14. September 2025
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Christuskirche: Orgel-Impro zu Schwarz-Weiß-Klassiker

Die Christuskirche bietet im September eine kleine Sensation an: Die Livevertonung des filmischen Meisterwerks "Das Cabinet des Dr. Caligari" durch einen der bekanntesten Organisten Deutschlands.

„Das Cabinet des Dr. Caligari“ – Szenenbild // Foto: Murnau Stiftung

„Das Cabinet des Dr. Caligari“ – Szenenbild // Foto: Murnau Stiftung

Manuel Gera war fast 20 Jahre lang Organist und Chorleiter am Hamburger Michel. Der überregional bekannte Spezialist für Orgel-Improvisation vertont im September den Filmklassiker „Das Cabinet des Dr. Caligari“ (1920) live in der Christuskirche. Das Publikum kann sich somit neben der Filmvorführung auf ein unwiederholbares Musikerlebnis freuen.

„Das Cabinet des Dr. Caligari“ – Ein Meilenstein der Filmgeschichte

„Das Cabinet des Dr. Caligari“ ist ein deutscher expressionistischer Stummfilm von Robert Wiene aus dem Jahr 1920. Die Handlung erzählt von einem Schlafwandler, der tagsüber als Jahrmarktsattraktion vom zwielichtigen Dr. Caligari vorgeführt wird und nachts grausame Morde begeht. In einer zweiten Erzählebene schildert ein Insasse einer Irrenanstalt diese Ereignisse – und erhebt einen ungeheuren Vorwurf: Sein eigener Direktor sei Dr. Caligari. Der Film gilt als Meilenstein der Filmgeschichte.

Die Herausforderung eines Live-Soundtracks

Organist und Improvisations-Spezialist Manuel Gerda // Foto: privat
Organist und Improvisations-Spezialist Manuel Gerda // Foto: privat

Die musikalische Begleitung eines Films gilt heute als eigenes Stilmittel. Sich vorzustellen, dass die präzise Vertonung der Szenen einst ein spontanes Produkt war, fällt schwer. Dabei war es früher durchaus üblich, Stummfilme mit Klaviermusik oder einem kleinen Ensemble live zu begleiten – allerdings lieferten die Filmstudios dafür Noten. Manuel Gera hat mit der Kirchenorgel das wohl stimmgewaltigste und vielseitigste Instrument überhaupt zur Verfügung, Noten sucht man vergebens. Im Interview verrät er, was für ihn den besonderen Reiz dieses Abends ausmacht.

Was macht für Sie den Reiz von Stummfilm mit (Live-)Musik aus?
Die Aktualisierung des Stummfilms an sich. Durch die neue Musik bekommt der Film einen Sitz in unserem zeitgenössischen Kulturleben. Und schon nach wenigen Minuten vermisst man das gesprochene Wort nicht mehr, weil die Aussagen allein durch Bilder und Klänge vermittelt werden.

Was erwartet denn das Publikum am heutigen Abend?
Das Publikum wird den Film auch mit den Ohren „sehen“. Die reichen Klangkombinationen der Orgel erlauben ein emotionales Mitempfinden der Handlung durch die Übersetzung der Mimik und Gestik der handelnden Personen.

Woher kommt die Improvisation?

Was inspiriert Sie in Ihrer Arbeit mit dem Medium Stummfilm?
Die Filme selbst. Ich gestehe, mir die manchmal vorhandene Originalmusik nie angehört zu haben, um mich ausschließlich von den Bildern und den Handlungstafeln inspirieren zu lassen.

Wie gehen Sie bei der musikalischen Umsetzung eines Stummfilms vor?
Ich schaue den Film mehrfach komplett an und erstelle ein Konzept, das genaue Zeit- und Handlungsangaben enthält. In einem zweiten Schritt entwickle ich erste Skizzen zur Musik, anschließend erfolgt die „Instrumentierung“ , die zeitaufwändige klangliche Einrichtung auf der Orgel. Glücklicherweise kann ich die ausgewählten Registrierungen in der Setzeranlage abspeichern. Die Live-Umsetzung der schemenhaft entworfenen Ideen erfolgt dann immer spontan – das ist das wirkliche Spannende.

Und worin liegt für Sie die Herausforderung bei diesem Projekt?
Während der etwa 70 Minuten Laufzeit des Filmes trete ich in eine besonders tiefe und meditative Phase der Improvisation ein. Mein Ziel ist es, so passgenau zu improvisieren, dass man die Musik am Ende gar nicht getrennt vom Film aufnimmt. Die musikalische und spieltechnische Konzentration die lange Spielzeit auszudehnen, ist eine Herausforderung, der ich mich gern stelle.

Zeit und Ort

Sa., 27. September, 20 Uhr, Christuskirche Othmarschen, Roosens Weg 28, Eintritt 12 Euro, ermäßigt acht Euro.

 

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