16. September 2024
Panorama

Fischerhaus wieder offen

Hamburgs ältestes Wohngebäude erstrahlt wieder in altem Glanz. Die Wiedereröffnung dieser historischen Perle mitten im Blankeneser Treppenviertel wurde freudig von vielen Vereinen und Initiativen aufgenommen.

Vertreter von Stadtm Bezirk und Gemeinde durchschneiden das rote Band zur Wiedereröffnung. Jan Zunke, Geschäftsführer Sprinkenhof GmbH, Dr. Stefanie von Berg, Bezirksamtschefin Altona, Helga Neugebauer, Trachtengruppe Blankenese und Finanzsenator Dr. Andreas Dressel (v.l.)

Vertreter von Stadt, Bezirk und Gemeinde durchschneiden das rote Band zur Wiedereröffnung. Jan Zunke, Geschäftsführer Sprinkenhof GmbH, Dr. Stefanie von Berg (GRÜNE), Bezirksamtschefin Altona, Helga Neugebauer, Trachtengruppe Blankenese und Finanzsenator Dr. Andreas Dressel (SPD) (v.l.)

Von 2020 bis 2022 wurde das Fischerhaus umfassend denkmalgerecht saniert. Im Nachgang waren noch einige Verbesserungen vorzunehmen. Dazu zählte der Ausbau der Küche. Nun kann das Fischerhaus seine Nutzung als Seniorentreff der Kirchengemeinde wieder aufnehmen. Die Eröffnungsfeier fand im geräumigen Garten des Hauses statt. Bei Kuchen, Fischbrötchen und Livemusik traf sich die örtliche Gemeinde und schaute sich „ihr“ Haus an. Neben dem Blankeneser Trachtenverein waren auch Vertreter des Förderkreises historisches Blankenese dort. Dieser Verein hatte die Restaurierung mit begleitet.

Die Stimmung war ausgelassen und der Zustand des Hauses wurde gut aufgenommen. Über ein Detail, das manche stört, ging Finanzsenator Dr. Andreas Dressel (SDP) gutmütig hinweg: „Von der Farbe des Hauses wollen wir heute nicht sprechen“, wie er sagte. Das bräunliche Rot der Fassade finden manche nicht stimmig. Es sei historisch nicht belegt, wagen sich andere hervor. Wieder andere sprechen vom historisch durchaus belegten Farbton. Was bis vor Kurzem noch Menschen störte, war heute keine Schwierigkeit mehr. Die Freude überwog.

Besonders stellte das Pastor Frank Engelbrecht von der evangelischen Gemeinde in Blankenese heraus: „Heute feiern wir nach sieben Jahren sorgfältiger Sanierung die Wiedereröffnung des Fischerhauses. Damit erstrahlt dieses historische Juwel und älteste Wohnhaus Hamburgs im malerischen Treppenviertel wieder als Teil des öffentlichen Lebens. Darüber sind wir froh und dankbar.“ Die Gemeinde wird das Fischerhaus hauptsächlich nutzen dürfen und die Seniorenangebote verantworten. Auch andere Bereiche der Gemeindearbeit werden hier profitieren, so etwa die Konfigruppen.

„Jetzt gilt es, das Fischerhaus neu mit Leben zu füllen.“

Mit Blick in die Zukunft fügte er hinzu: „Jetzt gilt es, das Fischerhaus neu mit Leben zu füllen. Zusammen mit Engagierten aus Gemeinde und Nachbarschaft wollen wir das Fischerhaus wieder zu einem Ort machen, an dem Alt und Jung zusammenkommen, Menschen voneinander lernen, gemeinsam kreativ werden und dabei Geschichte und Gegenwart füreinander durchsichtig und fruchtbar machen. So wie die ‚Guten Alten Sorten‘ in der Landwirtschaft neue Wege zu Resilienz und Nachhaltigkeit weisen, eröffnet das Fischerhaus mit einer Geschichte zum Eintreten, Anschauen, Anfassen, Ausprobieren und Begreifen neue Blicke auf unsere Gegenwart. Das soll uns zur Entwicklung nachhaltiger Perspektiven für unser Zusammenleben in der Zukunft inspirieren.“

Hinweise zur fehlenden Barrierefreiheit wischte er freundlich hinweg, mit dem Hinweis, dass es die früheren Nutzer in den vergangenen Jahrhunderten nicht hinderte, hier zu leben und zu arbeiten. Dafür erntete er viel Zustimmung. Neben dem Seniorentreff sollen auch andere Sozial- und Kulturangebote, etwa Lesungen, angeboten werden.

„Ein Dank an all die Menschen, die sich hier eingebracht haben.“

Bezirksamtschefin Dr. Stefanie von Berg (GRÜNE) dankte vor allem den Menschen, die den Umbau und die neuen Angebote ermöglichen. Sie freue sich, „dass hier nun ein Seniorentreff Angebote anbietet – und dass der Verein Historisches Blankenese uns mit einem Museumszimmer zurück in die Vergangenheit führt. Mein Dank gilt allen Menschen, die sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten mit viel Energie, Arbeitsstunden und Leidenschaft für dieses wunderbare Gebäude eingesetzt haben und das Sanierungs-Projekt zum Abschluss gebracht haben.“ Auch von Berg bezog sich auf die Wichtigkeit, das Haus mit Leben zu füllen. Sie nannte die Gefahr zunehmender Vereinsamung, der man hier entgegentreten könnte. Sie wünscht sich daher vor allem, dass hier ein Begegnungsort entsteht.

„Dieses Gebäude zu erhalten, war und ist für den Senat Auftrag und Verpflichtung.“

Ein Hinweis, der oft kommt, ist der auf das Geld. Die Sanierung des Fischerhauses war kostenintensiv. Rund 3,5 Millionen Euro seien nötig gewesen. Grund hierfür war auch der Krieg in der Ukraine, der die Materialkosten in die Höhe trieb. Auch das Reet für das Dach war betroffen, denn die Ukraine ist einer der wichtigsten Lieferanten für das seltene Baumaterial. Die Lage des Bauortes und fehlende Fachkräfte trieben die Kosten ebenfalls in die Höhe. Trotzdem, die Investition habe sich gelohnt, meint Finanzsenator Dr. Andreas Dressel: „Im bauhistorischen Erbe unserer Stadt nimmt das Fischerhaus einen ganz besonderen Platz ein. Dieses Gebäude zu erhalten, war und ist für den Senat Auftrag und Verpflichtung. Unter bauwirtschaftlich nicht einfachen Rahmenbedingungen ist es nun gelungen, das Fischerhaus fit zu machen für die Zukunft.“

Das Fischerhaus: Blankeneses historisches Juwel

Das Blankeneser Fischerhaus gehört zu der Gruppe der niederdeutschen Fachhallenhäuser und die beiden angebauten Flügel sind zweigeschossige Rähmbauten. Die Angaben über das Erbauungsjahr des Gebäudes schwanken zwischen ca. 1700 und ca. 1800. Nach intensiven Untersuchungen datiert man das Fischerhaus um 1570. Damit ist dieses Gebäude eines der ältesten erhaltenen Wohngebäude im Hamburger Stadtgebiet. Manche Stimmen, wie Bezirksamtschefin von Berg, sprechen stolz vom ältesten Wohnhaus der Stadt Hamburg.

Die umfangreiche Sanierung von 2020 bis 2022 erfolgte in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz. Historische Bauteile wurden im Original erhalten oder denkmalgerecht nachgebaut. Dafür waren diverse fachliche Untersuchungen notwendig.

Das Fischerhaus wurde vor der Sanierung zu einem Teil als Wohnung, zum anderen Teil von der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Blankenese genutzt. Die Kirchengemeinde wird nun auch wieder eine Altentagesstätte betreiben und interessierten Besuchern eine Besichtigung des Fischerhauses ermöglichen. Das Gesamt-Investitionsvolumen von rund 3,5 Millionen Euro wurde zunächst aus dem Hamburger Wirtschaftsstabilisierungsprogramm (HWSP) und später aus Ermächtigungen des Haushaltsplans 2021/2022 bereitgestellt. Eigentümerin des Hauses ist die städtische Baugesellschaft Sprinkenhof. Sie vermietet das Gebäude an den Bezirk Altona. Der wiederum erhält die Mittel zur Miete von der Finanzbehörde der Stadt Hamburg. Das Bezirksamt stellt der Kirchengemeinde, also der letztlichen Nutzerin, die Räume für die soziale Nutzung kostenfrei zur Verfügung.

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