wechsel, wir wollen jetzt erstmal bleiben“, so Burmester-Krüger lachend. „Kontinuität spielt hier eine große Rolle und dass die Leute uns kennen.“
Nichts ist peinlich
Ihre Arbeit besteht größtenteils aus drei Bereichen: die klassische Anzeigenaufnahme und Ermittlungsunterstützung, die Aus- und Fortbildung von Kolleg*innen in Schulungen, Workshops, in Wachen und an der Akademie sowie die Öffentlichkeitsarbeit und der Austausch mit Insti- tutionen und Vereinen. Am meisten gefällt ihnen der Umgang mit den Menschen und dass sie ihren Alltag kreativ mitgestalten können: „Bei uns steht der Servicegedanke mehr im Vordergrund als in anderen Abteilungen“, sagt Petra Marzian. „Wir treffen uns dort, wo die Menschen sich wohlfühlen und begleiten sie nach einer Anzeige auch im weiteren Prozess.“ „Man hat das Gefühl, dass man wirklich helfen kann“, ergänzt Burmester-Krüger. „Jede*r kann und soll sich mit Problemen an uns wenden. Nichts ist peinlich, wir wollen informieren und helfen.“