Vor rund einem Jahr schien die Luca-App praktisch alternativlos. Die Gesundheitsämter suchten damals ein funktionierendes Mittel zur Nachverfolgung in Geschäften, Restaurants und zuletzt auch an anderen öffentlichen Orten. Jedes Bundesland konnte für sich entscheiden, ob es einen Vertrag mit dem App-Betreiber culture4life abschließt. Bis auf Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Thüringen haben dies alle Bundesländer für die flächendeckende Anwendung getan. In den drei Ausnahmeländern wurden Lizenzen für einzelne Ämter gewählt.
Die Luca-App ist seit dem Frühjahr 2021 auch in Hamburg im Einsatz. Von Beginn an war sie umstritten. Sowohl der Nutzen, als auch die Datensicherheit werden bis heute von vielen Seiten bezweifelt. Immer wieder traten Fälle auf, in denen die Gesundheitsämter nicht über Ausbrüche alarmiert wurden. Eingeführt wurde die App aber gerade zu diesem Zweck. Nun laufen die Verträge mit den 13 Bundesländern aus, die sich für die „Landeslizenz“ entschieden hatten. Und dies hat Folgen.
Ämter nutzen die Daten kaum
Die Bundesländer müssen abwägen, ob sie die Lizenzen verlängern. Schleswig-Holstein hatte das bereits vor längerer Zeit ausgeschlossen. Bremen und Brandenburg haben sich jetzt angeschlossen. In Hamburg zögert man noch. Zuletzt waren auch die Kosten und die Vertragslaufzeiten ins Gewicht gefallen. Die Betreiberfirma kündigte inzwischen an, dass sie den Preis halbieren wolle, auf 9.000 Euro pro Gesundheitsamt im Jahr. Die Kündigung sei jetzt monatlich möglich. Doch das Sonderangebot gibt für viele Bundesländer nicht den Ausschlag. Der Landkreis Anhalt-Bitterfeld etwa gab gegenüber der Zeit an, dass sie die App gar nicht nutzen. Andere Landkreise nutzen die App scheinbar nur eingeschränkt. Die Kosten rechnen sich wohl kaum.
Der Fehler liegt im Prinzip
Die meisten Bürger werden mit dem Prinzip der Luca-App vertraut sein: Ein QR-Code wird in die App eingescannt. Die App sammelt Daten zum Aufenthaltsort und der Dauer. Sollte für den Zeitraum des Aufenthaltes ein Infektionsgeschehen registriert werden, sollen Nutzer und das zuständige Amt informiert werden. So die Idee. Dafür müssten aber Nutzer ihre Infektion in die App auch eintragen. Zum Thema der QR-Codes bleibt zu sagen, dass manche Veranstaltungen nur einen Code für das gesamte Event zur Verfügung stellen können und nicht pro Tisch – etwa bei einer Ausstellung. Das macht das Verfahren für die Ämter zu unpräzise. Der Fehler liegt also im Prinzip der Anwendung.
Offen bleibt jetzt, ob die Corona-Warn App des Bundes ausreichend ist, um Infektionsketten zu unterbrechen. Die Corona-Warn App des RKI kann ebenfalls angeben, ob eine Infektionsgefahr besteht. Anders als bei Luca funktioniert die Ermittlung via Bluetooth, ganz automatisch. Aber auch hier muss die eigene Infektion mittels Einscannen registriert werden. Ganz ohne Eigeninitiative geht es also auch hier nicht. Mit dem Update von heute kann die Warnapp in einem Schritt Impfstatus und Testergebnisse anzeigen. Dies erleichtert den Zugang zu Geschäften und Veranstaltungen ab sofort.
Durch das Auslaufen der Verträge und Updates in der RKI-App sieht die Zukunft für die Luca-App düster aus. Die Firma culture4life reagiert jetzt.
Luca-App legt nach
Die Luca-Betreiberfirma erneuert, was das Zeug hält. Bis vor Kurzem wurde noch kommuniziert, dass das Unternehmen kein Geschäftsmodell für die Zeit nach Corona vorsieht. Dies hat sich nun eindeutig geändert. Eine Pressemitteilung vom 17. Januar titelte, dass man sich bei Luca auf die Endemie vorbereite. Die App-Entwickler wollen zukünftig einen engeren Zuschnitt auf die Gastronomie. Restaurants und Bars können bereits jetzt Speisekarten in der App hinterlegen. Das Vorzeigen des Personalausweises könnte zukünftig entfallen. Hierzu soll eine spezielle ID in der App erzeugt werden. Beim Check-in wären dann alle relevanten Daten auf einmal verfügbar.