27. Oktober 2021
Magazin-Tipp

Bäume in Hamburg: Nicht alles ist astrein!

Viele Hamburgerinnen und Hamburger sind stolz auf ihre grüne Stadt. Wehe ein Baum soll gefällt werden. Dann ist Bambule angesagt. Doch es drohen noch ganz andere Gefahren für die Riesen, die hier so zahlreich und besonders sind.

Gewaltiger Ahorn in einem Park

Dieser Ahorn im Hirschpark Blankenese ist ein offizielles Naturerbe. Er zählt zu den ältesten und bedeutensten Bäumen Deutschlands.

Bäume sind schon faszinierend: Sie sind Grundstoff für Gebäude und Möbel, Heim und Nahrung für Tiere, Produzenten unserer Luft, Wasserspeicher und auch Anreiz für Geschichten, Lieder oder Aberglauben. Das ist schon besonders, oder haben Sie derart viele Eindrücke über eine Sprotte oder, bleiben wir bei Pflanzen, die Petersilie? Gut, der Vergleich ist unfair. Über Rosen gibt es viele Texte. Doch der Baum, der hat es den Menschen, so auch den Hamburgerinnen und Hamburgern, besonders angetan.

Bäume emotionalisieren

Und so pflanzen wir sie in unsere Städte, wo sie uns doch andernorts egal sind. Das merken wir auch hier beim Klönschnack. Uns erreichen immer wieder Zuschriften, die vom Umgang mit Bäumen handeln. Von „Baumfrevel“ ist so etwa die Rede. Es würden hundertjährige Eichen gefällt. Das ist schon schade, so gewaltige, ehrwürdige Lebewesen zu Fall zu bringen. Doch in den Mund nehmen sollte man solche Kritik wohl nur, wenn man kein Holz in seiner Wohnstube hat, denn das wird nur selten aus besonders jungen Bäumen gewonnen, es sei denn, für günstiges Konstruktionsholz. Jedenfalls bewegt das Thema unsere Leserinnen und Leser.

Also gehen wir auf Spurensuche und die beginnt in dieser Jahreszeit gleich vor unseren Füßen: Die Kastanien verlieren ihre Früchte. Was zunächst so stachelig am Baum hing, um Fressfeinde abzuhaten, fällt zu Boden und gibt den Blick auf eine der schönsten Farben und Oberflächen der heimischen Natur frei. Das Basteln mit den Kastanienfrüchten, Bucheckern und farbenfrohen Herbstblättern ist wohl Teil jeder Kindheit hierzulande. Natürlich gibt es noch einige andere Baumarten um uns herum.

Vielfalt am Straßenrand

Wer hätte es gedacht? Allein 320 verschiedene Baumarten säumen Hamburgs Wege und Plätze. Es handelt sich hier um rund 225.000 Bäume. Die Bäume der Gärten, Parks und Stadtwälder sind hier noch nicht einbezogen. Rund 600.000 Bäume kommen in den öffentlichen Parks und Grünflächen noch hinzu – zu Bäumen in privaten Gärten gibt es keine Zahlen. Die Baumlandschaft ist vielfältig: Es gibt Exoten wie die 150 Jahre alten mächtigen Sumpfzypressen im Alten Botanischen Garten, eine neu gepflanzte Platanenallee im Winterhuder Stadtpark und die majestätischen Eichen in Eidelstedts Sola-Bona-Park.

Der älteste Baum in Hamburg wächst am Neulander Elbdeich. Die Eibe stammt wahrscheinlich aus dem 12. Jahrhundert und wurde schon 1936 zu einem Naturdenkmal erklärt. Im Jenisch-Park steht eine über 500 Jahre alte Stieleiche, der Hirsch-Park schmückt sich mit einem der schönsten Berg-Ahorne in ganz Deutschland.

Gefahren für Stadtbäume

Kein Wunder, dass die faszinierenderen Bäume in den Parks und nicht am Straßenrand zu finden sind. Denn Bäume brauchen vor allem vier Dinge: Licht, Luft, Wasser und viel Platz. Und mindestens letzteres gibt es in der Innenstadt nicht. Zudem ist der Boden arm an Mineralien und oft versiegelt. „Auch wenn viele Bäume den harten Lebensbedingungen mit erstaunlicher Beharrlichkeit trotzen – von Natur aus sind sie nicht für das Stadtleben geschaffen. Sie brauchen deshalb unsere Fürsorge“, weiß Hamburgs Website zu berichten. Und so hegt und pflegt die Stadt ihre Bäume, damit sie auch an Extremstandorten überleben.

Längst nicht allen Exemplaren genügt die Fürsorge. Der Klimawandel macht auch hier nicht halt. Mal ein heißer, trockener Sommer, dann ein regenreicher wie in diesem Jahr. Erst vergangenes Jahr sind im Klövensteen zahlreiche Sikafichten wegen der hohen Temperaturen zu Grunde gegangen. Um die grüne Vielfalt zu erhalten, wird es immer mehr Pflege bedürfen. Und neue Konzepte wie Mischwälder und -parks, denn manch eigentlich heimischer Art wird es langsam zu heiß und unangenehm bei uns.

 

Zahlen & Fakten

Die Linde ist die meistvertretene Baumart in der Hansestadt. Rund 53.171 Exemplare finden sich laut Straßenbaumkataster hier. Es folgt die Eiche mit 49.604 Bäumen vor dem Ahorn mit rund 30.331, der Hainbuche mit 11.037 und der Platane mit 10.138. Der Bezirk mit den meisten Straßenbäumen ist Wandsbek, in Hamburg Nord gibt es allerdings die meisten Straßenbäume, die schon vor über 100 Jahren gepflanzt wurden.

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